Kampaspe von August Wilhelm Schlegel
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Schönheit ist dem Muth beschieden, |
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Lieb’ erobert sich der Held; |
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Nach den Kämpfen ward Alciden |
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Hebe’s Blüthe zugesellt. |
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Rasch besiegt von Alexandern |
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Bot die Welt ihm Wahl und Lust: |
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Eine doch, vor allen andern, |
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War das Kleinod seiner Brust. |
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Von der Perlen Vaterlande |
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Als die köstlichste bewahrt, |
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Sproßte sie an Indus Strande, |
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Eine Blume, schlank und zart. |
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Nun aus mütterlichem Schatten |
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Weit verpflanzt in fremde Luft, |
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Athmet willig sie dem Gatten |
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Leise Kühlung, süßen Duft. |
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Ihre Jugend darzustellen, |
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Eh die Zeit sie angehaucht, |
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Ruft Philippus Sohn Apellen, |
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Der in Reiz den Pinsel taucht. |
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„Was sie schönes hat und holdes, |
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Laß es mir unsterblich seyn, |
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Und des Ruhmes und des Goldes |
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Sey, so viel du wünschest, dein.“ |
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Die ein Sohn des Zeus erkohren, |
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Spricht der Mahler froh entzückt, |
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Ist, zum Götterloos gebohren, |
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Schon der Sterblichkeit entrückt. |
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Ja du sollst die Göttin schauen, |
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Wie sie halb noch knieend schwebt, |
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Wie die Locken um sie thauen, |
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Da sie aus dem Schaum sich hebt. |
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Still gesenkt die Augenlieder |
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Folgt Kampaspe dem Geheiß, |
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Hinzuleihn die zarten Glieder |
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In des Künstlers Zauberkreis. |
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Sie enthüllt sich, und erröthend |
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Flieht sie in sich selbst zurück; |
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Sterbend und in Glut ertödtend |
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Schwimmt ihr süßverwirrter Blick. |
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Und sie neigt sich, an Geberden, |
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Wie an Haupt und Leib und Brust, |
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Aphrodite ganz zu werden, |
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Ohne Zwang und unbewußt. |
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Stammelt sie in Hellas Tönen, |
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Faßt sie doch den Künstler schnell; |
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Von der Anmuth und dem Schönen |
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Spricht sein Auge glänzend hell. |
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Es verklärt sich mit den Zügen |
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Die sein Pinsel scheu entwirft; |
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Kein Betrachten kann ihm gnügen, |
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Wie er auch den Nektar schlürft. |
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Göttin nannt’ er sie der Liebe: |
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Ach! er fühlet ihr Gesetz, |
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Und befangen alle Triebe |
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In der eignen Dichtung Netz. |
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Ruh und Sinn ist ihm entflohen, |
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Daß er träumend alles thut. |
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Nicht den zürnenden Heroen |
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Fürchtet sein entflammter Muth. |
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Aber sein Vertraun beschämen? |
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Raub am theuren Pfand begehn? |
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Nein, er will sich streng bezähmen, |
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Und die Wünsche nicht gestehn. |
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Forschend nach der Schönen Bilde |
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Tritt der junge Held herein: |
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Prangend hoch in Helm und Schilde |
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Kommt er aus der Krieger Reihn. |
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Er ist Ares, sie Cythere; |
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Beyde knüpft die schönste Wahl, |
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Und sein Werk, des Meisters Ehre, |
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Wird ein Denkmal seiner Qual. |
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Ob er lächelnd sie verhehle, |
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Ihn durchschaut des Königs Blick |
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Er beherrscht die große Seele, |
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Und beschließt des Freundes Glück. |
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„Magst du nur mich treulos schelten! |
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Wunderbar gelang dein Fleiß, |
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Doch ich will ihn nicht vergelten: |
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Fodre von ihr selbst den Preis! |
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Du bist ihrer Schönheit Spiegel, |
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Und sie wäre dir nicht hold? |
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Hier nimm meine Hand, zum Siegel |
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Daß ich euren Bund gewollt. |
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Kannst du ihren Reitz entwenden, |
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So erwirb auch ihre Gunst, |
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Und die Liebe laß vollenden, |
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Was begonnen deine Kunst.“ |
Details zum Gedicht „Kampaspe“
August Wilhelm Schlegel
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1799
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts „Kampaspe“ ist August Wilhelm Schlegel, ein deutscher Literaturhistoriker, Übersetzer und Schriftsteller der Romantik. Er lebte von 1767 bis 1845, das vermutete Entstehungsdatum des Gedichts ist daher im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert.
Auf den ersten Blick fällt die klassische, strenge Form des Gedichts auf. Es ist in Strophen unterteilt und in formalem, poetischem Deutsch geschrieben. Die Verwendung von eingestreuten griechischen und römischen Figuren und Motiven deutet auf den Bildungsstand und die Kultiviertheit des Autors hin. Es herrscht eine Atmosphäre der Bewunderung, Erhabenheit und der antiken Ästhetik.
Das Gedicht erzählt die Begegnung zwischen dem Helden Alexander, der Maler Apelles und der schönen Kampaspe. Alexander, der bereits viele Siege errungen hat, ist von Kampaspe fasziniert, die er in Indien gefunden hat. Er beauftragt Apelles, sie zu malen. Während Apelles sie malt, verliebt er sich in sie. Alexander merkt dies und statt eifersüchtig zu sein, überlässt er ihm Kampaspe.
Das lyrische Ich stellt die Schönheit und den Künstler in den Kontext des Heldentums und der Tugend. Es stellt die Frage nach der Beziehung zwischen Schönheit, Kunst und Liebe. Es betont die transcendentale Kraft der Schönheit und stellt Kunst als ein Medium dar, das die Fähigkeit hat, Wirklichkeiten zu offenbaren, die anderen verborgen bleiben.
Von der Form her, folgt das Gedicht einer strengen Strophenform mit vier Strophen und einer variablen Versanzahl von 20 bis 24 Versen pro Strophe. Die Sprache ist poetisch und reich an Bildern und Metaphern. Das Gedicht enthält viele klassische Anspielungen und benutzt zudem mythologische Figuren und antike Motive, um die narrative und thematische Tiefe zu vermitteln.
Zusammenfassend handelt das Gedicht „Kampaspe“ von August Wilhelm Schlegel von der Macht der Schönheit, die sowohl den Helden als auch den Künstler in ihren Bann zieht. Es ist sowohl eine Hymne auf die Schönheit als auch ein Kommentar über die Beziehungen zwischen Kunst, Schönheit und Liebe.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Kampaspe“ des Autors August Wilhelm Schlegel. 1767 wurde Schlegel in Hannover geboren. Im Jahr 1799 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Tübingen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Schlegel ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Andere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Geheimnisvolle, Mysteriöse und galt als Ursprung der Liebe. Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Kunst und Architektur des Mittelalters wurden von den Vertretern der Romantik wieder geschätzt. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 447 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 88 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors August Wilhelm Schlegel sind „Dante“. Zum Autor des Gedichtes „Kampaspe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.
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