Wohl weiß ich einen Kranz zu winden von Friedrich von Bodenstedt

Wohl weiß ich einen Kranz zu winden
Aus Blumen, die ich einst gepflückt
Wohl auch das rechte Wort zu finden,
Ob ich betrübt bin, ob beglückt.
 
So lang' ich meiner Sinne Meister,
So lang' ich weiß, was mir gefällt,
Gehorchen dienstbar mir die Geister
Der Blumen und der Feenwelt.
 
Doch in der heil'gen Glut des Kusses,
10 
Im Wunderleuchten des Geschicks,
11 
Im Augenblick des Vollgenusses,
12 
Im Vollgenuß des Augenblicks:
 
13 
Da fehlen mir zum Lied die Töne,
14 
Gleichwie der Nachtigal der Schlag,
15 
Weil wohl der Mensch das höchste Schöne
16 
Genießen, doch nicht singen mag.
 
17 
Wer kann die helle Sonne malen
18 
In höchster Glut im Mittagslicht?
19 
Wer nur sie sehn mit ihren Strahlen
20 
Von Angesicht zu Angesicht?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Wohl weiß ich einen Kranz zu winden“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1819 - 1892
Epoche
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wohl weiß ich einen Kranz zu winden“ stammt von Friedrich von Bodenstedt, einem deutschen Schriftsteller und Übersetzer des 19. Jahrhunderts.

Der erste Eindruck des Gedichtes wirkt sehr gedankenreich und reflektiert. Das lyrische Ich scheint sich intensiv mit seiner Umwelt sowie seinen Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen.

Inhaltlich besingt das lyrische Ich seine Fertigkeit, einen Kranz aus Blumen zu binden, die es einst gepflückt hat und ebenso das richtige Wort zu finden, ob es nun traurig oder glücklich ist. Darüber hinaus betont es seine Kontrolle über seine Sinne und was ihm gefällt, während die Geister der Blumen- und Feenwelt ihm dienstbar sind. Es drückt jedoch auch aus, dass es in Momenten höchsten Glücks und in der Glut eines Kusses seine Fähigkeit, ein Lied zu singen oder seine Gefühle in Worte zu fassen, verliert. Dies illustriert es weiterhin, indem es die Unmöglichkeit betont, die blendende Sonne im Höhepunkt ihres Lichts zu malen, genau wie die Unmöglichkeit, ihre Strahlen zu fixieren.

In Hinblick auf Form und Sprache entspricht das Gedicht einem klassischen Schema. Es ist in fünf vierzeilige Strophen aufgeteilt, eine Form, die auch Quartett genannt wird. Der einfache, verständliche Sprachgebrauch ermöglicht es, dass das lyrische Ich seine Gedanken und Gefühle breit und zugänglich teilt. Insgesamt scheint das lyrische Ich mit diesem Gedicht die Unfähigkeit des Menschen auszudrücken, bestimmte Empfindungen oder Erfahrungen, besonders solche größten Genusses und Freude, in Worte zu fassen oder künstlerisch darzustellen. Es betont die Begrenztheit der menschlichen Sprache und die Unzulänglichkeit unserer menschlichen Künste, die ganze Fülle des Erlebens darzustellen. Es zeigt auf, dass einige Dinge einfach erlebt und genossen, aber nicht beschrieben oder dargestellt werden können.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wohl weiß ich einen Kranz zu winden“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich von Bodenstedt. 1819 wurde Bodenstedt in Peine geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1835 bis 1892 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 114 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich von Bodenstedt sind „Nach dem Gewitter“, „Ich fühle deinen Odem“ und „Vom Bergsee“. Zum Autor des Gedichtes „Wohl weiß ich einen Kranz zu winden“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 21 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Friedrich von Bodenstedt (Infos zum Autor)

Zum Autor Friedrich von Bodenstedt sind auf abi-pur.de 21 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.