Wink von Friedrich Gottlieb Klopstock

Der Grieche sang in lyrischem Ton Bürgergesetz.
Verwandter sind die Gesetze der Kunst dem lyrischen
Ton;
So dürfen wir ja auch wohl ein ernsteres Wort
In die Tafel graben. Wir dürfen nicht; aber wir tuns.
 
Der Dichter, dem es noch nicht da sich entschleierte,
Daß die Freude der Edlen öfter schweigt,
Als selbst ihr mächtigster Schmerz,
Der wanket schon an der Schwelle des Heiligtums.
 
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Aber der unanstoßendes Schrittes
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In den Tempel trat der Kunst, diesem muß,
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Für jede Kenntnis, die dort zeiget, oder warnt,
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Dennoch den Blick schärfen der Genius,
 
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Bevor er lernt, was die Edlen dann,
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Wenn in Stimme sich nun ihr Verstummen wandelt,
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Dann sagen, und welche Worte der Wahl sie
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würdigen,
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Wenn sich nun ihr Verstummen wandelt!
 
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Bevor er geweiht, und, an der Hand
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Der Entdeckung, so tiefer Erfinder wird,
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Daß zu seiner Saite Klang mit der vollen
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Harmonie das Herz der Hörenden klingt!
 
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Wenn je die Stirn der Kunst mit Ernste gebot,
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So war es hier; sie gebot: Wie Raphael bildete, Gluck
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Mit dem Tone vereinte den Ton, so vollende der
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Dichter,
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Mehr noch, treffender noch, wenn es Freude gilt!
 
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Freude, Freude, du Himmelskind!
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Danksagend küßt er den Zauberstab,
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Von dem, als du damit ihn berührtest,
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Ein heiliger Funken ihm in die Seele sprang.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Wink“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
31
Anzahl Wörter
208
Entstehungsjahr
1724 - 1803
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wink“ ist von Friedrich Gottlieb Klopstock, einem deutschen evangelischen Theologen und Dichter des 18. Jahrhunderts, der einen bedeutenden Einfluss auf die deutsche Literatur hatte. Klopstock gehörte zum Barock und der darauf folgenden Epoche der Aufklärung.

Auf den ersten Eindruck handelt es sich um ein anspruchsvolles und hochpoetisches Gedicht, das sorgfältiges Lesen und Interpretieren erfordert. Es ist charakteristisch für die ernsthafte, gravitätische Art von Klopstock, der sich oft mit großen Themen wie Kunst, Poesie und Philosophie beschäftigt.

Im Wesentlichen geht es in diesem Gedicht darum, wie ein Dichter allmählich die Fähigkeit erlangt, die Feinheiten und Komplexitäten seiner Kunst zu verstehen. Klopstock verwendet dabei die Metaphern des Tempels und des Heiligtums, um das Schaffen eines Dichters als einen heiligen und ehrfurchtsvollen Prozess zu beschreiben. Das lyrische Ich betont die Wichtigkeit von Erfahrung, Intuition und Hingabe für jeden Dichter und preist die Freude und das Glück, die beim kreativen Prozess entstehen.

Klopstock verwendet ein anspruchsvolles, altertümliches Vokabular und komplizierte Satzstrukturen, um seine Gedanken und Visionen auszudrücken. Seine Sprache ist von einer erhabenen und feierlichen Qualität, die zum Thema des Gedichts passt. Die Form des Gedichts ist eher unregelmäßig, mit wechselnden Strophenlängen und abwechslungsreichen Versstrukturen, die das Kontemplative und Meditative des Gedichtinhaltes widerspiegeln.

Die Tonalität ist ernst und nachdenklich, und es gibt einen starken Fokus auf abstrakte Konzepte wie „Freude“, „Genie“ und „Kunst“. Klopstocks Hinweis auf Raphael und Gluck unterstreicht seine Anschauung, dass große Kunst ein Ausdruck von Intuition und Inspiration ist, der jedoch auch von technischem Können und Disziplin unterstützt werden muss. Das Gedicht endet mit einer feierlichen Huldigung an die Freude, die als himmlisches Kind dargestellt und als Quelle poetischer Inspiration gepriesen wird.

Weitere Informationen

Friedrich Gottlieb Klopstock ist der Autor des Gedichtes „Wink“. Geboren wurde Klopstock im Jahr 1724 in Quedlinburg. Zwischen den Jahren 1740 und 1803 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Empfindsamkeit zu. Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 31 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 208 Worte. Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Unschuldigen“, „Losreißung“ und „Die Wahl“. Zum Autor des Gedichtes „Wink“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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