Auch einmal dem Wicht eine Antwort von Christian Friedrich Hebbel

Ein erbärmlicher Wicht, der meinen Angelo gestern
Hoch bis zum Himmel erhob, heute mit Füßen ihn tritt,
Tadelt mich, daß ich nicht schläfrig im Zimmer sitze und brüte,
Sondern die freie Natur suche, wie Kinder die Brust.
Freund, das find' ich doch graß! Die Schuld zwar kann ich nicht läugnen:
Ja, ich schweife herum, ganz, wie der alte Homer,
Mein ist das erste der Veilchen und mein die letzte der Astern,
Regen sogar und Sturm halten mich selten zu Haus!
Aber, wo hörtest du denn, daß Mauern und Wände den Dichtern
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Je als Musen gedient, oder der Druckergesell?
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Niemals saßen sie noch gebückt vor hungrigen Bogen,
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Aufgekrempelt den Arm, wie es dem Weber gebührt!
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Nein, sie lauschten den Wellen, sie horchten dem Brausen des Windes,
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Und ein Lilienblatt reichte als Täfelchen aus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Auch einmal dem Wicht eine Antwort“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
132
Entstehungsjahr
1813 - 1863
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Christian Friedrich Hebbel, einem deutschen Dramatiker und Lyriker, der von 1813 bis 1863 lebte. Seine Werke fallen somit in die Epoche des Realismus, in der ein Augenmerk auf die realistische Darstellung von Alltag, Charakteren und Gesellschaft gelegt wurde.

Schon beim ersten Lesen erinnert das Gedicht an einen persönlichen Monolog oder ein Selbstgespräch. Es kommt einem vor, als wolle das lyrische Ich die Anschuldigungen eines Kritikers widerlegen, der ihm vorwirft, nicht konstant genug zu arbeiten und zu viel Zeit in der Natur zu verbringen.

Das lyrische Ich gibt zu, dass es gerne herumschweift und Zeit in der Natur verbringt, vergleicht sich sogar mit dem altgriechischen Dichter Homer. Es scheint stolz darauf zu sein, der Natur nahe zu sein und lehnt die Idee ab, dass Dichtung nur innerhalb geschlossener Mauern oder unter Zwang - wie der Druckergeselle - entstehen kann. Die Implikation ist, dass wahre Poesie von der Kreativität, Inspiration und Freiheit geprägt ist, die das lyrische Ich in der Natur findet.

Bei näherer Betrachtung der Form entspricht das Gedicht nicht einer traditionellen Struktur, es besteht jedoch aus 14 Reihen und erscheint in einem durchgehenden, fließenden Thema, was es zu einem Sonett machen könnte. Die Sprache ist eindeutig und bildlich, sie verweist auf klassische und natürliche Bilder – das erste Veilchen, das letzte Aster, die Wellen und der Wind – um zu verdeutlichen, wo das lyrische Ich Inspiration findet.

Das Ziel des Gedichts ist es, die Meinung zu widerlegen, dass Dichter ständig in Abgeschlossenheit arbeiten sollten. Vielmehr betont Hebbel die Wichtigkeit der persönlichen Freiheit und der Nähe zur Natur als Inspirationsquelle.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Auch einmal dem Wicht eine Antwort“ ist Christian Friedrich Hebbel. Der Autor Christian Friedrich Hebbel wurde 1813 in Wesselburen, Dithmarschen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1829 und 1863. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Der Schriftsteller Hebbel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 132 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Christian Friedrich Hebbel ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Blinde“, „Gebet“ und „Glück“. Zum Autor des Gedichtes „Auch einmal dem Wicht eine Antwort“ haben wir auf abi-pur.de weitere 418 Gedichte veröffentlicht.

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