Thorwaldsens Ganymed und der Adler von Christian Friedrich Hebbel

1	Knabe, süßer, wunderbarer,
2	Unter'm Kuß des Zeus gereift,
3	Blüte, die in leuchtend-klarer
4	Schönheit nie der Wind gestreift:
5	Sorgsam tränkst du und aesthetisch,
6	Wenn auch halb gelangeweilt,
7	Hier den Aar, der gravitätisch
8	Schmaus't und wenig sich beeilt.
9	Mancher würde ungeduldig,
10	Und er hätte Grund genug,
11	Doch du denkst: ich bin's ihm schuldig,
12	Weil er zum Olymp mich trug;
13	Weil er schnell, mich fester fassend,
14	In die Wolken mich entrückt,
15	Als ich, schwindelnd und erblassend,
16	Unter mich hinabgeblickt;
17	Ja, weil er sogar die Klauen
18	Unter'm Fittig-Paar verhüllt,
19	Die mich fast mit größerm Grauen,
20	Als der Abgrund selbst, erfüllt.
21	Solltest doch in's Ohr ihm raunen:
22	Spute dich zu deinem Heil;
23	Denn schon wölkte Zeus die Braunen,
24	Und - da fällt der Donnerkeil!
25	Auf, mein Vogel, dienstbeflissen!
26	Wie du auch das Auge rollst!
27	Du, o Knabe, wirst schon wissen
28	Wo du dich erholen sollst!

Details zum Gedicht „Thorwaldsens Ganymed und der Adler“

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Thorwaldsens Ganymed und der Adler“ des Autors Christian Friedrich Hebbel. Hebbel wurde im Jahr 1813 in Wesselburen, Dithmarschen geboren. Zwischen den Jahren 1829 und 1863 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Hebbel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 140 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Friedrich Hebbel sind „Zwei Wandrer“, „Und ist ein bloßer Durchgang denn mein Leben“ und „An Elise“. Zum Autor des Gedichtes „Thorwaldsens Ganymed und der Adler“ haben wir auf abi-pur.de weitere 418 Gedichte veröffentlicht.

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