Mittagszauber von Emanuel Geibel

Im Garten wandelt hohe Mittagszeit,
der Rasen glänzt, die Wipfel schatten breit;
von oben sieht, getaucht in Sonnenschein
und leuchtend Blau, der alte Dom herein.
 
Am Birnbaum sitzt mein Töchterchen im Gras;
die Märchen liest sie, die als Kind ich las;
ihr Antlitz glüht, es ziehn durch ihren Sinn
Schneewittchen, Däumling, Schlangenkönigin.
 
Kein Laut von außen stört; ?s ist Feiertag ?
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nur dann und wann vom Turm ein Glockenschlag!
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Nur dann und wann der mattgedämpfte Schall
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im hohen Gras von eines Apfels Fall!
 
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Da kommt auf mich ein Dämmern wunderbar,
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gleichwie im Traum verschmilzt, was ist und war:
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die Seele löst sich und verliert sich weit
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ins Märchenreich der eignen Kinderzeit.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Mittagszauber“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
110
Entstehungsjahr
1815 - 1884
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

„Mittagszauber“ von Emanuel Geibel beschreibt einen magischen Moment im Garten an einem Feiertagsnachmittag. Das lyrische Ich erlebt, wie sein Töchterchen im Gras sitzt und Märchen liest, die es als Kind selbst las. Durch den getauchten Sonnenschein sieht es von oben den alten Dom. Der Glockenschlag ertönt nur gelegentlich, dazwischen erklingt der leise Fall eines Apfels. In dieser friedlichen und idyllischen Atmosphäre verschmelzen die Vergangenheit und die Gegenwart des lyrischen Ichs zu einer schönen Einheit. Es verliert sich in den Märchen seiner eigenen Kindheit.

Mithilfe des Gedichts möchte der Autor den Leser dazu einladen, die momentanen und vergangenen Momente in seinem Leben wiederzuentdecken. In dem Gedicht wird deutlich, dass es Momente gibt, in denen die Vergangenheit und die Gegenwart ineinander verschmelzen und das Leben in seiner ganzen Pracht erfahren und genossen werden kann. Dieser Augenblick ist so magisch, dass das lyrische Ich sich sogar in die eigene Kindheit verliert.

Das Gedicht möchte uns wieder daran erinnern, wie wichtig es ist, in der Gegenwart zu sein und uns ähnliche Augenblicke zu gönnen. Es ermutigt, die Vergangenheit zu reflektieren und Literatur zu nutzen, um einzutauchen in die magische Welt der Fantasie. Nur dann kann man die wahre Pracht des Lebens vollkommen annehmen und die magischen Momente erleben, die das Leben so viel reicher machen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Mittagszauber“ des Autors Emanuel Geibel. 1815 wurde Geibel in Lübeck geboren. Im Zeitraum zwischen 1831 und 1884 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus oder Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 110 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Emanuel Geibel sind „Nun die Schatten dunkeln“, „Die stille Wasserrose“ und „Mahnung“. Zum Autor des Gedichtes „Mittagszauber“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 67 Gedichte vor.

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Zum Autor Emanuel Geibel sind auf abi-pur.de 67 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.