Der Kaiser von Achim von Arnim
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Der Kaiser flieht vertrieben, |
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Flieht das eigne Land; |
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Das Heer ist aufgerieben |
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Fliehend seine Schand. |
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Nur Die sind ihm geblieben, |
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Die er oft verkannt, |
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Denn streng sind, die uns lieben, |
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Noth hat Lieb erkannt. |
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Er grüßt die alten Tage |
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Seiner Jugendzeit, |
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Vergißt der Zeiten Plage |
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In Vertraulichkeit. |
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Zum Fluß ist er gekommen, |
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Findet keine Brück, |
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Da wird sein Herz beklommen, |
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Er kann nicht zurück. |
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Da kommt ein Schiff mit Netzen: |
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»Schiffer nimm zum Lohn, |
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Willst du uns übersetzen, |
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Meine goldne Kron.« |
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Der Schiffer hat genommen |
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Seine goldne Kron |
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Doch eh er über kommen, |
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War der Feind dort schon. |
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»So lieb dir ist dein Leben, |
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Fahr zurück ans Land, |
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Den Schifflohn will ich geben |
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Mit der eignen Hand.« |
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Der Kaiser droht zu schlagen |
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Mit dem goldnen Stab, |
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Doch schnell zurückgetragen, |
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Ihn dem Schiffer gab. |
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Jetzt sah er wie die Feinde |
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Ihn am Ufer sehn, |
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An Freundes Busen weinte, |
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Wollte schier vergehn. |
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»Ich hab nichts mehr zu geben, |
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Als den Mantel mein, |
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Der giebt mir Noth im Leben, |
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Bald auch Todespein: |
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War meiner Noth Beglücken |
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Eurer Tage Preis, |
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Den Purpur reißt in Stücken, |
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Geb ihn allen preis!« |
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Er faßt soviel er konnte, |
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Jeder riß sein Stück, |
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Es auf dem Herzen sonnte, |
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Wie ein Stern im Glück. |
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Die Stücke heften Alle |
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Auf die Kleider fest, |
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Und vor dem Feind mit Schalle |
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Halten Ordensfest. |
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Dann stellen sie sich Alle |
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Rings zum Kaiser treu, |
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Daß er von einem Walle |
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Rings geschützet sey. |
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Der Purpurstern kann blitzen, |
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Wärmt auch wohl das Herz, |
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Kann nicht als Harnisch schützen |
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Vor der Pfeile Erz. |
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»Jetzt flieht!« befiehlt der Kaiser, |
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»Flieht, ich sterb allein!« |
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Sie rufen all zum Kaiser: |
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»Das soll nimmer seyn, |
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Der Purpur ist zerrissen, |
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Aus ist nun Dein Reich, |
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Vor Gott wir stehen müssen |
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Bald mit Dir zugleich. |
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Wir wollen hier vergehen, |
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Froh des ewgen Muths; |
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Aus unserm Blut erstehen |
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Rächer Deines Bluts.« |
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Die Feinde sehn sie blicken, |
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Sehn die Sterne hell, |
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Und ihre Pfeile drücken |
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In die Herzen schnell. |
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Nach aller Edlen Falle, |
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Fällt der Kaiser auch, |
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Sein Segen über alle |
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Ist sein letzter Hauch. |
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Die blutgen Purpurstücke |
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Halten frisch die Farb, |
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Der Feind ist groß im Glücke, |
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Nicht den Schmuck verdarb. |
Details zum Gedicht „Der Kaiser“
Achim von Arnim
7
84
356
1781 - 1831
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht mit dem Titel „Der Kaiser“ stammt vom renommierten deutschen Autor Achim von Arnim, der im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, also in der Zeit der Romantik tätig war.
Auf den ersten Blick beinhaltet das Gedicht eine dramatische Szene, eine Kriegsgeschichte, in der ein Kaiser sein Reich verliert und versucht, vor seinen Feinden zu fliehen. Es ist eine äußere Handlung stark zu erkennen, die auf inneren Gefühlen und Zuständen beruht.
Das lyrische Ich erzählt die Geschichte des Kaisers, der sein Land verlieren musste und nun auf der Flucht ist. Der Kaiser wird von jenen verfolgt, die er früher oft missverstanden und nicht geschätzt hat. Als er vor seinen Feinden fliehen will, kommt er zu einem Fluss ohne Brücke und kann nicht zurück. Er bittet einen Schiffer, ihn gegen seine goldene Krone überzusetzen, aber bevor sie das andere Ufer erreichen, sind die Feinde schon dort. Er bietet seinen Mantel an und reißt ihn in Stücke, die jeder seiner Anhänger nimmt. In der Schlacht sterben schließlich alle, einschließlich des Kaisers.
Anhand der Handlung des Gedichts könnte das lyrische Ich darauf hinweisen wollen, dass wahre Treue und Mut in schwierigen Zeiten erkennbar sind. Die Menschen, die ihm treu bleiben, tun dies aus Liebe und Loyalität, nicht aus Furcht oder Respekt vor seiner königlichen Autorität.
„Der Kaiser“ ist in sieben Strophen unterteilt, von denen jede aus jeweils 12 Versen besteht. Die Sprache des Gedichts ist formal und erzählend, reich an bildlichen Darstellungen und Metaphern. Die Abfolge von Ereignissen und das Erzählen einer Geschichte in Versform zeugen von Arnims literarischem Geschick und seinem Willen, bedeutungsvolle Botschaften durch seine Dichtkunst zu übermitteln.
Im Ganzen gesehen, handelt es sich um ein eindrückliches, dramatisches Werk, das tiefe Einsichten in Themen wie Treue, Mut und Selbstopferung in Zeiten von Gefahr und Verlust bietet. Achim von Arnim legt dabei weniger Wert auf eine kritische Auseinandersetzung mit Adel und Monarchie, als darauf, Menschlichkeit in einem schwierigen Kontext darzustellen.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Kaiser“ des Autors Achim von Arnim. Der Autor Achim von Arnim wurde 1781 in Berlin geboren. Zwischen den Jahren 1797 und 1831 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Arnim ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert hinein die Literatur, Musik, Kunst und Philosophie prägte. Auf die Literatur beschränkt betrachtet reichen die Auswirkungen der Epoche lediglich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Bedeutende Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, die Todessehnsucht oder das Nachtmotiv. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das Gedicht besteht aus 84 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 356 Worte. Achim von Arnim ist auch der Autor für Gedichte wie „Schweizerlied“, „Flammenruh nach Weisheit streben“ und „Beichte“. Zum Autor des Gedichtes „Der Kaiser“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 173 Gedichte vor.
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