Bassewitz von Achim von Arnim

Bassewitz auf seinem Rappen
Durch die Weser ist geschwommen,
Um recht schnell zu Streit zu kommen;
Führt mit Glanz sein altes Wappen.
Über Hecken, über Zäune
Setzt er spielend in dem Sonnenscheine
 
Als in Blut die Sonn' gesunken
Und sein Volk von Jena flüchtet,
Er sich treu nach allem richtet,
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Und sein Muth ist nicht gesunken.
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Trauern kann er nicht, nur lachen,
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Weiß noch lustig sich mit Leid zu machen.
 
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Als zum Meere sie gedränget,
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Viele das Gewehr schon strecken,
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Mag er sich nicht mehr verstecken
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Hinter Demuth, die ihn enget,
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Auf die Feinde loszuschlagen
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Kann er Einmal sich nicht mehr versagen.
 
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Blau und roth sein Degen flimmert
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Und auf die geschlossenen Reihen
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Hauet er allein mit Schreien,
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Einen Adler ganz zertrümmert;
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Doch von vielen bösen Hunden
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Wird der Löwe selber überwunden.
 
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Gegen die verschlossne Thüre
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Vom Begräbniß all der Seinen
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Sie ihn drängen und nicht meinen,
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Daß es nur sein Feuer schüre,
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Wenn sie ihm das Leben schenken;
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Nicht von seinem Schimpfen kann's ihn lenken.
 
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Seine Hände, festgehalten,
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Können sich nicht los mehr reißen,
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Doch sein Mund kann sie noch beißen,
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Selbst den Ehrenkranz erhalten.
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Und sie spießen ihn mit Degen
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An die Thüre, seines Schimpfens wegen.
 
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Wie die Fledermaus genagelt,
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Wie der Falke an den Thoren,
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Lebend giebt er nichts verloren,
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Und er beißt noch in den Degen,
41 
Der den Lebensfaden schneidet,
42 
So den Tod er unbezwungen leidet.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Bassewitz“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
230
Entstehungsjahr
1806
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bassewitz“ wurde von Achim von Arnim, einem bedeutenden Vertreter der Heidelberger Romantik, verfasst. Er lebte von 1781 bis 1831, womit sich das Gedicht zeitlich in die literarische Epoche der Romantik einordnen lässt.

Beim ersten Lesen des Gedichts wird ein dramatisches, kriegerisches Bild vermittelt. Das lyrischen Ich erzählt die Geschichte von Bassewitz, der als mutiger und unerschütterlicher Krieger dargestellt wird.

Das Gedicht beschreibt zunächst, wie Bassewitz auf seinem Pferd durch die Weser schwimmt und sich tapfer in den Kampf begibt. Trotz der bedrohlichen Umstände, inklusive einer Flucht seines Volkes und der sinkenden Sonne als Symbol für ein hereinbrechendes Unheil, lässt er seinen Mut niemals sinken. Er ist sogar in der Lage, zu lachen und seinen Schmerz mit Humor zu bewältigen. Nachdem seine Truppe zum Meer gedrängt wird, entschließt sich Bassewitz, sich der Situation zu stellen und den Kampf mit den Feinden aufzunehmen. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit und des Ausblicks auf Tod oder Niederlage, gibt Bassewitz nicht auf. Bemerkenswert ist seine Reaktion auf seine bevorstehende Niederlage: Er beleidigt seine Gegner und treibt sie dazu, ihn an einer Tür aufzuspießen. Selbst in dieser ausweglosen Situation gibt er nicht auf und kämpft bis zum letzten Atemzug.

Die Form des Gedichts ist streng und klassisch. Es besteht aus sieben Strophen mit je sechs Versen. Der Reim ist durchgehend gehalten, was auf die klassische Form hinweist. Der Stil ist verständlich und bildhaft, und es wird eine Geschichte erzählt, was typisch für die Romantik ist. Durch die Sprache und die Bilder, die erzeugt werden, wird die Atmosphäre einer brutalen Schlacht und des unbeugsamen Mutes von Bassewitz vermittelt. Die Farben „blau und rot“ könnten dabei als Symbole für Treue beziehungsweise Leidenschaft und Kampf dienen.

Zusammenfassend ist „Bassewitz“ ein dramatisches und bewegendes Gedicht, das den unbeugsamen Heldenmut und die Entschlossenheit Bassewitz' in face of overwhelming odds hervorhebt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Bassewitz“ ist Achim von Arnim. Arnim wurde im Jahr 1781 in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1806. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 230 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Zur Weihnachtszeit“, „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“ und „Schweizerlied“. Zum Autor des Gedichtes „Bassewitz“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 173 Gedichte vor.

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