Der Weltgeist von Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

Als du vom Himmel kamst, selige Liebe,
Weckten dein leises Wort schlafende Triebe,
Senkte sich Frühlingsluft auf Flur und Hain.
Die ihr im stillen Thal schweigend euch bücket,
Die ihr des Hügels Haupt mit Anmuth schmücket,
Euch, zarte Blumen, schuf die Lieb’ allein.
 
Sie lockt der Lüfte Volk von Zweig zu Zweigen,
Die von dem leichten Tritt schaukelnd sich neigen.
Der weichen Sänger Laut wird Melodie,
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Des Waldes Königen voll wildem Grimme
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Besänftiget den Zorn die holde Stimme,
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Wohin die Göttin winkt, da folgen sie.
 
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Wer trüge Lebenslast und seine Leere,
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Wenn nicht der kurze Traum der Liebe wäre?
 
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Vor ihrem Zauberspiel entweicht der Schmerz,
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Sie waltet über euch, Himmel und Erde,
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Sie rief dem Chaos zu ihr mächtig Werde,
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Und wer sie nicht empfand, der hat kein Herz.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Der Weltgeist“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer, geboren am 26. Januar 1758 und gestorben am 1. September 1840. Da seine Lebensdaten ins 18. und 19. Jahrhundert fallen, ist eine zeitliche Einordnung des Gedichts in die Epoche der Romantik sinnvoll.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr emotional und seelenvoll. Es spricht von Liebe, Natur und dem göttlichen Weltgeist, welche zentrale Themen der Romantik sind.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht die allumfassende Macht der Liebe. Im ersten Teil wird die Schöpfung der Blumen als Akt der Liebe dargestellt. Im zweiten Teil wird die Macht der Liebe dargestellt, die in der Lage ist, das „Volk der Lüfte“ von Ast zu Ast zu locken und den wilden Zorn der Waldkönige zu besänftigen. In der dritten Strophe thematisiert das Gedicht die existenzielle Bedeutung der Liebe für das menschliche Leben, denn ohne die kurzen Träume der Liebe wäre das Leben leer. Im finalen Teil wird die Siegesmacht der Liebe betont, die Schmerz verdrängen kann und über Himmel und Erde herrscht. Wer sie nicht empfand, der hat kein Herz – eine sehr klare Aussage, die die zentrale Botschaft des Gedichts unterstreicht.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in vier Strophen unterteilt ist. Die ersten beiden Strophen passen aufgrund ihrer gleichbleibenden Länge von jeweils sechs Versen formal gut zusammen und befassen sich beide mit Naturszenen, die durch die Liebe ins Leben gerufen werden. Die dritte Strophe hingegen besteht nur aus zwei Versen und stellt eine Zäsur dar, da sie die philosophisch-metaphysische Ebene betont und auf die existenzielle Bedeutung der Liebe hinweist. Der letzte Teil besteht aus vier Versen und schließt das Gedicht mit einer starken Betonung der Liebesthematik ab.

Die Sprache des Gedichts ist blumig und bildreich, was typisch für die romantische Dichtung ist. Zudem werden viele Vergleiche und Metaphern verwendet, um die allumfassende Macht und Bedeutung der Liebe hervorzuheben.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Weltgeist“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer. Geboren wurde Meyer im Jahr 1758 in Harburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1796 zurück. Der Erscheinungsort ist Neustrelitz. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Klassik zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 129 Worte. Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer ist auch der Autor für Gedichte wie „Königin Kobold“, „Mathilde“ und „Phantasie“. Zum Autor des Gedichtes „Der Weltgeist“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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