Geschwindigkeit von Achim von Arnim

Göttlich ist auf Erden die Geschwindigkeit,
Sie besiegt den weiten Raum, die enge Zeit,
Gegenwärtig macht sie überall zugleich
Spiegelnd hoher Götter ewig Reich;
Mit dem Anfang eint das Ende ihre Hand
Sich zum Siegeskranze; wie der Feuerbrand,
Schnell geschwungen, wird zum Feuerkreise,
So erscheinen ihres Wagens Gleise;
Eh das Auge aufblickt ist ihr Bogen
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Durch die weite Rennbahn hingezogen.
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Ihr gehört die Schönheit, weil sie flüchtig,
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Der Gestirne Wallen, ruhlos richtig,
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Ihr vertraut der Gott die mächt'gen Worte
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In dem Blitzstrahl aus der Himmelspforte,
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Die da aufschlägt, Schauende verblendet,
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Eh sie zuschlägt, schon ihr Leben endet.
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Träger rollt nach ihrer Flammengeißel Schwung
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Donner über alle zur Erinnerung,
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Träger rollen sich die schwarzen Wolken auf
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Nach des glühen Donnerwagens Lauf;
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Ja die Welt erschiene todt in Leere,
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Hübe nicht Geschwindigkeit die Schwere.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Geschwindigkeit“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Geschwindigkeit“ und wurde von Achim von Arnim, einem bekannten deutschen Autor und wichtigen Vertreter der Romantik, verfasst. Dieser lebte von 1781 bis 1831, was das Gedicht zeitlich in die frühe Phase der Industrialisierung einordnet, einer Zeit, in der technologische Fortschritte und neue Erfindungen eine rapide Zunahme der Geschwindigkeit in vielen Lebensbereichen mit sich brachten.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ehrfurchtsvoll und leidenschaftlich. Es scheint die Geschwindigkeit sowohl zu preisen als auch ihre göttlichen und gefährlichen Aspekte hervorzuheben.

Im Kern handelt das Gedicht von der Faszination des lyrischen Ichs für die Geschwindigkeit, die als mächtige Kraft dargestellt wird, die Raum und Zeit überwindet und zugleich die Geheimnisse des Universums offenbart. Die Geschwindigkeit wird als göttlich (Vers 1) und schön (Vers 11) beschrieben, ihre Macht und Geschwindigkeit werden durch Vergleiche mit dem Feuer (Vers 6,7) und dem Blitz (Vers 14) betont. Das lyrische Ich schließt mit der gewagten Behauptung, dass ohne Geschwindigkeit die Welt tot und leer erscheinen würde (Vers 21, 22).

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit 22 Versen. Die Syntax ist komplex, mit einigen satzübergreifenden Konstruktionen, die dazu beitragen, das Gefühl von Geschwindigkeit und Fluss zu verstärken. Der sprachliche Ausdruck ist reich und bildhaft, mit einem besonderen Fokus auf starke, leuchtende Bilder, wie sie für die Romantik typisch sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Arnims Gedicht „Geschwindigkeit“ die damals neu entdeckte Faszination für Geschwindigkeit und Technik reflektiert und dabei sowohl die positiven als auch die potenziell zerstörerischen Aspekte dieser Entwicklung aufgreift. Das lyrische Ich feiert Geschwindigkeit als göttliche Kraft, die das Verständnis von Raum und Zeit revolutioniert, gleichzeitig unterstreicht es aber auch die Gefahren und das Unbekannte, das mit diesen schnellen Veränderungen einhergeht.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Geschwindigkeit“ des Autors Achim von Arnim. 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. Im Zeitraum zwischen 1797 und 1831 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Schriftsteller der Romantik in Auflösung begriffen. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige zu benennende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 132 Worte. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Ehe“, „Zum Abschiede“ und „Der Weber und die Spinnerin“. Zum Autor des Gedichtes „Geschwindigkeit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 173 Gedichte vor.

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