Das Wiedersehn von Friedrich Gottlieb Klopstock

Der Weltraum fernt mich weit von dir,
So fernt mich nicht die Zeit.
Wer überlebt das siebzigste
Schon hat, ist nah bei dir.
 
Lang sah ich, Meta, schon dein Grab,
Und seine Linde wehn;
Die Linde wehet einst auch mir,
Streut ihr Blum' auch mir,
 
Nicht mir! Das ist mein Schatten nur,
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Worauf die Blüte sinkt;
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So wie es nur dein Schatten war,
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Worauf sie oft schon sank.
 
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Dann kenn' ich auch die höhre Welt,
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In der du lange warst;
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Dann sehn wir froh die Linde wehn,
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Die unsre Gräber kühlt.
 
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Dann... Aber ach ich weiß ja nicht,
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Was du schon lange weißt;
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Nur daß es, hell von Ahndungen,
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Mir um die Seele schwebt!
 
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Mit wonnevollen Hoffnungen
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Die Abendröte kommt:
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Mit frohem, tiefen Vorgefühl,
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Die Sonnen auferstehn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Das Wiedersehn“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
127
Entstehungsjahr
1724 - 1803
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Das Wiedersehn“ wurde von Friedrich Gottlieb Klopstock geschrieben, einem deutschen Dichter der Aufklärung und Vorläufer der Romantik, der von 1724 bis 1803 lebte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht melancholisch und nachdenklich, doch auch mit einer Spur Hoffnung. Es ist in sechs Vierzeiler-Strophen unterteilt, die klassische Form eines Liedes.

Inhaltlich geht es um ein lyrisches Ich, das sich im Angesicht des Alters und der Distanz zu einer geliebten Person, Meta, trotz der räumlichen Entfernung dem Tod und der Wiedervereinigung nahe fühlt. Das Alter des lyrischen Ichs wird durch die Angabe des siebzigsten Jahres bestimmt. Die Natur, symbolisiert durch die welkenden Blumen auf dem Grab und die wehende Linde, wird zum Spiegel der eigenen Vergänglichkeit und der ersehnten Wiedervereinigung im Tod.

Die immer wiederkehrende Weide, die über die Gräber weht, symbolisiert Zeit, Tod und die ersehnte Wiedervereinigung. Sie steht für die Verbindung zwischen Leben und Tod, Erinnerung und Vergessen, Vergangenheit und Zukunft.

Sprachlich zeichnet sich Klopstocks Gedicht durch eine eher einfache, direkte Sprache aus, die wenig Raum für Missinterpretationen lässt. Der zur Aufklärung gehörende Autor nutzt keine komplizierten Metaphern oder technischen Begriffe, sondern drückt seine Emotionen und Gedanken klar und unmissverständlich aus.

Formal verwendet Klopstock in diesem Gedicht den vierzeiligen Vers, eine gängige Form in der Lyrik seiner Zeit. Jede Strophe besteht aus vier Versen, wodurch ein rhythmisches und harmonisches Gesamtbild entsteht. Die sich stetig wiederholende Struktur unterstreicht das Thema der Wiederkehr – des Wiedersehens und der Gedanken an die Verstorbene.

Insgesamt drückt das Gedicht eine tiefe Sehnsucht nach Wiedersehen aus, die von melancholischen Gedanken an Tod und Vergänglichkeit begleitet wird. Trotz der traurigen Thematik ist das lyrische Ich aber von der Hoffnung geprägt, dass das Wiedersehen in einer höheren Welt stattfinden wird. Damit bringt Klopstock auch den Glauben seiner Zeit an ein Leben nach dem Tod zum Ausdruck.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Wiedersehn“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Gottlieb Klopstock. 1724 wurde Klopstock in Quedlinburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1740 und 1803. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Der Schriftsteller Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 127 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Waage“, „Sie“ und „An die rheinischen Republikaner“. Zum Autor des Gedichtes „Das Wiedersehn“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

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