Der Durchbruch der Weisheit von Achim von Arnim

Zu Jakob Böhmen kam gezogen
Ein jung Gesell vom Böhmerland,
Hat seine Kundschaft ausgezogen,
Zur Werkstatt führt ihn Meisters Hand.
 
Der Meister lehrt den Pechdrath ziehen,
Nach sächsisch Art zu nehmen Maß;
Im tücht'gen Werk ist sein Erziehen,
Die Weisheit er aus Werken las.
 
Des Meisters Liebe zu gewinnen,
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Strebt Sela jeden Augenblick,
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Und seine Lebensstrahlen rinnen
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Aus Meister Böhmens hellem Blick.
 
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Ganz leise führet ihn der Lehrer
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In Stufenfolge hoch hinauf,
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Wo ihm, dem englischen Beschwörer,
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Die Morgensonne gehet auf.
 
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»Mein Wort, das schien dir wild zerrissen,
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Und ohne Sinn mein voller Sinn,
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Doch jetzt erwachet dein Gewissen,
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Du reichest zur Gewißheit hin.«
 
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»Und wer sie einmal hat gefunden,
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Der findet sie auch überall,
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In allem Sein ist sie gebunden,
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Er löset nun den Geist vom All.«
 
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»Geselle, ja, ich bin gerühret,
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Denn eine Flamme deutet an,
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Die deine Stirne herrlich zieret,
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Was Liebe eilig wirken kann.«
 
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»So wie die Flammen nächtlich scheinen,
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Wo einen Schatz die Erde deckt,
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Der Seher sieht die Flammen scheinen,
32 
Den Schatz hat Liebe auferweckt.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Der Durchbruch der Weisheit“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
171
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Durchbruch der Weisheit“ wurde von Achim von Arnim verfasst, einem deutschen Dichter der Romantik aus dem 19. Jahrhundert.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt durch die Form der klassischen Strophen, mit jeweils vier Versen in regelmäßigem Rhythmus. Die Sprache ist eher altmodisch und spiegelt die Zeit des Autors wider.

Der Inhalt des Gedichts stellt eine Beziehung eines jungen Mannes zu einem Meister (Jakob Böhme) dar. Der junge Geselle lernt vom Meister, sucht seine Zuneigung und Anerkennung und strebt nach Wissen und Weisheit. Durch die Anleitung des Meisters erlangt er schließlich einen Durchbruch der Weisheit, erkennt die universelle Wahrheit und erreicht eine signifikante Transformation. Hierbei deutet das lyrische Ich auf die Wichtigkeit von Praxis, Zuneigung und individueller Reise in der Wissenserwerbung hin.

In Bezug auf die Form des Gedichts folgt es einer Struktur von acht Strophen mit jeweils vier Versen. Dieser regelmäßige Aufbau könnte die Ordnung und Disziplin darstellen, die zur Erlangung von Weisheit notwendig ist.

Sprachlich verwendet Arnim eine einfache und bildliche Sprache. Die Metaphern von Feuer und Licht sind wichtige Elemente in Arnims Werken und verweisen auf Spiritualität und göttlichen Funken. Oft werden diese Elemente eingesetzt, um innere Transformation und Erleuchtung darzustellen. Die wiederholte Verwendung des Wortes „Weisheit“ trägt zur zentralen Botschaft des Gedichts bei, dass Weisheit durch sorgfältige Arbeit und kontinuierliche Suche erlangt wird.

Zusammenfassend ist „Der Durchbruch der Weisheit“ ein Gedicht, das die Reise zur Weisheit durch Arbeit, Suche und Anleitung darstellt. Es verweist auf die Bedeutung der Lehre und des Lernens in diesem Prozess und betont das letztendliche Erreichen von individueller und universeller Weisheit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Durchbruch der Weisheit“ des Autors Achim von Arnim. Geboren wurde Arnim im Jahr 1781 in Berlin. Zwischen den Jahren 1797 und 1831 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Romantik wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. In der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Des Weiteren sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die grundsätzlichen Themen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde manifestiert. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 171 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Zum Abschiede“, „Der Weber und die Spinnerin“ und „Bibliothek“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Durchbruch der Weisheit“ weitere 173 Gedichte vor.

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