Moderne Staatsbildungen von Christian Friedrich Hebbel

Raubt dem Löwen die Klaue, dem Adler die mächtige Schwinge,
Aber dem Stiere das Haupt, glaubt ihr, es gebe ein Thier?
Nein, das wächs't nicht zusammen, das kann nur zusammen verwesen,
Denn das belebende Herz hat noch kein Nagel ersetzt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Moderne Staatsbildungen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
40
Entstehungsjahr
1813 - 1863
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Moderne Staatsbildungen“ wurde von dem deutschen Dichter Christian Friedrich Hebbel verfasst, der von 1813 bis 1863 lebte und ins Zeitalter des Vormärz und der bürgerlichen Revolution von 1848 einzuordnen ist. Es könnte also in diesem Zusammenhang als kritische Auseinandersetzung mit der staatlichen Ordnung jener Zeit gedeutet werden.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht rätselhaft und kraftvoll. Die sprachlichen Bilder, die Hebbel verwendet, sind stark und wirken durch ihre Verbindung von Natur und Politik ungewöhnlich und anregend.

Das Gedicht imaginiert drei Tiere - Löwen, Adler und Stier - die jeweils ihre typischen Kraftmerkmale durch menschliches Eingreifen verlieren. Es erscheint dabei als eine Allegorie, die das Zustandekommen und das Scheitern von Staaten thematisiert. Das lyrische Ich beschreibt, dass es nicht möglich ist, verschiedene Merkmale willkürlich zu entfernen oder zu kombinieren und einen funktionierenden, lebendigen Zustand zu erreichen.

Im Kontext der Zeit, in der Hebbel schrieb, könnte das Gedicht eine Kritik an den bestehenden Staatsbildungen und politischen Veränderungen anspielen, die einen harmonischen Staat konstruieren wollten, aber dabei scheiterten, weil sie die Eigenarten und Bedürfnisse der Einzelnen nicht berücksichtigten.

Das Gedicht ist in vier Versen verfasst, also in einer sehr kompakten Form, die auf der einen Seite stark zusammenfasst, auf der anderen Seite aber auch Raum für Interpretationen lässt. Durch die spezifische Sprache verleiht Hebbel seinen Gedanken besondere Nachdrücklichkeit und bildet so die Komplexität des Themas ab. Die Sprache des Gedichts fällt durch ihre metaphorische Staatskritik auf, die den Menschen Vorstellungen aufzwingt, die sie nicht nur behindern, sondern auch verbieten, ihren eigenen Weg zu gehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hebbel in seinem Gedicht „Moderne Staatsbildungen“ kritisch das Aufeinandertreffen von Individualität und staatlicher Organisationsstruktur thematisiert. Er verwendet dazu tierische Metaphern und stellt damit die Frage, ob durch das willkürliche Entfernen und Kombinieren von Eigenschaften ein funktionierendes, lebendiges Ganzes entstehen kann. Mit seinem Gedicht beschreibt er die Schwierigkeit und womöglich sogar die Unmöglichkeit, Vielfalt innerhalb rigider Strukturen zu bewahren und zu gestalten.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Moderne Staatsbildungen“ ist Christian Friedrich Hebbel. 1813 wurde Hebbel in Wesselburen, Dithmarschen geboren. In der Zeit von 1829 bis 1863 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Hebbel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 40 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Friedrich Hebbel sind „Winterlandschaft“, „Herbstbild“ und „Sommerlied“. Zum Autor des Gedichtes „Moderne Staatsbildungen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 418 Gedichte veröffentlicht.

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