Monolog eines Modelljägers von Christian Friedrich Hebbel

Welch ein herrlicher Kopf! Und einer der vielen des Pöbels!
Macht sie nicht heut' das Modell macht sie es morgen gewiß,
Wenn sie des Hutes bedarf, ihn gegen die Sonne zu schützen,
Welchem Rumpfe jedoch setzt man am besten ihn auf?
Ei, durchmustern wir schnell die Ilias oder die Bibel,
Welcher Göttin beliebt? Welche der Heiligen paßt?
Juno? Da wär' erst die Stirn zu renken, die römisch und kurz ist;
Venus? Du stehst mir im Weg, griechisches Mensch in Florenz!
Heidinnen, packt euch zum Teufel! Ich schenkt' ihn flugs der Madonna,
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Doch die Sixtinische ist leider bis jetzt nicht geköpft.
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Vasen werden zerbrochen und Trauerspiele vergiftet,
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Aber der Maler erharrt seinen Salvator umsonst.
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Sei der Seufzer verzieh'n! Und nun? Was quäl' ich mich länger!
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Ist nur der Kopf erst gemalt, hängt sich ein Leib wohl daran.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Monolog eines Modelljägers“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
136
Entstehungsjahr
1813 - 1863
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Monolog eines Modelljägers“ wurde vom deutschen Schriftsteller Christian Friedrich Hebbel verfasst, der im 19. Jahrhundert, genauer zwischen 1813 und 1863, lebte und wirkte.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht die Gedanken und Frust eines Künstlers darzustellen, der nach dem perfekten Modell für sein Kunstwerk sucht.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um die Bemühungen des lyrischen Ichs, das ideale Modell, insbesondere den idealen Kopf, für sein künstlerisches Werk zu finden. Dieser universelle, fast obsessiv anmutende Suchprozess reflektiert die Absicht des Künstlers, absolute Perfektion zu erreichen. Das lyrische Ich durchläuft verschiedene klassische Ressourcen wie die Ilias, die Bibel oder verschiedene Gottheiten und Figuren der Kunstgeschichte. Doch keines der Modelle scheint passend zu sein. Dies führt zu Frustration und Resignation, doch am Ende hofft das lyrische Ich, dass, einmal der perfekte Kopf gemalt ist, der Körper leicht hinzuzufügen ist.

Die formalen und sprachlichen Merkmale des Gedichts weisen auf ein hohes Maß an Struktur und Disziplin hin - es besteht aus 14 Versen, die einen umfangreichen Monolog bilden. Der Gebrauch von Reimen ist inkonsequent, was die nervöse, unruhige Stimmung des lyrischen Ichs unterstreicht. Die Sprache ist sehr bildhaft und kunstvoll, durchsetzt mit Bezugnahmen auf literarische und historische Persönlichkeiten und Werke. Dies spiegelt die intellektuellen Herausforderungen wider, denen sich das lyrische Ich in seiner Suche nach dem idealen Modell gegenübersieht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hebbels Gedicht „Monolog eines Modelljägers“ eine tiefgreifende Reflexion über den künstlerischen Prozess und die quälende Suche nach Perfektion darstellt, vermittelt durch die gedankliche Reise und emotionale Achterbahnfahrt des lyrischen Ichs.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Monolog eines Modelljägers“ des Autors Christian Friedrich Hebbel. Geboren wurde Hebbel im Jahr 1813 in Wesselburen, Dithmarschen. Zwischen den Jahren 1829 und 1863 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Hebbel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 136 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Scham“, „Der Blinde“ und „Gebet“ sind weitere Werke des Autors Christian Friedrich Hebbel. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Monolog eines Modelljägers“ weitere 418 Gedichte vor.

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