Der Thron von Achim von Arnim
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Der Krieger baut sich seinen Thron |
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Aus jedem frischen Holz, |
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Da meinet er sich Gottes Sohn |
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Und dehnet sich so stolz, |
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Und baumelt mit den Beinen dann |
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Und knackt mit jedem Glied, |
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Die Welt erzittert vor dem Mann, |
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Wenn sie die Unart sieht. |
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So in der dunklen Kammer sitzt |
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Des Kriegers Poltergeist, |
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Der wie ein Thron zur Sonne blitzt, |
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Sein Schwert heraus schon reißt; |
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Was scheinst du Sonne auch so stark, |
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Siehst so geschwind und weit, |
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Wo sich der gute Fürst noch barg, |
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Verräth ihn Menschenfreud. |
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Der Krieger haut in seinen Thron, |
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Die Splittern fliegen dicht, |
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Holt siegend gleich den andern schon, |
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Eh' noch der alte bricht; |
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Der Krieger holt ihn gleich zum Hohn, |
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Den Fürsten stößt hinab, |
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In dunkler Kammer wird der Thron |
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So dunkel wie das Grab. |
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Seht das geschah am grünen Holz. |
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Wie wird's am dürren sein, |
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Der alte Krieger wird so stolz, |
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Meint alles endlich sein; |
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Vorletzt er nahm den ältesten Thron |
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Aus Eisen fest erbaut, |
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Nach ewig ferner Nordlichtskron |
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Er nun mit Sehnsucht schaut. |
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Er haut auf seinen Eisenthron, |
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Als wär's des Feindes Rest, |
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Da springt sein Schwert in Funkenton, |
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Die Kraft ihn da verläßt, |
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Gestählt war ihm sein Herz so hart, |
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Nun wird es menschlich weich, |
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Es bieget sich nach Menschenart, |
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Und fühlt mit andern gleich. |
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Wie einer, der erwacht aus Wuth, |
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Er sieht mit Schrecken nun, |
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Er sog aus sich fast alles Blut |
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Und meint's dem Feind zu thun; |
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Muß seine Bahn so klein nun sehn, |
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Nur andre zog er groß, |
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Die es verschmähten hoch zu stehn, |
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Weil sie schon übergroß. |
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Noch keiner weiß, wo er da blieb, |
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Bis keiner an ihn glaubt, |
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Das grüne Holz ist allen lieb |
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Und ist so frisch belaubt: |
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Die Schwerter bindet, baut den Thron |
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Aus Eisen, nicht aus Holz, |
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So spricht euch nie ein Fremdling Hohn, |
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Verwirft sich auch nicht stolz. |
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Doch in der Hand, mein Fürstensohn, |
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Halt nicht das scharfe Schwert, |
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Halt einen grünen Zweig zum Lohn, |
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Und pflanz' ihn in die Erd, |
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Wenn sich nicht lobenswerthe That |
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Ereigne nimmer nie, |
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Damit, wenn du einst alt und matt, |
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Ein Wald dich froh umzieh. |
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Daß dich ein Wald mit Lust umblüh, |
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Wie's blaue Firmament, |
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Aus allen Landen Jene zieh, |
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Die man wie Sterne nennt; |
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So sammle rings, was tugendlich, |
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So ist die Welt dein Reich, |
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Und diesem Rath ergebe dich, |
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Die Tugend macht uns gleich. |
Details zum Gedicht „Der Thron“
Achim von Arnim
9
72
388
1781 - 1831
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Der Thron“ wurde von Achim von Arnim geschrieben, einem bedeutenden deutschen romantischen Dichter, der vom 26. Januar 1781 bis zum 21. Januar 1831 lebte. Dieses Gedicht lässt sich also zeitlich in die Periode der Romantik einordnen.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht die Entwicklung einer monarchischen Figur zu verfolgen, möglicherweise eines Kriegers oder Herrschers, und seine Beziehung zur Macht und zur Natur.
Im Gedicht geht es um einen Krieger, der seinen Thron aus verschiedenem Holz baut, was sein Ego und seine Machthaltung symbolisiert. Er fungiert als eine Art Schreckgespenst, das sich mit einem Schwert hervortut und dessen Größe und Pracht der Sonne gleicht. Er ist stolz und gewalttätig, zerschlägt alte Throne und stellt neue auf, wobei er in seinem Stolz und seiner Selbstüberzeugung wächst. Im Verlauf der Erzählung durchlebt der Krieger jedoch eine Wandlung: Nachdem er einen Thron aus Eisen errichtet hat, wird sein Herz weicher und menschlicher, und er erkennt, dass er in seiner Wut und seinem Machthunger sich selbst und anderen geschadet hat.
Die Sprache im Gedicht ist bildhaft und metaphorisch, wobei Throne als Symbole für Macht verwendet werden und die Veränderung des Thronmaterials (von Holz zu Eisen) die Entwicklung des Kriegers widerspiegelt. Trotz seiner Länge folgt das Gedicht einem relativ klaren Rhythmus und Reimschema, was seine Lese- und Hörbarkeit erhöht.
Formal ist das Gedicht in strophenartige Abschnitte unterteilt, die jeweils aus acht Versen bestehen. Es verwendet auch zahlreiche literarische Geräte, wie beispielsweise Alliteration („der Krieger“), Metapher („keiner weiß, wo er blieb“) und Symbolik (Holz, Eisen, Throne), um seine Botschaft zu vermitteln und seine Geschichte zu entwickeln.
Insgesamt kann das Gedicht als eine Erzählung über Macht, Stolz, Reue und letztendlich Erleuchtung gedeutet werden. Es erforscht die Auswirkungen von Macht und Ego, während es gleichzeitig die Möglichkeit von Wandel und menschlicher Wohlwollen hervorhebt.
Weitere Informationen
Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Der Thron“. Arnim wurde im Jahr 1781 in Berlin geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1797 bis 1831 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Quelle der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 388 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 72 Versen. Der Dichter Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Bibliothek“, „Zur Weihnachtszeit“ und „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Thron“ weitere 173 Gedichte vor.
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Zum Autor Achim von Arnim sind auf abi-pur.de 173 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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