Das Hofleben von Achim von Arnim

Willkommen ruft die Freude
Aus Busch und Hecken laut,
Ein weißes Pferd trägt beide
Zu ihrem grünen Haus:
Gebaut in fernen Stunden
Erwacht des Frühlings Haus,
Die Frühling hat verbunden,
Da leben ewgen Schmaus.
 
Tagtäglich kommen Gäste
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Im Flug, zu Fuß, zu Pferd,
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Durch Tag und Nacht zum Feste,
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Erflammet hell der Heerd:
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Durch Tanz und Jubelreihen,
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Die Frau entflammt die Schaar,
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Die Herren ihr sich weihen,
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Zur Jagd im Morgenklar.
 
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Zu Paaren treiben frühe
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Sie aus dem Thal die Reh',
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Den Hirsch aus Haiden glühe
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Zu ihres Schlosses Höh':
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Die schmückt sie bunt mit Bändern,
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Verguldet ihr Geweih,
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Läßt frei sie, allen Ländern
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Ein jubelndes Geschrei.
 
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Wenn dann die Helden schmausen,
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So singt der Musen Chor,
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Nach ihrer Art sie hausen,
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Nur wo ein offnes Thor,
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Und offen sind die Thüren,
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Am Tische immer Raum,
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Sie weiß sie wohl zu führen
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Mit ihres Anstands Zaum.
 
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Der Mann erkennt die Blume,
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Sie bleibt ihm ewig neu,
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Sie ruht im Heiligthume
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Von seinem Glauben treu:
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Er kranket nie in Sorgen,
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Geht keck in dunkle Schlacht,
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Ihm dann der helle Morgen
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Aus ihrer Blume lacht.
 
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Die Blume heißt nicht Rose,
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Die schon voll Wunderblut,
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Sie heißt die Zeitenlose,
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Weil ihr die Zeit nichts thut.
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Die Jungfrau früh sie pflanze
46 
In frischen Herzensgrund,
47 
Sie blüht in vollem Glanze
48 
In schönen Kindern bunt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Das Hofleben“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
48
Anzahl Wörter
219
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Hofleben“ wurde von Achim von Arnim verfasst, einem deutschen Schriftsteller aus der Zeit der Romantik, die von etwa 1800 bis 1850 andauerte.

Auf den ersten Blick beschreibt das Gedicht eine Art idyllisches Landleben, eine Szene voller Freude und Festlichkeiten. Es bringt Bilder von grünen Häusern, weißen Pferden, fröhlichen Gästen und feierlichen Jagden hervor.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich eine Art harmonisches Hofleben zu idealisieren. Es handelt von einem Ort, an dem jeden Tag fröhliche Feste stattfinden, an denen eine Vielzahl von Gästen teilnehmen. Es wird eine Jagd beschrieben, die mit Vergnügen und Freude verbunden zu sein scheint, und der Höhepunkt des Tages scheint das große Festessen zu sein. Darüber hinaus gibt es einen deutlichen Hinweis auf eine spezielle Blume, die „Zeitenlose“, die als Symbol gedeutet werden kann.

In Bezug auf Form und Sprache lässt sich sagen, dass das Gedicht aus sechs Strophen besteht, die jeweils acht Verse haben. Die Sprache ist malerisch und figurativ, mit reicher Symbolik. Zum Beispiel wird das weiße Pferd, das häufig als Symbol für Reinheit und Güte gesehen wird, als Transportmittel dargestellt, das zum grünen Haus oder zum Ort der Freude und des Feierns führt. Auch die wiederkehrende Erwähnung der Frühlingszeit unterstreicht das Gefühl der Wiedergeburt und des Neuanfangs.

Die „Zeitenlose“, hingegen, könnte als Symbol für ewige Schönheit und Jugendlichkeit betrachtet werden, ein ideales Bild, das dem lyrischen Ich zufolge von allen Frauen angestrebt werden sollte. Der Text scheint zu implizieren, dass diese Frauen als „Blumen“ angesehen werden, die immer blühen, unabhängig von Zeit und Alter.

Insgesamt erscheint 'Das Hofleben' von Achim von Arnim als eine romantische Darstellung von Harmonie und Freude in einem idealisierten ländlichen oder hoflichen Leben. Es ist ebenso eine Verkörperung der Romantik in Literatur und Dichtung, die oft durch eine Rückkehr zur Natur, hin zur Unschuld und Reinheit und hin zur Schönheit der Einfachheit gekennzeichnet ist. Es bietet uns poetische Bilder voller Leben und Freude und lädt uns ein, in dieses idyllische Bild von Freude und Harmonie einzutauchen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das Hofleben“ ist Achim von Arnim. 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1797 und 1831. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Quelle der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das 219 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 48 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Achim von Arnim sind „Fastnacht“, „Des ersten Bergmanns ewige Jugend“ und „Der Falke“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Hofleben“ weitere 173 Gedichte vor.

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