Die Buche von Theodor Däubler

Die Buche sagt: Mein Walten bleibt das Laub.
Ich bin kein Baum mit sprechenden Gedanken,
mein Ausdruck wird ein Ästeüberranken,
ich bin das Laub, die Krone überm Staub.
 
Dem warmen Aufruf mag ich rasch vertraun,
ich fang im Frühling selig an zu reden,
ich wende mich in schlichter Art an jeden.
Du staunst, denn ich beginne rostigbraun!
 
Mein Waldgehaben zeigt sich sommerfroh.
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Ich will, daß Nebel sich um Äste legen,
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ich mag das Naß, ich selber bin der Regen.
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Die Hitze stirbt: ich grüne lichterloh!
 
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Die Winterspflicht erfüll' ich ernst und grau.
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Doch schütt' ich erst den Herbst aus meinem Wesen.
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Er ist noch niemals ohne mich gewesen.
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Da werd' ich Teppich, sammetrote Au.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Die Buche“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1876 - 1934
Epoche
Naturalismus,
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Buche“ wurde von Theodor Däubler geschrieben, einem deutschen Dichter, der von 1876 bis 1934 lebte. Die zeitliche Einordung lässt sich in die Epoche des Symbolismus bzw. der beginnenden Moderne zuordnen, zu Anfang des 20. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick präsentiert sich das Gedicht als eine Art Monolog einer Buche, die personifiziert wird und über sich selbst, ihre Bestimmung, ihren Ausdruck und ihr Aussehen spricht. Es dreht sich um die Rolle, die der Baum in den verschiedenen Jahreszeiten spielt.

Der Inhalt des Gedichts ist über vier Strophen verteilt, die jeweils einer Jahreszeit zugeteilt werden könnten. Im ersten Teil stellt sich der Baum vor und definiert seine Existenz durch das Laub. Er betont, dass er kein nachdenkender Baum ist, sondern seinen Ausdruck durch das Überranken der Äste findet. Er ist das Laub über dem Staub, also über der Erde.

In der zweiten Strophe spricht die Buche von ihrer Frühlingszeit. Sie beginnt zu sprechen und sich zu jedem in einer einfachen Weise zu wenden. Das Laub beginnt sein Wachsen und ist rostbraun. In der dritten Strophe ist es Sommer und die Buche zeigt sich sommerfroh. Sie liebt das Nass und sieht sich als Regen. Die Hitze stirbt und sie wird üppig grün.

In der vierten und letzten Strophe ist es Winter. Sie ist ernst und grau und spricht von ihrer Winterspflicht, dem Abwerfen des Laubs im Herbst hin zum bloßen Dasein im Winter, wo sie wie ein sammetroter Teppich auf dem Boden liegt.

Das lyrische Ich – die Buche – verdeutlicht die Zyklen der Natur und ihre innige Verbindung mit den Jahreszeiten. Es handelt sich um eine Metapher für das Leben selbst – mit seiner Evolution, Veränderung, Reifung und schließlich Vergänglichkeit.

Das Gedicht hat eine klare und verständliche Struktur, wobei jede Strophe vier Verse hat. Die Sprache ist poetisch, aber dennoch verständlich und leicht zugänglich. Die Personifizierung der Buche verleiht dem Gedicht einen besonderen Charme und ermöglicht es dem Leser, sich auf eine andere Art und Weise mit der Natur zu verbinden.

Insgesamt ist „Die Buche“ ein schönes Beispiel für Däublers Dichtkunst, das sowohl die Schönheit der Natur als auch die verschiedenen Phasen des Lebens aufgriff und symbolisch darstellte. Es handelt sich um ein poetisches Meisterwerk, das die Weisheit eines alten Baumes und die Unbeständigkeit des Lebens vermittelt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Buche“ des Autors Theodor Däubler. Der Autor Theodor Däubler wurde 1876 in Triest geboren. Zwischen den Jahren 1892 und 1934 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Naturalismus, Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus, Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 114 Worte. Weitere Werke des Dichters Theodor Däubler sind „Der Atem der Natur“ und „Millionen Nachtigallen schlagen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Buche“ weitere 11 Gedichte vor.

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