Das Haus am Meer von Christian Friedrich Hebbel
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Hart an des Meeres Strande |
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Baut man ein festes Haus; |
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Als sollt' es ewig dauern, |
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So heben die trotz'gen Mauern |
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Sich in das Land hinaus. |
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Mächtige Hammerschläge |
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Erdröhnen schwer und voll; |
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Die Sägen knarren und zischen, |
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Verworren hört man dazwischen |
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Der Wogen dumpf Geroll. |
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Durch das Gebälke klettert |
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Ein rüst'ger Zimmermann; |
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Der Wind, der sich erhoben, |
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Zerreißt mit seinem Toben |
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Das Lied, das er begann. |
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Ich bin hinein getreten; |
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Daß solch ein Werk gedeiht, |
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Das ist an Gott gelegen, |
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Zu beten um seinen Segen, |
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Nehm' ich mir gern die Zeit. |
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Die Fenster gehen alle |
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Hinaus auf die wilde See; |
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Noch sind sie nicht verschlossen, |
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Eine Möwe kommt geschossen |
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Durch das, an dem ich steh'. |
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Hier will der Bewohner schlafen; |
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Schon wird in dem luft'gen Raum |
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Die Bettstatt aufgeschlagen; |
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Da ahn' ich mit stillem Behagen |
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Voraus gar manchen Traum. |
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Doch, wende ich mein Auge, |
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Fällt's auf gar manches Riff, |
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Ich sehe des Meeres Tosen, |
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Drüben im Gränzenlosen |
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Durchbricht den Nebel ein Schiff. |
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Wer ist's denn, der am Strande, |
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Am öden, sein Haus sich baut? |
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»Ein Schiffer; seit vielen Jahren |
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Hat er das Meer befahren, |
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Nun ist's ihm lieb und vertraut. |
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Dieß ist die letzte Reise, |
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Ich fühl' mich alt und müd', |
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Daß ich mein Nest dann finde, |
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Hobelt und hämmert geschwinde! |
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So sprach er, als er schied. |
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Jetzt kann er stündlich kehren, |
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Er ist schon lange fort, |
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Drum müssen wir Alle eilen!« |
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Des schwellenden Sturmwinds Heulen |
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Verschlingt des Zimm'rers Wort. |
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Die Wolken ballen sich dräuend, |
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Riesige Wogen ersteh'n, |
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Aufgerüttelt von Stürmen, |
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Schrecklich, wenn sie sich thürmen, |
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Schrecklicher, wenn sie zergeh'n. |
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Das Schiff dort, kraftlos ringend, |
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Ihr Spiel jetzt, bald ihr Raub, |
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Muß gegen die Felsen prallen, |
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Schon hör' ich den Nothschuß fallen, |
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Was hilft es? Gott ist taub. |
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Ich fürchte, das ist der Schiffer, |
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Dem man dies Bett bestellt, |
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Der Zimm'rer mit dem Hammer |
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Befestigt die letzte Klammer, |
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Während das Schiff zerschellt. |
Details zum Gedicht „Das Haus am Meer“
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65
311
1813 - 1863
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Das Haus am Meer“ ist Christian Friedrich Hebbel. Der Autor Christian Friedrich Hebbel wurde 1813 in Wesselburen, Dithmarschen geboren. In der Zeit von 1829 bis 1863 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Hebbel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 65 Versen mit insgesamt 13 Strophen und umfasst dabei 311 Worte. Die Gedichte „Zwei Wandrer“, „Und ist ein bloßer Durchgang denn mein Leben“ und „An Elise“ sind weitere Werke des Autors Christian Friedrich Hebbel. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Haus am Meer“ weitere 418 Gedichte vor.
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