Die Büsumer von August Kopisch

Die Büsumer wohnen am Meeresstrand
Und sind für kluge Leute bekannt,
Nur treiben sie die Bescheidenheit
In manchem Stücke gar zu weit.
Des einen Sonntags ihrer neun
Schwimmen sie weit in die See hinein.
Auf einmal, wie das Meer so schwankst,
Wird einem um die andern Angst,
Und zählt sie alle: Eins, zwei, drei,
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Bis acht - und läßt sich aus dabei,
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Denn er ist echtes Büsumer Kind,
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Die immer so bescheiden sind.
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Ein zweiter probierts, zählt: Eins, zwei, drei,
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Bis acht - und vergißt sich auch dabei.
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Da schwimmen sie alle bestürzt ans Land,
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Wo eben ein kluger Fremder stand.
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Dem klagten sie jammernd ihre Not
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Und sagten: Von uns ist einer tot!
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Und wußten nicht, welcher ertrunken sei!
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Und jammern und zählen immer aufs neu,
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Und finden immer nur wieder acht,
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Weil jeder bescheiden an sich nicht gedacht.
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Der Fremde sprach: Bescheidenheit
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Führt euch, ihr guten Leute, zu weit,
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Steck jeder die Nas in den Sand einmal,
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Und zählt die Tupfen, so habt ihr die Zahl.
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Sie folgten dem Fremden, da zählten sie - neun!
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Und luden vor Freud ihn zum Frühstück ein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Büsumer“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
185
Entstehungsjahr
1799 - 1853
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht trägt den Titel „Die Büsumer“ und stammt von dem deutschen Dichter August Kopisch, der von 1799 bis 1853 lebte. Eine zeitliche Einordnung lässt auf der Basis dieser Informationen schlussfolgern, dass das Gedicht in der Epoche der Spätromantik oder des Biedermeier entstanden ist.

Der erste Eindruck des Gedichts wirkt humorvoll und erzählend. Es beschreibt ein kleines Dorf Büsum an der Nordsee, deren Bewohner für ihre Klugheit bekannt sind, aber zugleich auch für ihre übertriebene Bescheidenheit. Diese führt dazu, dass sie bei einem Sonntagsschwimmen in Angst geraten, weil sie glauben, dass einer von ihnen ertrunken ist. Es stellt sich allerdings heraus, dass sie sich bei der Zählung, aufgrund ihrer Bescheidenheit, selbst nicht mitgezählt haben. Ein kluger Fremder hilft ihnen, ihren Fehler zu erkennen, indem er einen humorvollen Vorschlag macht: Sie sollen die Punkte im Sand zählen.

Das lyrische Ich in dem Gedicht fungiert als ein neutraler Beobachter, der die Szenerie und die Figuren beschreibt und das Geschehen kommentiert. Es vermittelt eine Anerkennung für die Bescheidenheit der Büsumer, weist aber in humorvoller Weise darauf hin, dass ihre Bescheidenheit manchmal zu Komplikationen führen kann.

Formal ist das Gedicht in vierzeilige Strophen gegliedert. Es hat einen festen Reim in umarmenden Reimen (aabb), was die erzählende Art und Weise des Gedichts unterstützt. Die Sprache des Gedichts ist einfach und verständlich mit einer klaren Handlungsstruktur.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Die Büsumer“ von August Kopisch auf humorvolle Weise die Geschichte einer Gruppe von Dorfbewohnern erzählt, die in ihrer Bescheidenheit sich selbst vergessen. Es schwingt eine leichte Kritik an der extremen Bescheidenheit mit, aber insgesamt wird das dörfliche Leben und die damit verbundenen Tugenden in einem positiven Licht dargestellt. Auch wird hier der Wert der einfachen, pragmatischen Lösungen hervorgehoben, die oft von Außenstehenden kommen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Büsumer“ des Autors August Kopisch. Geboren wurde Kopisch im Jahr 1799 in Breslau. Im Zeitraum zwischen 1815 und 1853 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Klassik, Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 185 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 28 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors August Kopisch sind „Das Regenwetter“, „Hexenbewirtung“ und „Die Roggenmuhme“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Büsumer“ keine weiteren Gedichte vor.

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