Der starke König von Achim von Arnim

Ein König von dem Throne
Mit seinem Stab von Gold
Den Adel schlug zum Hohne,
War keinem Menschen hold.
 
Den Hunden an dem Tische
Der Adel die Teller hält,
Er füttert gut die Fische;
Sein Volk in Hunger fällt.
 
Sein Völkchen war beritten,
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Er ärgert sie so bas,
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Daß sie sind fortgeritten,
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Da ward der König blaß.
 
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Er konnte sie nicht halten,
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Sein ganzes Reich ritt fort,
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Er konnt' allein nur walten
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An seinem Hundeort.
 
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»Wenn mein die Hunde bleiben,
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So bin ich doch noch reich,
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Die Zeit mir zu vertreiben,
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Das Andre ist mir gleich.«
 
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Die Hunde, schlecht bedienet,
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Die wurden falsch und wild,
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Und als er sich erkühnet,
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Zerrissen sie sein Schild.
 
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Du mußt die Lehre fassen,
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Mein edler Fürstensohn,
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Den schon die Besten verlassen,
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Der sitzt nicht fest auf dem Thron.
 
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Wer sich an Huren hänget,
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Sein Weib darum verläßt,
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Dem ist es auch verhänget,
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Daß er die Herrschaft läßt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Der starke König“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
153
Entstehungsjahr
1781 - 1831
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Der starke König“ wurde vom deutschen Dichter Achim von Arnim verfasst, der von 1781 bis 1831 lebte. Dies platziert das Werk in die Epoche der Romantik.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von einem mächtigen König, der jedoch durch seine unmenschliche, ausbeuterische Haltung schließlich seinen Einfluss und seine Macht verliert. Es scheint eine Warnung und moralische Ermahnung für die Machthaber zu sein, mit der der Autor Kritik an der korrupten und ungerechten Herrschaft übt.

Die Handlung des Gedichts ist relatitiv einfach: Ein anfangs starker König, der sich über andere Menschen erhaben fühlt und diese demütigt, erlebt einen dramatischen Fall. Er behandelt seine Untertanen schlecht, was dazu führt, dass sie ihn verlassen. Trotzdem zeigt er keine Reue und behauptet, dass ihm seine Hunde genügen würden. Doch auch diese werden falsch und rebellieren schließlich gegen ihn. Das Gedicht endet mit einer Lehre, die an einen „edlen Fürstensohn“ gerichtet ist: Wer von den besten und treuesten Gefolgsleuten verlassen wird, hat seinen Thron nicht fest unter Kontrolle. Wer sein „Weib“ verlässt, um sich „Huren“ zuzuwenden, verliert letztendlich auch seine Herrschaft.

Dieses in achten Vierzeilern geschriebene Gedicht verwendet eine einfache, direkte Sprache, die die Erzählung und die daraus entstehende moralische Botschaft hervorhebt. Die Struktur ist strophisch organisiert und jede einzelne steht für eine spezifische Phase der Geschichte des despotischen Königs.

Die metrische Struktur vergrößert die Wirkung des Inhalts und trägt zur allgemeinen Stimmung des Gedichts bei. Das lyrische Ich spricht mit einer Art Ironie, indem es die Gleichgültigkeit des Königs gegenüber seinen Untertanen und sein Vertrauen in seine Hunde darstellt, was seine schließlich Verachtung nur verstärkt. Jede Strophe zeigt die stufenweise Demontage des Königs und seines Reiches.

Insgesamt kann man sagen, dass Achim von Arnim in seinem Gedicht „Der starke König“ die katastrophalen Folgen tyrannischer Herrschaft und des Verlusts von Bindungen zu seinen Loyalsten darstellt. Es ist eine tiefe Kritik an der Missachtung von Humanität und Fairness in der Führung und dient als Warnung für zukünftige Herrscher.

Weitere Informationen

Achim von Arnim ist der Autor des Gedichtes „Der starke König“. Im Jahr 1781 wurde Arnim in Berlin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1797 und 1831. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Arnim handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (1789 - 1799) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.

Das 153 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen. Weitere Werke des Dichters Achim von Arnim sind „Der Weber und die Spinnerin“, „Bibliothek“ und „Zur Weihnachtszeit“. Zum Autor des Gedichtes „Der starke König“ haben wir auf abi-pur.de weitere 173 Gedichte veröffentlicht.

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