Das Drei-Königs-Fest von Achim von Arnim

Es ist so lang' gesprochen,
Daß bald ein Aufruhr sei,
Drum ist er ausgebrochen,
Von dem erstickten Geschrei,
Der Pulverthurm sprang auf,
Die Fenster klirrten drauf.
 
Wer kann den Herzog hindern,
Er zündet wie ein Blitz,
Der König mit den Kindern
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Zieht in des Reiches Spitz,
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Der Herzog nah dem Thor
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Steht einsam schon davor.
 
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Des Königs Garden singen,
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Er horchet immer zu,
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Drei-Königs-Lied sie bringen,
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Durchziehn die Stadt in Ruh,
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Der Herzog denkt sich schon,
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Wie er da zieht zum Thron.
 
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Die heiligen drei König,
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Die ziehen auch vor's Thor,
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Und wundern sich nicht wenig,
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Wen sie erblicken davor;
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Der Herzog sie nicht sieht,
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Bis ihm Gewalt geschieht.
 
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Mit seinem hölzern Schwerte
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Der Mohr giebt einen Stoß,
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Da fällt er gleich zur Erde
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Von seinem hohen Roß,
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Sie schleppen ihn herein,
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Wo er sollt' ziehen ein.
 
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Wie anders sind die Blicke,
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Die er auf Straßen kriegt,
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Der Kluge lacht mit Tücke,
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Daß ihn das Glück betrügt,
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Der Arm, der willig ihn zog,
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Jetzt eine Feige bog.
 
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Die Backe will ihm springen
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Vor Röthe und vor Scham,
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Als sie zum König bringen
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Den Herzog wie ein Lamm,
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Er findet all im Spiel
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Der muntern Kinder viel.
 
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Der Kuchen ist gebacken,
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Er muß da gleich zum Spiel,
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Die Krone ist voll Zacken,
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Ihm gar nicht mehr gefiel,
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Das Glück giebt ihm den Lohn,
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Papierne Kron zum Hohn.
 
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Der Hofnarr macht viel Späße,
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Als wär es wie zuvor,
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Als wenn man ganz vergäße,
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Daß er empört zuvor,
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Sein Muth bedienet nun,
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Die er wollt absetzen thun.
 
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Ist Feldherr über alle,
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Zieht her mit großer Pracht,
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In seiner Trommeln Schalle
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Voran in jede Schlacht,
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Die drei Kön'ge stehn ihn bei,
60 
Daß er verbleibe treu.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Das Drei-Königs-Fest“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
60
Anzahl Wörter
281
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Drei-Königs-Fest“ wurde von Achim von Arnim geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und wichtigen Vertreter der literarischen Strömung der Romantik, der von 1781 bis 1831 lebte.

Beim ersten Lesen fällt die dramatische Inszenierung auf, die Figuren des Königs, des Herzogs und der drei Könige (offensichtlich in Anlehnung an die biblischen Weisen aus dem Morgenland) verleihen dem Poem einen historischen und zugleich mysteriösen Kontext. Spannung wird aufgebaut, die Szenerie ist dynamisch und intensiv.

Das Gedicht erzählt von einer Art Aufruhr oder Konflikt, an deren Ende ein Herzog besiegt wird und offenbar seine Position verliert. Er scheint zunächst eine Gefahr oder Bedrohung für den König und das Reich darzustellen (Strophe 2). Am Drei-Königs-Fest jedoch, einem christlichen Feiertag, wird er von den feiernden Untertanen - verkörpert durch die heiligen drei Könige - auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt (Strophe 4 und 5). Dieser wird dem König vorgeführt, als eine Art Spielzeug oder Witzfigur dargestellt und muss sich dem Hohn der Leute aussetzen (Strophe 6-9). Dennoch endet das Gedicht mit einer positiven Note. Der verspottete Herzog bleibt loyal und wird vom König und den drei Königen unterstützt, was auf eine mögliche Läuterung oder Buße hindeutet (Strophe 10).

Sprachlich ist das Gedicht fesselnd und bildstark. Der Stil ist eher traditionell, mit einem Sechser-Versen pro Strophe. Es gibt viele bildhafte Beschreibungen und Metaphern, die eine emotionale Wirkung verstärken. Die Sprache ist strukturiert und folgt einem bestimmten Rhythmus, was zu einer dynamischen und dramatischen Wirkung beiträgt. Einige Zeilen haben eine gewisse Ironie oder Spott, was die Perspektive des Herzogs und seine Herabsetzung unterstreicht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Das Drei-Königs-Fest“ ein Gedicht ist, das menschliche Schwächen und Stolz, öffentliche Demütigung und schließlich Vergebung und Loyalität thematisiert. Es kombiniert auf geschickte Weise Bildsprache, Rhythmus und Struktur, um eine prägnante und fesselnde Erzählung zu erzeugen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Drei-Königs-Fest“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Achim von Arnim. Geboren wurde Arnim im Jahr 1781 in Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1797 und 1831. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 60 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 281 Worte. Die Gedichte „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“, „Schweizerlied“ und „Flammenruh nach Weisheit streben“ sind weitere Werke des Autors Achim von Arnim. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Drei-Königs-Fest“ weitere 173 Gedichte vor.

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