Das letzte Glas von Christian Friedrich Hebbel

1	Das letzte Glas! Wer mag es denken!
2	Und dennoch muß ein letztes sein!
3	Mich drängt's, es hastig einzuschenken,
4	Fällt auch die Thräne mit hinein.
5	Stoß an! Du stießest gar zu heftig!
6	In tausend Scherben liegt das Glas.
7	Ein neues bringt mir schon geschäftig
8	Der Kellner; nochmals füll' ich das.
9	Das letzte Glas! Wer mag es schauen!
10	Und dennoch muß ein letztes sein!
11	Du ziehst nun bald in ferne Gauen:
12	Denkst du im fremden Land noch mein?
13	Stoß an! Ich zitt're gar zu heftig!
14	In tausend Scherben liegt das Glas.
15	Ein neues bringt mir schon geschäftig
16	Der Kellner; nochmals füll' ich das.
17	Das letzte Glas! Wer mag es trinken!
18	Und dennoch muß ein letztes sein!
19	Dir werden neue Freunde winken,
20	Ich aber bleib' hier ganz allein!
21	Stoß an! Zu Boden werf' ich's heftig!
22	Warum schon jetzt das letzte Glas!
23	Ein neues bringt mir schon geschäftig
24	Der Kellner; nochmals füll' ich das.
25	Das letzte Glas! Wir lassen's stehen!
26	Versiegle und verschließ den Wein!
27	Wenn wir dereinst uns wieder sehen,
28	So soll es unser erstes sein!
29	Komm, an den Mund press' ich dich heftig,
30	Als wärst du selbst mein letztes Glas!
31	Was wir uns sind, das fühl' ich kräftig,
32	Jetzt geh mit Gott! Wir bleiben das!

Details zum Gedicht „Das letzte Glas“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das letzte Glas“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Friedrich Hebbel. Hebbel wurde im Jahr 1813 in Wesselburen, Dithmarschen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1829 und 1863. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Hebbel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 203 Worte. Weitere Werke des Dichters Christian Friedrich Hebbel sind „Sommerlied“, „Scham“ und „Der Blinde“. Zum Autor des Gedichtes „Das letzte Glas“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 418 Gedichte vor.

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