Belehrende Entschuldigung von Achim von Arnim

Du zürnst, weil ich dir um den Hals gefallen,
Als heut dein Mund so freudig zu mir sprach,
Laß meine Freude dir im Kuß erschallen,
Mein Lächeln suchte sich ein freundlich Dach:
Ein solcher Kuß, er deutet sich nicht weiter,
Er löscht sich wie ein hellgefallner Stern,
Der Himmel scheint dahinter ewig heiter,
Im tiefen Blau verliert er sich so gern.
 
Im Glücke ist ein höheres Berühren,
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Wir sind vereint von seiner Wunderkraft,
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Was sollten wir um Zeichen uns noch zieren,
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Wir hatten uns so lange angegafft:
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Wie macht's die Rebe, will sie sich erheben?
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Mit sich allein, sie hat doch keine Ruh!
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O häng' dich an die Welt wie diese Reben,
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Und deck ihr dennoch deine Trauben zu!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Belehrende Entschuldigung“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
119
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Belehrende Entschuldigung“ wurde von Achim von Arnim verfasst, der vom 26. Januar 1781 bis zum 21. Januar 1831 lebte. Dies ordnet ihn in die Zeit der Romantik ein, einer literarischen Epoche, die von circa 1795 bis 1848 andauerte.

In dem Gedicht schildert das lyrische Ich seine Beziehung zu einer anderen Person. Zunächst entschuldigt es sich dafür, dass es der Person unvermittelt um den Hals gefallen ist, als diese ihm freudig entgegengekommen ist. Es erklärt, dass dieser Kuss nicht mehr bedeutet als eine spontane Ausdrucksform seiner Freude. Das lyrische Ich suggeriert, dass es einen größeren Sinn hinter dieser freudigen Begegnung gibt und dass sie sich nicht mit bloßen Zeichen zieren sollten. Es verwendet das Bild der Rebe, die sich erheben will, um zu betonen, dass die Person sich nicht alleine erheben kann, sondern sich an die Welt binden muss, ähnlich wie die Rebe, die sich an einen Baum oder eine Stange klammert.

Das Gedicht zeigt das Bedürfnis nach Nähe und emotionaler Verbindung, aber auch die Notwendigkeit, sich in die Welt zu integrieren und dabei dennoch seine eigenen „Trauben“ (also persönliche Früchte oder Erfolge) zu verbergen oder zu schützen. Der Vers „Der Himmel scheint dahinter ewig heiter, / Im tiefen Blau verliert er sich so gern“ unterstreicht den Aspekt der Transzendenz und der Suche nach dem Ewigen, welche typische Merkmale der Epoche der Romantik sind.

Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit je acht Versen. Es gibt kein festes Reimschema. Es ist in einem konkreten, einfachen Sprachstil geschrieben und verwendet Naturmetaphern, um emotionale Zustände zu beschreiben - ein weiteres Merkmal der Romantik. Es ist besonders interessant, dass das lyrische Ich seine eigenen Handlungen 'belehrt' und damit Selbstreflexivität zeigt.

Insgesamt ist „Belehrende Entschuldigung“ somit ein Gedicht, dass sich mit den Fragen nach emotionaler Nähe und der Position des Individuums in der Welt auseinandersetzt und dies mit ausdrucksstarken Bildern vermittelt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Belehrende Entschuldigung“ ist Achim von Arnim. Geboren wurde Arnim im Jahr 1781 in Berlin. Im Zeitraum zwischen 1797 und 1831 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Bei Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Quelle der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 119 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Achim von Arnim sind „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“, „Schweizerlied“ und „Flammenruh nach Weisheit streben“. Zum Autor des Gedichtes „Belehrende Entschuldigung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 173 Gedichte veröffentlicht.

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