Fürstensicherheit von Achim von Arnim
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Mit buntem Pfeil aus weiter Ferne |
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Durch einen Fingerring zu schießen, |
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That oft ein Jeder leicht und gerne, |
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Und fern des Ruhmes Wellen fließen, |
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Die Perle fällt herab zum Meere, |
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Die Wellen ringeln bis zur Leere. |
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Sein König läßt den Schützen kommen, |
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Er hörte von der schweren Kunst, |
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Der Hof ist schon zusammgekommen |
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Und er verspricht ihm Gold und Gunst, |
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Daß er durch seiner Krone Ringe |
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Auf Königs Haupt die Pfeile schwinge. |
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Des weigert sich der sichre Schütze, |
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Des Königs Haupt sei heilig ihm, |
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Nur der da oben lenkt die Blitze, |
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Der könne noch darüber ziehn. |
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Der König ruft: »So mußt du sterben: |
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Willst du mein Leben so verderben?« |
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»Daß sicher es vor jeder Wolke, |
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Sich jedem Zufall stellet dar, |
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Daß unter meinem freien Volke |
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Kein Schwert an einem schwachen Haar |
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Mir überm Scheitel ist gehänget, |
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Daß nichts des Volkes Herz beenget.« |
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»Für deine Furcht sollst du nun sterben!« |
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Und auf dem Richtweg fragt man ihn: |
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»Warum er Tod statt Ruhm erwerbe?« |
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»Die Kunst ist Glück und sicher nie.« |
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Sagt er, »sie läßt sich nicht versuchen, |
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Und nur im Spiel läßt sie sich suchen.« |
Details zum Gedicht „Fürstensicherheit“
Achim von Arnim
5
30
184
1781 - 1831
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Fürstensicherheit“ wurde von Achim von Arnim verfasst, einem von Deutschlands namhaften Romantikern, der von 1781 bis 1831 lebte. Daher lässt sich das Gedicht in die Epoche der Romantik einordnen, die von ungefähr 1795 bis 1848 andauerte.
Auf den ersten Blick präsentiert das Gedicht eine Art erzählende Ballade, die einer bestimmten formalen Struktur folgt. Es beschreibt die Geschichte eines leichtsinnigen Schützen und eines Königs, wobei es Konzepte von Ehrlichkeit, Treue und Kunst diskutiert.
Was den Inhalt betrifft, beschreibt das lyrische Ich zuerst ein Spiel, bei dem es darum geht, einen Pfeil durch einen Ring zu schießen. Dieses Spiel wird gelobt und mit Ruhm belohnt. Als der König vom Schützen verlangt, den Pfeil durch den Ring seiner Krone zu schießen, während dieser auf seinem Kopf sitzt, weigert sich der Schütze, was den König zornig macht. Der Schütze begründet seine Entscheidung damit, dass nur Gott die Macht hat, über Leben und Tod des Königs zu bestimmen. Der König interpretiert dies jedoch als Verrat und lässt den Schützen hinrichten. Auf die Frage, warum er den Tod statt Ruhm gewählt hat, antwortet der Schütze, dass die Kunst nie sicher ist und nur im Spiel gefunden werden kann.
Formal gesehen folgt das Gedicht einer einheitlichen Struktur und ist in Strophen organisiert, jede mit sechs Versen. Die Sprache ist recht einfach und direkter, aber reich an symbolischen Bildern. Nennenswert ist die Metapher des Schusses durch den Ring, welche das unvorhersehbaren Schicksal symbolisiert sowie die Metapher des Spiels, das sowohl die Kunst als auch das Leben repräsentiert.
Zusammenfassend betrachtet behandelt Arnims Gedicht Themen wie Risiko, Schicksal, Verantwortung, Kunst und Spiel. Es zeigt, wie sich diese Aspekte im Leben durchkreuzen und manchmal unvereinbar erscheinen. Das lyrische Ich, teilweise durch den Schützen verkörpert, scheint die Unvorhersehbarkeit des Lebens und auch der Kunst zu betonen.
Weitere Informationen
Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Fürstensicherheit“. Der Autor Achim von Arnim wurde 1781 in Berlin geboren. Im Zeitraum zwischen 1797 und 1831 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis tief in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.
Das 184 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“, „Schweizerlied“ und „Flammenruh nach Weisheit streben“ sind weitere Werke des Autors Achim von Arnim. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Fürstensicherheit“ weitere 173 Gedichte vor.
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