Die tragische Kunst von Christian Friedrich Hebbel

Wohl soll die Kunst euch stets erfreu'n,
Selbst durch das blut'ge Trauerspiel,
Nur müßt ihr nicht das Mittel scheu'n,
Durch das sie's hier erreicht, dies Ziel.
Die Sonne lacht euch ohne sie,
Euch ohne sie das Morgenroth,
Allein der Schmerz erquickt euch nie,
Und nie der Tod, der bitt're Tod.
Sie nöthigt Beide, es zu thun,
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Sie führt sie nah' genug heran,
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Daß keine Kraft in euch mehr ruh'n,
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Daß jede sich nur steigern kann;
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Sie hält sie dennoch fern genug,
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Daß euch ihr Stachel nicht verletzt,
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Und daß nur, wer schon selbst dem Fluch
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Verfallen ist, sich noch entsetzt.
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Verkehrt sie denn mit Tod und Schmerz,
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So thut sie's, stiller Hoffnung voll,
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Daß eben dadurch euer Herz,
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Wie nie, von Leben schwellen soll,
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Und das ein einziger Genuß,
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Wie keine Lust ihn euch gewährt,
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Euch Seel' und Sinn erfrischen muß,
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Wenn sie das Grauen selbst verklärt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Die tragische Kunst“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
147
Entstehungsjahr
1813 - 1863
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die tragische Kunst“ wurde von Christian Friedrich Hebbel geschrieben, einem namhaften Autor des 19. Jahrhunderts (geboren 1813, gestorben 1863). Er gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker des literarischen Realismus in Deutschland.

Auf den ersten Eindruck erweckt das Gedicht einen tiefgründigen und reflektierten Eindruck, der auch eine gewisse Schwermut durch das Thema Tod und Leid in sich trägt. Es scheint sich um die Rolle und den Stellenwert der Kunst in der Gesellschaft zu drehen, genauer noch, um die Funktion der tragischen Kunst.

Inhaltlich betont das lyrische Ich, dass die Kunst stets erfreuen soll, auch wenn sie tragische Themen wie Tod oder Schmerz thematisiert. Es wird dabei deutlich, dass das lyrische Ich die Rolle der Kunst als etwas sieht, das Schmerz und Tod dicht an den Betrachter heranführt, jedoch nicht so weit, dass dieser selbst verletzt wird. Nur wer bereits leidet, könnte sich entsetzt fühlen. Interessanterweise spricht das lyrische Ich davon, dass die Kunst - gerade weil sie Tod und Schmerz verhandelt - das Herz der Betrachter am meisten zum Leben erweckt. Sie soll einen Genuss hervorrufen, der stärker ist als jede andere Lust und sowohl Seele als auch Verstand erfrischt, selbst wenn sie das Grauen verklärt.

Die Form des Gedichts ist geprägt durch seine ausführliche Länge von 24 Versen, welche die Vielschichtigkeit und Tiefe des Themas unterstreichen. Typisch für Hebbels poetische Form sind der recht regelmäßige viertaktige Jambus und das gehaltene Reimschema.

Sprachlich ist das Gedicht recht formell und enthält einen eher veralteten Sprachgebrauch, was unter anderem durch den Gebrauch altertümlicher Schreibweisen wie „nöthigt“, „thun“ oder „bitt're“ zu erkennen ist. Dies verdeutlicht den historischen Kontext. Gleichzeitig schafft es Hebbel, trotz dieses formellen Tons eine emotionale und doch klare Botschaft zu vermitteln, die den Leser zur Reflexion anregt. Zusammenfassend thematisiert Hebbel in „Die tragische Kunst“ die Fähigkeit der Kunst, tiefe Emotionen zu wecken und den Betrachter mit schwierigen Themen zu konfrontieren, ohne ihn dabei zu verletzen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die tragische Kunst“ ist Christian Friedrich Hebbel. 1813 wurde Hebbel in Wesselburen, Dithmarschen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1829 und 1863. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Hebbel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 147 Worte. Die Gedichte „Und ist ein bloßer Durchgang denn mein Leben“, „An Elise“ und „Gott“ sind weitere Werke des Autors Christian Friedrich Hebbel. Zum Autor des Gedichtes „Die tragische Kunst“ haben wir auf abi-pur.de weitere 418 Gedichte veröffentlicht.

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