Sie saß ganz einsam an dem Teiche von Achim von Arnim

Sie saß ganz einsam an dem Teiche,
Ich war versteckt von grünem Zweige,
Und wußte nicht mich zu erklären,
Ihr Frühstück sollt' sie erst verzehren,
Sie hatte da des Brods so viel,
Daß sie's verkrümelte zum Spiel,
Die kleinen Fische blinkten munter,
Und sprangen aufwärts, tauchten unter,
Sie sah in Ruh' dem Drängen zu
10 
Und warf mit ihrem seidnen Schuh
11 
Statt Brod viel kleine Steine nieder,
12 
Das that mir leid, war mir zuwider,
13 
Die stummen Thierchen so zu necken,
14 
Ich unterließ mich zu entdecken,
15 
Ich meinte tief in sie zu blicken,
16 
Beglücken kann sie nicht, nur zwicken,
17 
Sie führte jeden lieber an,
18 
Als daß sie einen nähm' zum Mann.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Sie saß ganz einsam an dem Teiche“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sie saß ganz einsam an dem Teiche“ wurde von Achim von Arnim verfasst, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Romantik, was eine zeitliche Einordnung ins 18. Jahrhundert ermöglicht.

Der erste Eindruck, den das Gedicht vermittelt, ist der einer stillen Beobachtungsszene in der Natur. Im Fokus steht eine Frau, die einsam an einem Teich sitzt und von dem lyrischen Ich aus der Distanz beobachtet wird. Dabei wird durch die detailreiche Schilderung der Szenerie eine melancholische Stimmung erzeugt.

Im Inhalt geht es vornehmlich um die weibliche Hauptfigur, die in der Einsamkeit ihr Frühstück verzehrt und mit den Fischen im Teich spielt. Das Spiel mit den Fischen besteht darin, ihnen Steine statt Brot zu werfen. Dieser Akt missfällt dem beobachtenden lyrischen Ich, das seine Anwesenheit jedoch verbirgt und versucht, tiefer in das Wesen der Frau zu blicken. Das lyrische Ich glaubt, dass sie niemanden wirklich glücklich machen kann, sondern eher verletzt (Vers 16). Es meint weiterhin, dass sie lieber Spielchen mit Männern spielt, statt einen einzigen als Partner zu wählen (Vers 17/18).

Die Form des Gedichts besteht aus 18 Versen, die keinem strengen Reimschema folgen, was typisch für die Romantik ist. Die Sprache ist einfach und klar, mit einer bildhaften Naturbeschreibung, die empathische Gefühle gegenüber den Fischen und eine distanzierte Beobachterposition gegenüber der Frau ausdrückt. Dabei offenbart sich eine kritische Haltung gegenüber dem Verhalten der Frau, die als grausam und unentschlossen dargestellt wird.

Die absichtlich versteckte Position des lyrischen Ichs könnte eine Metapher für die zurückhaltende und beobachtende Haltung von Arnim selbst sein - sowohl gegenüber der Natur als auch gegenüber den Frauen seiner Zeit. Ebenso könnte die Frau in ambivalenter Weise als freies, aber destruktives Wesen gedeutet werden, was typisch für die Romantik und ihren Fokus auf Emotionen und Individuum ist.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sie saß ganz einsam an dem Teiche“ des Autors Achim von Arnim. 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1797 bis 1831 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Quelle der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das 109 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 18 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters Achim von Arnim sind „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“, „Schweizerlied“ und „Flammenruh nach Weisheit streben“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sie saß ganz einsam an dem Teiche“ weitere 173 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Achim von Arnim

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Achim von Arnim und seinem Gedicht „Sie saß ganz einsam an dem Teiche“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Achim von Arnim (Infos zum Autor)

Zum Autor Achim von Arnim sind auf abi-pur.de 173 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.