Aufmunterung zur Freude von Ludwig Christoph Heinrich Hölty

Wer wollte sich mit Grillen plagen,
So lang’ uns Lenz und Jugend blühn?
Wer wollt’ in seinen Blütentagen
Die Stirn’ in düstre Falten ziehn?
 
Die Freude winkt auf allen Wegen,
Die durch dies Pilgerleben gehn;
Sie bringt uns selbst den Kranz entgegen,
Wenn wir am Scheidewege stehn.
 
Noch rinnt und rauscht die Wiesenquelle;
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Noch ist die Laube kühl und grün;
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Noch scheint der liebe Mond so helle,
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Wie er durch Adams Bäume schien!
 
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Noch macht der Saft der Purpurtraube
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Des Menschen krankes Herz gesund;
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Noch schmecket in der Abendlaube
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Der Kuss auf einen rothen Mund!
 
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Noch tönt der Busch voll Nachtigallen
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Dem Jüngling hohe Wonne zu;
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Noch strömt, wenn ihre Lieder schallen,
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Selbst in zerrissne Seelen Ruh!
 
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O wunderschön ist Gottes Erde,
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Und werth darauf vergnügt zu sein!
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Drum will ich, bis ich Asche werde,
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Mich dieser schönen Erde freun!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Aufmunterung zur Freude“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
vor 1777
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Das analysierte Gedicht „Aufmunterung zur Freude“ wurde von Ludwig Christoph Heinrich Hölty, einem deutschen Lyriker verfasst, dessen Leben in die Zeit der literarischen Strömung des Sturm und Drang fiel (1748 – 1776).

Liest man das Gedicht das erste Mal, wird man durch die positiven und lebensbejahenden Aussagen ergriffen und von einer fröhlichen, hoffnungsvollen Stimmung umhüllt.

Erzählerisch aufgebaut gibt das lyrische Ich in „Aufmunterung zur Freude“ einen Rat, wie man das Leben am besten lebt: Freude empfinden, die Schönheit der Natur und Jugend nutzen und den Moment genießen, anstatt sich von Sorgen und Ängsten bedrängen zu lassen. Es plädiert für eine positive Grundeinstellung, insbesondere in der Jugend. Darüber hinaus zieht es durchweg Vergnügen und Freude aus der Schönheit der Natur und dem Dasein selbst.

Formal gesehen ist das Gedicht in sechsteiligen Strophen mit jeweils vier Versen aufgebaut. Hölty verwendet eine eher einfache, leicht verständliche Sprache mit positiver Konnotation. Es ist durch eine rhythmische Struktur und Reime charakterisiert, die dem Gedicht einen melodischen und harmonischen Ton verleihen.

Insgesamt drückt Hölty durch dieses Gedicht seinen tiefen Glauben an das Positive und Schöne im Leben aus. Seine Auffassung, dass man trotz aller Schwierigkeiten eine freudige Haltung bewahren und das Leben in all seinen Facetten feiern sollte, verleiht dem Gedicht seine ausgelassene, frohe Stimmung und seine einladende, mitreißende Atmosphäre. Gleichzeitig betont er die Schönheit der Welt und der Natur, so dass das Gedicht auch als ein Lob auf die Naturschönheiten gelesen werden kann und ermutigt den Leser, die Freuden des Lebens zu erkennen und zu schätzen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Aufmunterung zur Freude“ des Autors Ludwig Christoph Heinrich Hölty. Im Jahr 1748 wurde Hölty in Mariensee geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1777. In Hamburg ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Empfindsamkeit zu. Hölty ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 140 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Die Gedichte „Elegie bei dem Grabe meines Vaters“, „Lebenspflichten“ und „Lebenspflichten“ sind weitere Werke des Autors Ludwig Christoph Heinrich Hölty. Zum Autor des Gedichtes „Aufmunterung zur Freude“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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