Die stille Wasserrose von Emanuel Geibel

Die stille Wasserrose
steigt aus dem blauen See,
die Blätter flimmern und blitzen,
der Kelch ist weiß wie Schnee.
 
Da gießt der Mond vom Himmel
all seinen goldnen Schein,
gießt alle seine Strahlen
in ihren Schoß hinein.
 
Im Wasser um die Blume
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kreiset ein weißer Schwan,
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er singt so süß und leise
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und schaut die Blume an.
 
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Er singt so süß und leise
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und will im Singen vergehn
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o Blume, weiße Blume,
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Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die stille Wasserrose“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht trägt den Titel „Die stille Wasserrose“ und wurde von Emanuel Geibel verfasst, einem deutschsprachigen Dichter, der von 1815 bis 1884 lebte. Geibel ist ein Vertreter der Spätromantik und des bürgerlichen Realismus. Entsprechend dieser Epoche spielt bei ihm die Natur als Inspirationsquelle und Projektionsfläche menschlicher Gefühle eine große Rolle, was in diesem Gedicht entsprechend zum Ausdruck kommt.

Auf den ersten Blick fällt die die pflegliche Beschreibung der Natur und die wiegenden, ruhigen Rhythmen des Gedichts auf. Die poetische Atmosphäre zeigt eine Idylle, die auf die traditionellen romantischen Bilder der Harmonie und Schönheit zurückgeht.

Im Hinblick auf den Inhalt beschreibt das Gedicht eine Wasserrose, die aus einem blauen See emporsteigt. Sie wird von den Strahlen des Monds angestrahlt, während ein weißer Schwan um sie herum schwimmt und leise singt, während er sie betrachtet. Gegen Ende scheint der Schwan zu sterben - im Gesang, während er die Blume betrachtet.

Die zentrale Aussage des lyrischen Ichs bleibt in dem Gedicht implizit, doch die wiederholte Frage, ob die Blume das Lied des Schwans verstehen kann, deutet auf eine mögliche Allegorie hin. Der Schwan kann als Symbol für den Künstler bzw. Dichter angesehen werden, der seine innere Welt in seiner Kunst zum Ausdruck bringt und darüber stirbt - vergleichbar mit dem Mythos des sterbenden Schwans. Die Blume könnte als Metapher für die Schönheit und Reinheit der Natur verstanden werden und auch als Abbild des Publikums, an die die Kunst des Dichters gerichtet ist.

Die Form des Gedichts besteht aus vier gleich langen Strophen zu jeweils vier Versen. Die Sprache des Gedichts ist schlicht und dennoch bildreich, voller sinnlicher Eindrücke – helle Farben (weiß, blau), das Funkeln und Glitzern des Wassers und des Mondscheins, den süßen und leisen Gesang des Schwans. Sie trägt zur stimmungsvollen, ruhigen Atmosphäre des Gedichts bei und unterstreicht die introspektive, kontemplative Ausrichtung des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die stille Wasserrose“ ist Emanuel Geibel. Geboren wurde Geibel im Jahr 1815 in Lübeck. Zwischen den Jahren 1831 und 1884 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 77 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Emanuel Geibel sind „Die beiden Engel“, „Zu spät“ und „Es brach schon manch ein starkes Herz“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die stille Wasserrose“ weitere 67 Gedichte vor.

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