Der Mantel ist ein lustig Haus von Achim von Arnim

Der Mantel ist ein lustig Haus,
Drin ist gewölbt ein Keller,
Da giebt es manchen schönen Schmaus,
Da geht es stets herein, heraus,
Und kostet keinen Heller.
 
Ein Ofen ist in diesem Haus,
Das ist die Tabackspfeife,
Die macht mir Wölklein weiß und kraus,
Es scheint recht wie ein Blumenstrauß,
10 
Weg ist's, wenn ich nach greife.
 
11 
Der Brenner ist des Teufels Kost,
12 
Mit Feuer ich ihn locke,
13 
Und für den einzigen Höllentrost
14 
Er alle Feinde niederstoßt,
15 
Zu Dutzend und im Schocke.
 
16 
Mein Pferdchen, das mit Sprüngen trabt,
17 
Hab' ich durch ihn erbeutet,
18 
Wie es mir nun das Herze labt,
19 
Als hätt' ich es zum Thron gehabt,
20 
Wenn es die Mähne breitet.
 
21 
Es ist ein großer Federkrieg
22 
In aller Welt entstanden,
23 
Die hohe Feder wallt zum Sieg,
24 
So weit mein Schwert reicht, alles liegt,
25 
Als wüchs es auf dem Lande.
 
26 
Wir sitzen ab im Städtlein drin,
27 
Die Bürgermädchen schauen,
28 
Die erste fass' ich an das Kinn,
29 
Die zweite sieht, daß ich es bin,
30 
Und thut mich lieblich hauen.
 
31 
Ich laß mir ein klein Zettelein
32 
Von ihrem Rathsherrn schmieren,
33 
Dafür läßt mich ein jeder ein,
34 
Und bringt mir gleich den Krug mit Wein,
35 
Ich und mein Pferd regieren.
 
36 
Das Mädchen führt uns in den Stall,
37 
Im Stall da ist es dunkel,
38 
Da leuchtet dann ihr Aug' zumal,
39 
Wie Sonne über Berg und Thal,
40 
Mit lieblichem Gefunkel.
 
41 
Das schöne Kind klatscht mir mein Pferd,
42 
Möcht' ihm zu fressen geben.
43 
»Nur glühe Kohle frißt mein Pferd,
44 
Die Augen dein, die sind der Heerd;
45 
Dir ist es ganz ergeben.«
 
46 
Wer das Kommisbrod hat erdacht,
47 
Das war ein guter Reiter,
48 
Das steht uns frei bei Tag und Nacht,
49 
Mein Pferdchen es auch nicht veracht,
50 
Es macht uns fest und heiter.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.4 KB)

Details zum Gedicht „Der Mantel ist ein lustig Haus“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
50
Anzahl Wörter
284
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Mantel ist ein lustig Haus“ wurde von Achim von Arnim geschrieben, einem bedeutenden Vertreter der Romantik des beginnenden 19. Jahrhunderts.

Schon beim ersten Lesen entsteht der Eindruck, dass das lyrische Ich eine Art Ritter oder Vagabund ist, der sich frei und ungebunden fühlt. Die Worte lassen ein fröhliches, unbeschwertes Bild entstehen.

Die Grundthematik des Gedichts ist die Freiheit und Unabhängigkeit des lyrischen Ichs, das sorglos durch die Welt zieht. Das Bild, welches das lyrische Ich von sich zeichnet, ist das eines heiteren, unbeschwerten Vagabunden, für den die ganz Welt sein Zuhause ist. Der „Mantel“ steht hier exemplarisch für seine Freiheit und Unabhängigkeit. Er dient als schützender Raum, in dem er seine eigenen Regeln festlegt. Indem er auf diese weise von Strophe zu Strophe unterschiedliche Aspekte seines vagabundischen Lebensstils beschreibt, stellt er die Freude an der Ungebundenheit und der sorglosen Freiheit dar.

Die Form des Gedichts entspricht der einer Ballade mit gesungenem Refrain und einer festgelegten Strophenanzahl und Versanzahl. Die Sprache des Gedichts wirkt unkompliziert und leicht verständlich. Sie ist durchzogen von volkstümlichen Ausdrücken und Metaphern, was den Text zugänglich und volksnah wirken lässt. Mit einer humorvollen, leichten Sprache werden die Freuden und Leichtigkeiten des Vagabundenlebens hervorgehoben.

Insgesamt kann dieses Gedicht als Ode an die Freiheit und Unabhängigkeit verstanden werden, die dem lyrischen Ich ein sorgloses, freies Leben ermöglichen. Es vermittelt ein Gefühl von Lebensfreude und Heiterkeit und betont die positive Aspekte eines Lebens ohne soziale Fesseln und Verpflichtungen. Es ist eine Würdigung eines Lebensstils, der auf den ersten Blick vielleicht als unverantwortlich oder undiszipliniert erscheinen mag, aber dem lyrischen Ich Freude und Erfüllung bringt. Der Mantel, der in diesem Gedicht metaphorisch für den Freiheitsdrang des lyrischen Ichs steht, wird zu einem Symbol für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.

Weitere Informationen

Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Der Mantel ist ein lustig Haus“. Arnim wurde im Jahr 1781 in Berlin geboren. Zwischen den Jahren 1797 und 1831 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 50 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 284 Worte. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Des ersten Bergmanns ewige Jugend“, „Der Falke“ und „Ehe“. Zum Autor des Gedichtes „Der Mantel ist ein lustig Haus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 173 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Achim von Arnim

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Achim von Arnim und seinem Gedicht „Der Mantel ist ein lustig Haus“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Achim von Arnim (Infos zum Autor)

Zum Autor Achim von Arnim sind auf abi-pur.de 173 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.