Die Liebe von Ludwig Christoph Heinrich Hölty

Eine Schale des Harms, eine der Freuden wog
Gott dem Menschengeschlecht; aber der lastende
Kummer senket die Schale;
immer hebet die andere sich.
 
Irren, traurigen Tritts wanken wir unsern Weg
durch das Leben hinab, bis sich die Liebe naht,
eine Fülle der Freuden
in die steigende Schale geußt.
 
Wie dem Pilger der Quell silbern entgegen rinnt,
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wie der Regen des Mais über die Blüten träuft,
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naht die Liebe: des Jünglings
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Seele zittert, und huldigt ihr!
 
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Nähm er Kronen und Gold, mißte der Liebe? Gold
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ist ihm fliegende Spreu; Kronen ein Flittertand;
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alle Hoheit der Erde
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sonder herzliche Liebe, Staub!
 
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Los der Engel! Kein Sturm düstert die Seelenruh
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des Beglückten! Der Tag hüllt sich in lichtes Blau;
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Kuß und Flüstern und Lächeln
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flügelt Stunden an Stunden fort!
 
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Herrscher neideten ihn, kosteten sie des Glücks,
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das dem Liebenden ward, würfen den Königstab
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aus den Händen und suchten
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sich ein friedliches Hüttendach.
 
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Unter Rosengesträuch spielet ein Quell und mischt
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dem begegnenden Bach Silber. So strömen flugs
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Seel und Seele zusammen,
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wann allmächtige Liebe naht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Die Liebe“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
171
Entstehungsjahr
1748 - 1776
Epoche
Empfindsamkeit

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Liebe“ des Autors Ludwig Christoph Heinrich Hölty. Der Autor Ludwig Christoph Heinrich Hölty wurde 1748 in Mariensee geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1764 und 1776. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Empfindsamkeit zuordnen. Der Schriftsteller Hölty ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 171 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Ludwig Christoph Heinrich Hölty sind „Lebenspflichten“ und „Lebenspflichten“. Zum Autor des Gedichtes „Die Liebe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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