Heimkehr von Emanuel Geibel
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Das war dereinst ein Tag der Schmerzen, |
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Der uns getrennt auf immerdar; |
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Du wandtest dich von meinem Herzen, |
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Das reich und das dein eigen war. |
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Ich weiß, ich hatte viel verschuldet, |
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Doch nicht so viel, als du gemeint, |
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Und bitter hab' ich drum geduldet, |
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Und blutig hab' ich drum geweint. |
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Doch nun aufs neu' in deine Nähe |
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Nach manchem Jahr mein Stern mich führt: |
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Empfind' ich, wie sich Lust und Wehe |
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In meinem Busen mächtig rührt. |
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Mir ist's, ich solte dich nicht meiden, |
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Und sprechen möcht' ich: O vergieb! |
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Ob Welt und Sitt' uns ewig scheiden, |
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Du bist mir dennoch schön und lieb. |
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Wohl lenkt' ich still nach andern Zielen, |
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Ich rang mich fort durch Freud' und Pein; |
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Doch, wie des Lebens Würfel fielen, |
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Vergessen konnt' ich nimmer dein. |
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Ich warb um Lust, um Ruhm, um Tugend, |
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Und manches Schöne fiel mir zu! |
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Doch bleibt das schönste Glück die Jugend, |
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Und meiner Jugend Glück warst du. |
Details zum Gedicht „Heimkehr“
Emanuel Geibel
6
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156
1815 - 1884
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Heimkehr“ wurde von Emanuel Geibel verfasst, einem deutschen Lyriker des 19. Jahrhunderts, genauer gesagt der Epoche des Biedermeier und des Realismus.
Auf den ersten Blick reflektiert das Gedicht Trennung, Reue, Sehnsucht und unvergängliche Liebe. Es präsentiert die Gefühle einer zweifelsohnen leidenden Persönlichkeit, die trotz Trennung und vergehener Zeit unvermindert Gefühle für eine bestimmte Person empfindet.
In dem Gedicht geht es um einen ich-Erzähler, der die Trennung von seiner geliebten Person und das damit verbundene Leid darstellt. Er gesteht, Fehler gemacht zu haben, weist jedoch darauf hin, dass diese Fehler nicht so gravierend waren, wie die geliebte Person angenommen hat. Der lyrische Ich leidet und trauert um die Beziehung. Wieder in der Nähe der geliebten Person, fühlt er eine starke Mischung aus Freude und Schmerz. Obwohl gesellschaftliche Normen oder Umstände eine Vereinigung ausschließen, fühlt er immer noch eine tiefe Zuneigung und Liebe zu dieser Person. Obwohl er sein Leben ohne sie fortgesetzt hat, konnte er sie nie vergessen und erkennt, dass das Glück seiner Jugend eng mit ihr verbunden war.
Das Gedicht hat eine klare Form mit sechs Strophen, die jeweils aus vier Versen bestehen. Die melodische Sprache und das ausgeklügelte Reimschema lassen eine Art erzählende Lyrik vermuten. Jede Strophe scheint eine gewisse Phase oder Perspektive der Beziehungserfahrung zu erklären oder zu beschreiben. Die poetischen Bilder sind herzzereißend stark, dabei bleibt die Sprache jedoch verständlich und klar.
Geibels Ausdrucksweise ist emotional und direkt, er nutzt weniger Metaphern und vergleichende Bilder, sondern drückt die Gefühle des lyrischen Ichs auf eher direkte Weise aus. Seine Anspielungen auf „Welt und Sitt“ weisen auf mögliche gesellschaftliche Hindernisse für die Liebenden hin, während weitere dreidimensionale Bilder dazu beitragen, die tiefempfundene Sehnsucht, das Leid und die Liebe lebhaft hervorzurufen. Abschließend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein intensives Emotionsporträt einer unauslöschlichen Liebe ist, die trotz Trennung und vergehener Zeit Bestand hat.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Heimkehr“ des Autors Emanuel Geibel. Geibel wurde im Jahr 1815 in Lübeck geboren. Im Zeitraum zwischen 1831 und 1884 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 156 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Emanuel Geibel sind „Liebesglück“, „Herbstlich sonnige Tage“ und „An Georg Herwegh“. Zum Autor des Gedichtes „Heimkehr“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 67 Gedichte vor.
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- Zu spät
- Es brach schon manch ein starkes Herz
- Nun die Schatten dunkeln
- Die stille Wasserrose
- Mahnung
- Liebesglück
- Herbstlich sonnige Tage
- An Georg Herwegh
- Mittagszauber
Zum Autor Emanuel Geibel sind auf abi-pur.de 67 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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