Der Götter Adel von Achim von Arnim

Still bewahr es in Gedanken
Dieses tief geheime Wort,
Nur im Herzen ist der Ort,
Wo der Adel tritt in Schranken,
Wo die silbernen Drommeten
Helllaut rufen aus den Nöthen.
 
Ihr Gedanken seid die Ahnen,
Wenn des Zweifels Kampf beginnt,
Wie aus Stein die Quelle rinnt,
10 
Frischend ihre Geister mahnen,
11 
Der Gedanken trockne Blätter
12 
Wehen frisch im Frühlingswetter.
 
13 
Nicht vom Leichtsinn abgerissen,
14 
Nicht zum Spiele hingestreut,
15 
Nimmer es dem Baum gereut,
16 
Daß er nun so viel muß missen,
17 
Er im Wind sich freudig schüttert.
18 
Daß ein Kranz am Halme zittert.
 
19 
Wer vermag es zu vernichten,
20 
Was ein Herz ganz eingefühlt,
21 
Messet doch wohin es zielt
22 
Dieses Nordlicht, hell in Schichten,
23 
Nur was häßlich zeigt sich schnelle,
24 
Spottend zeigt's die Sonn' recht helle.
 
25 
Geister sind in jedem Hause,
26 
Wecken aus dem Schlaf den Muth,
27 
Also rinnt das edle Blut,
28 
Geistig wie der Wein beim Schmause,
29 
Was gesprochen da zusammen,
30 
Nimmer kann's von einem stammen.
 
31 
Immer mit dem größten Maaße
32 
Mißt des Hauses Geist das Kind,
33 
Und das Kind sich dehnt geschwind,
34 
Will sich zeigen von der Rasse;
35 
Was ihm Göttliches bescheeret,
36 
Zeigt sich höher, sichrer währet.
 
37 
Nicht die Geister zu vertreiben
38 
Stand des Volkes Geist einst auf,
39 
Nein daß jedem freier Lauf,
40 
Jedem Haus ein Geist soll bleiben,
41 
Nein, daß adlich all' auf Erden,
42 
Muß der Adel Märtrer werden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Der Götter Adel“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
218
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Götter Adel“ wurde von Achim von Arnim verfasst, einem der bedeutenden Vertreter der deutschen Romantik, die von etwa 1795 bis 1848 stattfand. Diesem kulturellen und literarischen Bewegung ist es auch zu verdanken, dass viele seiner Werke eine tiefgehende Reflexion über die menschliche Existenz, Werte und Identität darstellen, im Kontext seiner Zeit.

Auf den ersten Eindruck erweckt das Gedicht eine tiefgründige, meditative und spirituelle Atmosphäre. Das lyrische Ich spricht über zentrale Konzepte wie Adel, Gedanken, Geist und Göttlichkeit, die das Konzept der menschlichen Würde und des Selbstverständnisses berühren. Eine zurückhaltende, aber intensive Emotion durchzieht das gesamte Gedicht.

Inhaltlich spiegelt es die Überzeugung wider, dass die wahre Adel nicht von materiellen oder gesellschaftlichen Faktoren abhängt, sondern von den tiefgründigen Gedanken und dem „noble Blut“, das durch Herz und Geist fließt. Ahnenkreis und familiärer Geist sind gleichfalls wichtige Faktoren bei der Bildung einer Person. Der Hinweis auf „Götter“ weist auf eine höhere Dimension der menschlichen Existenz und Selbstwahrnehmung hin, die von einer rein materiellen Welt getrennt ist.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus sieben Strophen mit je sechs Versen, was ein regelmäßiges Muster erzeugt, das zur meditativen Atmosphäre des Gedichts beiträgt. Die Sprache ist reich an symbolischen Bildern und Metaphern wie „silbernen Trompeten“, „Frühlingswetter“ oder „Nordlicht“, die die abstrakte und tiefgründige Reflexion des lyrischen Ichs betonen. Benutzt wird ein eher formelles und erhabenes Register, passend zum Thema.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass von Arnim in „Der Götter Adel“ die Werte der inneren Reife, geistigen Unabhängigkeit und persönlichen Würde hervorhebt, die sich in der Fähigkeit zeigen, still im Gedanken, aber auch in der Mut zeigen, wie in den Versen hervorgehoben. Dabei geht er auf die tiefliegende Verbindung zwischen Individualität, geistiger Erhabenheit und gesellschaftlicher Rolle ein. Die Romantiker betrachteten diese Werte als entscheidend für die Entfaltung der Individualität und der humanistischen Vision der Welt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Götter Adel“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Achim von Arnim. Arnim wurde im Jahr 1781 in Berlin geboren. Zwischen den Jahren 1797 und 1831 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Romantik lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Literaturepoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Missstände dieser Zeit bleiben unberücksichtigt und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde manifestiert. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 218 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Weber und die Spinnerin“, „Bibliothek“ und „Zur Weihnachtszeit“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Götter Adel“ weitere 173 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Achim von Arnim

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Achim von Arnim und seinem Gedicht „Der Götter Adel“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Achim von Arnim (Infos zum Autor)

Zum Autor Achim von Arnim sind auf abi-pur.de 173 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.