Einsamkeit von Joseph von Eichendorff

Hörst du nicht die Wellen gehen
Zwischen Stein und Blumen weit
Nach den stillen Waldesseeen,
Wo die Mamorbilder stehen
In der schönen Einsamkeit?
 
Von den Bergen sacht hernieder,
Weckend die uralten Lieder,
Steigt die wunderbare Nacht,
Und die Gründe glänzen wieder,
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Wie du oft im Traum gedacht.
 
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Und die Nachtigallen schlagen,
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Und rings hebt es an zu klagen,
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Ach, von Liebe todeswund;
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Von versunk'nen schönen Tagen
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Komm, o komm zum stillen Grund.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Einsamkeit“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Einsamkeit“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, der von 1788 bis 1857 lebte und sich somit in der Epoche der Romantik befindet.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht ruhig und beschaulich und ist geprägt von Bildern der Natur und Einsamkeit.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um die Schönheit und Stille der Natur und der Einsamkeit. Jede der drei Strophen erzählt einen Teil der Geschichte. Im ersten Teil beschreibt das lyrische Ich die beruhigende Wirkung der Wellen zwischen Steinen und Blumen und die Einsamkeit der stillen Wälder und der Marmorbilder. In der zweiten Strophe geht es um die wunderbare Nacht, die herabsteigt und alte Lieder weckt, und die Landschaften zum Leuchten bringt. Der dritte Teil erzählt von den Nachtigallen, die singen, der Klage der Liebe und den vergessenen schönen Tagen. Es endet mit einer Einladung, in die Stille und Tiefe des Grundes zu kommen.

Das lyrische Ich scheint mit einem Gefühl der Sehnsucht, der Bewunderung für die Schönheit und Ruhe der Natur, und der Melancholie über vergangene Zeiten konfrontiert zu sein. Dabei scheint es die Einsamkeit nicht als etwas Negatives, sondern eher als etwas Beruhigendes und Schönes zu betrachten.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils fünf Versen, wobei jeder Vers aus vier Hebungen besteht. Die Sprache ist sehr bildhaft, mit vielen Naturmetaphern, woraus sich eine romantische Atmosphäre ergibt. Die Verwendung von direkten Fragen und die direkte Anrede des Lesers ziehen diesen ins Geschehen hinein und regen zum Nachdenken an.

Insgesamt handelt es sich um ein typisches Werk Eichendorffs und der romantischen Poesie: Es feiert die Natur, das Einzelne und das Individuelle, es sehnt sich nach der Vergangenheit und es drückt ein Gefühl der Melancholie aus. Gleichzeitig betont es die Bedeutung von Traum und Phantasie in der Wahrnehmung der Welt. Es zeigt, dass Einsamkeit nicht unbedingt etwas Negatives ist, sondern auch Frieden und Ruhe bedeuten kann.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Einsamkeit“ des Autors Joseph von Eichendorff. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. In der Zeit von 1804 bis 1857 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Literaturepoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichermaßen bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für viele weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das 72 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Einsamkeit“ weitere 395 Gedichte vor.

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