Husaren-Werbung von Christian Friedrich Hebbel
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Dem Fürsten Friedrich zu Schwarzenberg |
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freundschaftlichst zugeeignet |
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Der Kaiserliche Officier, |
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Der wirbt im Dorf Husaren, |
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Und laut aus seinem Standquartier |
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Ertönt's, wie von Fanfaren. |
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Denn, bleibt der Vogel nur am Leim, |
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Der Fisch am Wurm nur hangen, |
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So wird der Pußtensohn daheim |
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Nur mit Musik gefangen. |
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Drum setzt man um den Werbetisch |
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In Ungarn stets Zigeuner, |
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Die geigen oder blasen frisch |
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Und werden stündlich bräuner. |
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Erst halten sich die Bursche fern |
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Und fluchen den Verleitern, |
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Doch ihre Mädchen kommen gern |
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Und tanzen mit den Reitern. |
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Allmälig folgt wohl Einer nach, |
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Von Eifersucht getrieben, |
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Und neigt zum Ende sich der Tag, |
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Ist Keiner ausgeblieben. |
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Und ist, was er erspart, verzecht, |
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So denkt ein Jeder eben: |
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Des Kaisers Rock ist auch nicht schlecht! |
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Und läßt sich Handgeld geben. |
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Noch ist es völlig leer im Saal, |
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Und nur die Reiter lärmen; |
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Der Hauptmann setzt sich zum Pocal, |
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Sich innerlich zu wärmen. |
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Da sprengt auf schaumbedecktem Roß |
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Ein Jüngling vor die Schenke; |
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Der Hauptmann ruft: der schlankste Sproß |
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Des Landes, seit ich denke! |
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So mag, mit seinem Thier vereint, |
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Nur ein Centaur noch sitzen, |
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Und in den blanken Locken scheint |
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Das Auge fortzublitzen. |
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Er wirft dem Wirth die Zügel hin, |
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Und, statt sich zu verschnaufen, |
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Spricht er: nun bleib' ich, wo ich bin; |
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Wer will den Rappen kaufen? |
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Der Wirth besieht das edle Pferd |
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Zu wiederholten Malen. |
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»Rasch, rasch, mein Freund, was ist es werth? |
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Nur mußt du baar bezahlen!« |
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Der Wirth, der bietet, wie zum Spiel, |
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Doch schüchtern nur und bange. |
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»Es ist genug, es ist zu viel! |
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Sonst währt der Rausch zu lange.« |
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Der Wirth, der zählt die Münzen auf, |
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Die sind gar hell erklungen. |
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»Nun gilt es noch den zweiten Kauf, |
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Der erste wär' gelungen!« |
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»Herr Hauptmann, schaut mich näher an, |
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Mir wird's am Maaß nicht mangeln, |
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Drum reiht mich ein als Reitersmann, |
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Da braucht ihr nicht zu angeln.« |
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Der Hauptmann drauf: das thu' ich gleich, |
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Du taugst in allen Stücken! |
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Hier hast du Geld und hier den Zweig, |
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Um dir den Hut zu schmücken. |
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Doch kaum nur steckt der grüne Strauß, |
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So schallen Rosseshufen, |
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Und: gebt den Pferdedieb heraus! |
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Hört man von fern schon rufen. |
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Ein Bauer ist's, zu Schanden fast |
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Hat er den Gaul geritten. |
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»Bist du es, Herr? So sei mein Gast! |
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Und laßt euch Alle bitten!« |
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Der Bauer ist vor Ingrimm stumm |
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Und will den Spötter packen; |
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Da schwingt ihn der im Tanz herum, |
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Daß ihm die Rippen knacken. |
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»Treu dient' ich dir, doch wollt' ich Lohn, |
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So galt es, zuzugreifen!« |
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Nun rasen aus dem wild'sten Ton |
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Die Geigen und die Pfeifen. |
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Der Hauptmann aber lacht und spricht: |
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Du scheinst mir schlecht berathen! |
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Pack' auf! Denn Diebe giebt's hier nicht, |
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Hier giebt's nur noch Soldaten. |
Details zum Gedicht „Husaren-Werbung“
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1813 - 1863
Realismus
Gedicht-Analyse
Christian Friedrich Hebbel ist der Autor des Gedichtes „Husaren-Werbung“. 1813 wurde Hebbel in Wesselburen, Dithmarschen geboren. In der Zeit von 1829 bis 1863 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Hebbel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 82 Versen mit insgesamt 21 Strophen und umfasst dabei 448 Worte. Der Dichter Christian Friedrich Hebbel ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Blinde“, „Gebet“ und „Glück“. Zum Autor des Gedichtes „Husaren-Werbung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 418 Gedichte veröffentlicht.
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