Sie von Friedrich Gottlieb Klopstock
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Freude, wem gleichst du? Umsonst streb ich zu |
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wählen. Du bist |
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Allem, was schöner ist, gleich, allem, das hoch |
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Sich erhebet, allem, was ganz |
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Rühret das Herz. |
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O, sie kennen dich nicht! Wissen sie, daß du nicht |
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kommst, |
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Wenn sie dir rufen? daß du, Freieste du, |
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Sie, wenn zu zwingen sie wähnen, verlachst, |
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Fliehend verlachst? |
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Freieste, aber du bist Fühlenden, Redlichen hold, |
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Lächelst ihnen. Du labst dann wie der West, |
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Blühest wie Rosen, welche mit Moos |
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Gürten ihr Blatt, |
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Glühst von der Lerche Glut, hebt sie gen Himmel |
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sich, weinst |
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Wie die gekränzete Braut, wie, wenn den Sohn, , |
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Junge Mutter nunmehr, sie umarmt, |
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Drückt an ihr Herz. |
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Aber du weinest auch, wenn mit der Wehmut du dich |
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Einst und der Tröstung. Besucht oft sie, ihr drei, |
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Denen ihr liebe Gespielinnen seid, |
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Grazien seid! |
Details zum Gedicht „Sie“
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1724 - 1803
Empfindsamkeit
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Sie“ stammt von Friedrich Gottlieb Klopstock, einem der bedeutendsten Dichter der Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drang und damit des 18. Jahrhunderts.
Das Gedicht vermittelt auf den ersten Blick einen emotionalen und nachdenklichen Eindruck. Klopstock versucht in diesem Gedicht, das Konzept und die Wirkung von Freude zu erforschen.
Das lyrische Ich sucht nach einer Analogie, um die Freude zu beschreiben, und kommt zu dem Schluss, dass sie allen schönen und erhabenen Dingen gleicht, die das Herz berühren (Strophe 1). Es bemerkt, dass viele Menschen Freude nicht wirklich kennen oder sie nicht herbeirufen können (Strophe 2). Die Freude ist autonom und wählt ihre eigenen „Ziele“. Sie kann nicht erzwungen werden, sondern bevorzugt fühlende und aufrichtige Individuen. Sie erfrischt diese wie ein Westwind, blüht wie Rosen und gibt Energie wie die aufgehende Lerche (Strophe 3). Die Freude kann auch Tränen bringen, wie in Momenten von tiefem Glück oder Erleichterung, etwa beim Anblick einer neugeborenen Mutter mit ihrem Kind (Strophe 4). Doch sie kann auch mit Traurigkeit und Trost einhergehen. Das lyrische Ich fordert die Grazien – in der griechischen Mythologie die Göttinnen der Schönheit und Anmut – auf, diese Gefühle zu besuchen (Strophe 5).
Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl (5, 5, 4, 5, 4). Die Verse sind relativ kurz und folgen keinem strengen Reim- oder Metermuster, was der poetischen Freiheit der Epoche des Sturm und Drang entspricht. Die Sprache des Gedichts ist erhaben und bildreich, typisch für die Aufklärungszeit. Klopstock verwendet zahlreiche Metaphern und Vergleiche, um die abstrakte Idee der Freude zu konkretisieren und zu personifizieren. Abstrakte Begriffe wie „Freude“ und „Wehmut“ werden zu handelnden Personen. Durch diesen stilistischen Zug kann das lyrische Ich seine Gefühle intensiver und anschaulicher darstellen.
Weitere Informationen
Friedrich Gottlieb Klopstock ist der Autor des Gedichtes „Sie“. Geboren wurde Klopstock im Jahr 1724 in Quedlinburg. Das Gedicht ist in der Zeit von 1740 bis 1803 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Empfindsamkeit zugeordnet werden. Klopstock ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 133 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 23 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich Gottlieb Klopstock sind „Die Unschuldigen“, „Losreißung“ und „Die Wahl“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sie“ weitere 65 Gedichte vor.
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Zum Autor Friedrich Gottlieb Klopstock sind auf abi-pur.de 65 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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