Die Polen sollen leben von Christian Friedrich Hebbel

Zu Hamburg in dem Saale,
Voll Lichterglanz und Pracht,
Sitzt mancher Gast beim Mahle
In heil'ger Neujahrsnacht;
Die Fremden sind's, sie wären gern
Im Vaterland, doch das ist fern,
Nun wird denn sein gedacht.
 
Erst haben sich die Gäste
Kalt in's Gesicht geschaut,
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Doch werden sie bei'm Feste
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Bald froh und wohlvertraut.
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Nur Einer, welchen Niemand kennt,
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Blickt stumm in's Licht, wie's niederbrennt,
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Jung, aber schon ergraut.
 
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Ihm dünken sie Gespenster
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In ihrer Lust zu sein;
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Er kehrt sich ab; in's Fenster
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Wirft hell der Mond den Schein.
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Er spricht: du überschaust die Welt,
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So sag', ob Polen steht, ob fällt!
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Die Wolke hüllt ihn ein.
 
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Sein Herz will zornig wallen,
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Da schwört er still sich zu:
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Magst steh'n, mein Volk, magst fallen,
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Ich steh' und fall', wie du!
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Gewiß der Erste, wär' ich dort,
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Der Letzte hier am fremden Ort,
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Mein Dolch bringt mich zur Ruh.
 
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Der Glockenthurm thut eben
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Die zwölfte Stunde kund,
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Die Polen sollen leben!
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Ruft er mit lautem Mund.
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Ein Jeder greift, wie er, zum Glas,
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Sie All' erglüh'n, doch er sinkt blaß
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Zurück, ist todt zur Stund'.
 
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Sie gießen, statt zu trinken,
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Den Wein jetzt in den Sand;
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Sie sah'n das Schicksal winken
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Und haben's wohl erkannt,
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Daß Polen bald dem Todten gleicht,
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Doch Keiner ahnt, wie bald vielleicht
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Die Welt dem Polenland.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Polen sollen leben“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
219
Entstehungsjahr
1835
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Polen sollen leben“ des Autors Christian Friedrich Hebbel. Im Jahr 1813 wurde Hebbel in Wesselburen, Dithmarschen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1835 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Hebbel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 219 Worte. Der Dichter Christian Friedrich Hebbel ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Blinde“, „Gebet“ und „Glück“. Zum Autor des Gedichtes „Die Polen sollen leben“ haben wir auf abi-pur.de weitere 418 Gedichte veröffentlicht.

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