Der neue Pygmalion An Iffland von August Wilhelm Schlegel

Sonnett.

Sinds Träume, die dem Sinn vorüberwallten,
Und die ein Morgenlüftchen mit sich rafft?
Und seh’ ich wirklich: welch ein Zauber schafft,
Daß Hellas Wunder neu sich mir entfalten?
 
Er ists, der Bildner redender Gestalten:
Sein Feuerblick, sein Gang, der Arme Kraft,
Die Denkerstirn, die tiefe Leidenschaft,
Die mächtig ringt das Höchste festzuhalten.
 
Was zürnst du noch dem Werke deiner Hand,
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Dem Spiegel deiner schöpferischen Seele,
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Als ob ihm Leben zur Vollendung fehle?
 
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Die hohe Kunst, der sich dein Geist verband,
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Schon fühlst du sie von deiner Glut erwarmen;
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Sie steigt herab und ruht in deinen Armen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der neue Pygmalion An Iffland“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1799
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der neue Pygmalion An Iffland“ wurde von August Wilhelm Schlegel verfasst, einem bekannten deutschen Dichter der Klassik und frühen Romantik, der von 1767 bis 1845 lebte. Es wurde also vermutlich in der Übergangsphase vom 18. zum 19. Jahrhundert geschrieben.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht den Eindruck einer verehrenden Huldigung an einen Künstler, der als Erschaffer einer neuen Realität porträtiert wird. Der Autor bringt seine ehrerbietige Faszination für die Fähigkeit dieses Künstlers zum Ausdruck.

Beim Durchlesen des Gedichts wird klar, dass es um einen Bildhauer (Pygmalion) geht, der in der griechischen Mythologie dafür bekannt ist, eine Statue geschaffen zu haben, die er so sehr liebt, dass sie zum Leben erweckt wird. Der Künstler, den Schlegel hier anspricht, wird jedoch „Iffland“ genannt - eine Anspielung auf den deutschen Schauspieler und Dramatiker August Wilhelm Iffland. Schlegel vergleicht Ifflands Kunstfertigkeit mit der von Pygmalion und thematisiert das Verhältnis des Künstlers zu seinem Schaffen.

Das lyrische Ich bestaunt die Fähigkeiten und Leidenschaften des Künstlers und stellt sich vielleicht sogar vor, wie dessen kunstvolle Kreationen zu vollendetem Leben erwachen. Es fordert den Künstler dazu auf, nicht auf seinen Schöpfungen herumzuhacken, sondern die herrliche Vollendung zu akzeptieren.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts ist erkennbar, dass sich Schlegel einer sehr bildhaften, ehrfurchtsvollen Sprache bedient. Die Metaphern und Vergleiche sind eingängig und poetisch, unterstreichen die Fähigkeit des Künstlers und die Bewunderung des lyrischen Ichs. Formell besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl, wobei die ersten beiden Strophen jeweils vier Verse und die letzten beiden jeweils drei Verse enthalten. Der Versmaß und Reim sind rein und deutlich, was zur feierlichen Stimmung des Gedichts beiträgt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Der neue Pygmalion An Iffland“ ein wohlwollendes Porträt eines hoch geschätzten Künstlers darstellt, der gleichzeitig aufgerufen wird, seine eigene Kunst zu schätzen und ihr würdig zu begegnen. Es verdeutlicht den Respekt und die Hochachtung Schlegels für Iffland und seine Arbeit und bestätigt die Rolle der Kunst als Mittel zur Lebensgestaltung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der neue Pygmalion An Iffland“ ist August Wilhelm Schlegel. Schlegel wurde im Jahr 1767 in Hannover geboren. 1799 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Tübingen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Schlegel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Natur und Geist. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 96 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters August Wilhelm Schlegel sind „Dante“. Zum Autor des Gedichtes „Der neue Pygmalion An Iffland“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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