An ein Kind von Friedrich von Bodenstedt

Noch wiegt dich sanft der Mutter Arm,
Und ihres Auges treue Hut
Schützt dich vor allem Leid und Harm,
Du weißt noch nicht, was bös und gut.
Es kommt die Zeit, wo du's verstehst,
Und mit der Zeit die Prüfung kommt,
Wo du auf eignen Bahnen gehst
Und selbst mußt wählen, was dir frommt.
 
Man füllt die Wahrhreit nicht wie Wein
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Aus einem in den andern Krug:
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Sie will durch Kampf gewonnen sein,
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Und wie den Acker erst der Pflug
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Durchlockert, daß die junge Saat
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Aufkeimen mag in seinem Schoß,
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So ringt sich nur durch gleiche That
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In uns der Keim der Wahrheit los.
 
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Doch was auf Erden soll gedeihn,
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Im Acker wie in Geist und Herz,
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Braucht Segenstau und Sonnenschein
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Und strebt zum Licht auf, himmelwärts.
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Gott walte, daß sich einst erfüllt,
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Mein holdes Kind, in seinem Geist,
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Was dir mein Wunsch im Lied enthüllt:
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Daß du ein Kind des Segens seist!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „An ein Kind“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
153
Entstehungsjahr
1819 - 1892
Epoche
Romantik,
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „An ein Kind“ wurde von Friedrich von Bodenstedt geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Übersetzer aus dem 19. Jahrhundert, der zeitlich in die Epoche des Realismus einzuordnen ist.

Auf den ersten Blick fällt die familiäre und warmherzige Tonalität auf, die die generelle Atmosphäre des Gedichts prägt. Es scheint sich dabei um eine Art Ratschlag oder Ermunterung an ein Kind zu handeln, das noch unter dem Schutz der Mutter steht.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich ein Kind an und gibt ihm Ratschläge für das Leben. Es verweist darauf, dass das Kind momentan noch unter dem Schutz und der Fürsorge der Mutter steht und noch keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse trifft. Doch mit dem Heranwachsen wird das Kind lernen müssen, was gut und böse ist, und eigene Wege gehen. Die zweite Strophe fährt fort mit der Metapher, dass die Wahrheit nicht einfach eingegossen werden kann wie Wein, sondern durch Anstrengungen und Auseinandersetzung erreicht werden muss. Weiter führt das lyrische Ich aus, dass nicht nur das Wachstum auf dem Feld, sondern auch im Geist und im Herzen Sonnenschein und Segen braucht. Das Gedicht endet mit dem Wunsch des lyrischen Ichs, dass das Kind vom Segen erfüllt sein möge.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus drei gleich langen Strophen mit jeweils acht Versen. Das gereimte Versmaß unterstützt den fließenden, beruhigenden Ton des Gedichts.

Die Sprache des Gedichts ist eine typische Dichtersprache des 19. Jahrhunderts und enthält etliche Metaphern und Bilder, wie das Bild des Ackers, das für das Leben steht und durch den Pflug - symbolisch für Erfahrungen und Lernen - aufgelockert wird, um den Samen der Wahrheit aufgehen zu lassen.

Insgesamt scheint Bodenstedt in seinem Gedicht auf die Notwendigkeit von Erfahrungen und Erkenntnissen für das Heranwachsen eines Kindes hinzuweisen und das Streben nach Wahrheit und geistigem Wachstum zu betonen. Zugleich wird die notwendige Rolle von Liebe und Fürsorge, symbolisiert durch den „Segenstau und Sonnenschein“, hervorgehoben. Es ist ein Gedicht voller Optimismus und Liebe, das aber auch die Herausforderungen des Erwachsenwerdens und des Lernens anerkennt.

Weitere Informationen

Friedrich von Bodenstedt ist der Autor des Gedichtes „An ein Kind“. Im Jahr 1819 wurde Bodenstedt in Peine geboren. Zwischen den Jahren 1835 und 1892 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Romantik, Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 153 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Friedrich von Bodenstedt sind „Der Rose süßer Duft genügt“, „Nach dem Gewitter“ und „Ich fühle deinen Odem“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An ein Kind“ weitere 21 Gedichte vor.

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