Auf dem Meer von Christian Friedrich Hebbel
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Allheilig Meer! Es donnern deine Klänge |
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Mir so gewaltig in's erschreckte Ohr, |
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Als brächen die verhalt'nen Fluchgesänge |
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Begrabener Titanen draus hervor. |
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Sie stürzten sich hinab in deine Wogen, |
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Sie wollten sterben; aber um den Tod |
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Hat deine falsche Tiefe sie betrogen, |
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Sie tragen noch des Lebens öde Noth. |
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Sie wissen's jetzt: man kann nicht einzeln sterben; |
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So lange noch ein Zwerg auf Erden lebt, |
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Wird sich kein Gott den ganzen Tod erwerben, |
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Ob er im Meer, im Aetna sich begräbt. |
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Sie sehen jetzt die blöden Menschen kauern |
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Um ihres großen Daseins Aschenrest; |
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Da grollen sie: soll das denn ewig dauern? |
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Wie lange hält der Wurm die Wärme fest! |
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Uns kreis'te doch das Ganze in den Adern, |
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Das jetzt zu Tropfen tausendfach zerrann; |
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Wir mußten dennoch mit den Göttern hadern, |
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Jetzt haben Legionen g'nug daran! |
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So grollen sie im Aetna und im Grunde |
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Des Meers, und nicken langsam wieder ein; |
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Doch nach Jahrhunderten ruft eine Stunde |
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Sie abermals zurück in's öde Sein. |
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Dann wähnen sie: nun ist die Welt am Ende, |
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Und dies Erwachen ist das letzte Weh! |
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Dann wirft der Eine seine Feuerbrände, |
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Dann ras't der And're in dem Schooß der See. |
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Ich ahnt' es längst! Die grollenden Titanen |
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Sind aus dem Schlummer wieder aufgestört, |
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Und haben, an die alte Nacht zu mahnen, |
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Jedwedes Element der Welt empört. |
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War's Empedokles, der die Stadt der Elbe |
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Mit seiner Aetnafackel angesteckt? |
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Und ist's ein And'rer, oder ist's derselbe, |
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Der zürnend jetzt den alten Meergeist weckt? |
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Wohlauf! Zurückgeschlagen sind die Flammen! |
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Schwellt denn in Eins, ihr Meere, fern und nah', |
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Knüpft Wogentanz und Sternentanz zusammen, |
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Wie Aeschylos es im Prometheus sah. |
Details zum Gedicht „Auf dem Meer“
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1842
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Auf dem Meer“ ist Christian Friedrich Hebbel. Im Jahr 1813 wurde Hebbel in Wesselburen, Dithmarschen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1842 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Hebbel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen und umfasst dabei 268 Worte. Die Gedichte „An Elise“, „Gott“ und „Leben“ sind weitere Werke des Autors Christian Friedrich Hebbel. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf dem Meer“ weitere 418 Gedichte vor.
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