Der Burgemeister zu Pferde von August Kopisch

In Kriebeln war vor Zeiten gar viele Feuersnot,
Doch einmal kommt ein Männlein mit einem Käpplein rot
Und bringt gefaßt am Zügel ein blütenweißes Pferd
Und schenkt's dem Burgemeister und sprach: ?Das haltet wert.
Ist in der Stadt ein Feuer, so setzt Euch auf das Tier
Und reitet um die Flammen: Ihr dämpft sie, trauet mir!"
Der Burgemeister folgte, - und sieh: jedweder Brand,
Wenn er ihn selbst umritten, verdampft in sich und schwand;
Und weil das weiße Rößlein besaß die Wunderkraft,
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Ernährt es viele Jahre mit Lust die Bürgerschaft,
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Und selbst die Kinder brachten ihm Gras und Obst und Brot.
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Auf einmal starb's, als eben da große Feuersnot!
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Da lief der Burgemeister zu Fuß ums Feuer her,
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Und es war just dasselbe, als ob zu Pferd er wär:
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Die Flamme sank. - Ich habe nicht Kunde mir verschafft,
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Ob jetzt der Burgemeister noch hat dieselbe Kraft,
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Ob er sie in den Beinen, ob in dem Kopf verspürt?
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Doch soll es immer gut sein, wenn Obrigkeit sich rührt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Burgemeister zu Pferde“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
168
Entstehungsjahr
1799 - 1853
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Burgemeister zu Pferde“ stammt von August Kopisch, einem deutschen Dichter und Übersetzer der Romantik, der von 1799 bis 1853 lebte.

Schon auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass das Gedicht eine Art Fabel oder Märchengeschichte erzählt. Es geht um einen Bürgermeister einer Stadt namens Kriebeln, die unter häufigen Feuerbränden leidet. Ein mysteriöses Männlein schenkt dem Bürgermeister ein weißes Pferd, das die Fähigkeit hat, Feuer zu löschen, indem der Bürgermeister um die Flammen reitet. Diese Kraft hilft der Stadt über viele Jahre, bis das Pferd plötzlich stirbt. Aber als ein weiteres großes Feuer ausbricht, läuft der Bürgermeister zu Fuß um die Flammen und das Feuer erlischt, genau wie als wenn er geritten wäre. Das Gedicht endet mit einer offenen Frage, ob der Bürgermeister noch immer diese Fähigkeit besitzt.

Mit dem Inhalt des Gedichtes scheint der Dichter ein Lob auf die Obrigkeit auszudrücken, da das (Handeln der) Bürgermeister von Kriebeln - repräsentiert durch das Pferd - die Stadt vor zahlreichen Katastrophen bewahrt.

Auf der Formebene zeigt das Gedicht eine erzählerische Struktur, die der Erzählform der märchenhaften Geschichten entspricht. Es besteht aus 18 Versen, die in einer einzelnen Strophe organisiert sind.

Die Sprache des Gedichtes ist recht schlicht und unverschnörkelt, mit einer klaren und verständlichen Aussage, was zur Fabel- bzw. Märchenqualität beiträgt. Es verwendet einige ironische Bemerkungen, insbesondere in der letzten Zeile, die die Frage aufwirft, ob der Bürgermeister tatsächlich eine besondere Fähigkeit hat oder ob die Aktion selbst, - in diesem Fall die Anstrengung der Obrigkeit, sich in Zeiten der Not einzusetzen -, es ist, was zählt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kopisch in diesem Gedicht die Rolle von Autorität und Dienst in einer Gesellschaft hervorhebt. Er tut dies auf eine Weise, die sowohl humorvoll als auch nachdenklich ist, und fordert den Leser dazu auf, sein eigenes Verständnis von Führung, Verantwortung und Gemeinschaft zu überdenken. Das Gedicht zeigt, dass das verantwortungsvolle Handeln der Obrigkeit in Zeiten der Not unerlässlich ist, egal ob übernatürliche Kräfte im Spiel sind oder nicht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Burgemeister zu Pferde“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers August Kopisch. Der Autor August Kopisch wurde 1799 in Breslau geboren. In der Zeit von 1815 bis 1853 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 168 Worte. Weitere Werke des Dichters August Kopisch sind „Die Stempe kommt“, „Das Regenwetter“ und „Hexenbewirtung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Burgemeister zu Pferde“ keine weiteren Gedichte vor.

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