Wär mir Lautenspiel nicht blieben von Achim von Arnim

Wär' mir Lautenspiel nicht blieben,
Ach wie sagt ich dir was lieben?
Doch die vielgebrauchten Worte
Öffnen klingend sich die Pforte,
Zu der tiefen Herzenskammer.
Neue Freude, alter Jammer,
Alles was in mir empfunden,
Ruft in einem Klang verbunden.
 
Wär mir Lautenspiel nicht blieben,
10 
Wie ertrüg ich all das Lieben,
11 
Dieses Rauschen in den Wellen,
12 
Dieses Mondes früh Erhellen,
13 
Dieser Bäume tausend Zungen.
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Was gelebt ist nicht verklungen,
15 
Alles, alles kehret wieder,
16 
Holde Geister, selge Lieder.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Wär mir Lautenspiel nicht blieben“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
76
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Wär' mir Lautenspiel nicht blieben“ wurde von Achim von Arnim verfasst, einem bedeutenden Vertreter der Heidelberger Romantik, der von 1781 bis 1831 lebte.

Die beiden achtsilbigen Strophen des Gedichts vermitteln den Eindruck von einer tiefen Emotionalität und Melancholie, die das lyrische Ich durch Musik - genauer das Lautenspiel - zu verarbeiten und zum Ausdruck bringen scheint.

Im Inhalt des Gedichts dreht es sich um das Ausdrücken und Ertragen von Gefühlen und Erfahrungen. Ohne die Musik, und genau gesagt das Lautenspiel, wäre es dem lyrischen Ich nach eigener Aussage nicht möglich, Liebe zu kommunizieren („Ach wie sagt ich dir was lieben?“ im Vers 2) oder den Schmerz und die Freude des Lebens auszuhalten („Wie ertrüg ich all das Lieben“ im Vers 10.)

Die Musik erlaubt dem lyrischen Ich, Zugang zu den tiefsten Bereichen seiner Gefühle zu bekommen, und diese auszudrücken („Öffnen klingend sich die Pforte/ Zu der tiefen Herzenskammer.“ in den Versen 4 und 5). Alte Schmerzen und neue Freuden (Vers 6), sowie alle anderen Emotionen (Vers 7) verbinden sich in der Musik zu einem harmonischen Ganzen (Vers 8).

In der zweiten Strophe erweitert das lyrische Ich diese Idee zum universellen Prinzip: Alles, was einmal gefühlt wurde, kehrt in Musik auf irgendeine Weise zurück („Was gelebt ist nicht verklungen,/ Alles, alles kehret wieder,/ Holde Geister, selge Lieder.“ in den Versen 14 bis 16).

Das Gedicht ist in zwei Oktaven unterteilt, die jeweils acht Verse umfassen. Die verse sind rhythmisch und machen Gebrauch von Reimen, um ein melodieartiges Gefühl zu erzeugen, das die zentrale Bedeutung der Musik hervorhebt. Zudem nutzt Arnim sprachliche Bilder, um die Ausdruckskraft der Musik zu beschreiben, wie das „Öffnen klingend sich die Pforte“ und die „tiefen Herzenskammer“.

Zusammenfassend ist „Wär' mir Lautenspiel nicht blieben“ ein lyrisches Werk, das die heilende und ausdruckstarke Kraft der Musik beschreibt und betont. Die Musik dient hierbei für das lyrische Ich als Medium zur Verarbeitung und Darstellung von Emotionen, Erfahrungen und Erinnerungen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wär mir Lautenspiel nicht blieben“ ist Achim von Arnim. Arnim wurde im Jahr 1781 in Berlin geboren. In der Zeit von 1797 bis 1831 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die äußere Form von romantischer Literatur ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 76 Worte. Weitere Werke des Dichters Achim von Arnim sind „Schwingeliedchen nach der Sicilischen Melodie“, „Schweizerlied“ und „Flammenruh nach Weisheit streben“. Zum Autor des Gedichtes „Wär mir Lautenspiel nicht blieben“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 173 Gedichte vor.

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