Ich liebte sie von Achim von Arnim

1	Ich liebte sie,
2	Verschlossen war sie, stille;
3	Und ihrer Schönheit Fülle
4	Versiegte nie.
5	Der Blume gleich,
6	Glaubt' ich die Welt verstecket,
7	Wo nie ein Ton erwecket,
8	Ihr Herz wie reich.
9	Du liebe Zeit,
10	Da fängt sie an zu sprechen,
11	Will mir das Herze brechen,
12	Ach, wie sie schreit;
13	Ich fühl' mich arm,
14	Nun sie sich reicher fühlet,
15	Wie ist mein Herz erkühlet,
16	Was einst so warm!

Details zum Gedicht „Ich liebte sie“

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht „Ich liebte sie“ wurde von Achim von Arnim verfasst. Arnim war einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Romantik, die zwischen dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert als literarische, kunstgeschichtliche und geisteskulturelle Epoche anzusiedeln ist.

Der erste Eindruck des Gedichts zeigt einen melancholischen Ton und eine intensive emotionale Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit der Liebe, insbesondere im Kontext eines unerfüllten oder enttäuschten Liebesverhältnisses.

Inhaltlich fasst das lyrische Ich seine Liebe zu einer Frau zusammen, die zunächst still und geheimnisvoll erscheint. Ihre Schönheit wird mit einer unaufhörlichen Quelle verglichen, so dass das lyrische Ich sich der Illusion hingibt, die Welt in ihr Herz eingebettet zu sehen. Als sie sich jedoch offenbart und anfängt zu sprechen, fühlt das lyrische Ich Schmerz und Enttäuschung, und seine Liebe kühlt ab. Diese Offenbarung bricht ihm das Herz und er fühlt sich verarmt, da sie sich nun bereichert fühlt.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus 16 Versen, die in einer einzigen Strophe konzentriert sind. Es verwendet Abwechslungsreim sowie Stabreim in den Versen 3 und 4. Die Sprache des Gedichts ist leicht formal, typisch für Arnims Zeit, und reich an bildhafter Metaphorik. Das Gedicht vermittelt seine Gefühle und Botschaften auch durch den Kontrast von Gedanken und Gefühlen, wie zum Beispiel dem Kontrast zwischen der stillen, verschlossenen Schönheit der Frau und dem daraus resultierenden Schrei des lyrischen Ichs.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Ich liebte sie“ eine nachdenkliche und emotionale Erforschung von Liebe, Enttäuschung und Ernüchterung ist, die typisch für das romantische Ideal der unerreichbaren und daher umso verehrungswürdigeren Frau ist. Es stellt auch die Entzauberung und Entfremdung dar, die entstehen kann, wenn die Wirklichkeit nicht den idealisierten Vorstellungen entspricht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Ich liebte sie“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Achim von Arnim. 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1797 und 1831. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Musik und Philosophie spürbar. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Als Merkmale der Romantik sind die Verklärung des Mittelalters, die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Wichtige Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 66 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Achim von Arnim sind „Der Falke“, „Ehe“ und „Zum Abschiede“. Zum Autor des Gedichtes „Ich liebte sie“ haben wir auf abi-pur.de weitere 173 Gedichte veröffentlicht.

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