Kafka, Franz - Die Verwandlung (Charaktere und Beziehungen)
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Referat
Franz Kafka – „Die Verwandlung“ (Personenkonstellation und Charakterisierungen)
Personenkonstellation und Charakterisierungen
Die Hauptfigur ist Gregor Samsa. Er hat folgende Beziehungen zu anderen:
- Zum Vater: Der Vater ist ihm überlegen. Gregor wird erst von ihm finanziell ausgenutzt, nach der Verwandlung hackt der Vater auf ihn herum und grenzt ihn aus. Gregor nimmt es ihm nicht übel. Teilweise schämt sich der Vater für Gregor (vgl. Verhalten zu dem Untermieter).
- Zur Schwester: Verhältnis erst fürsorglich. Vor der Verwandlung finanziert Gregor ihr ein angenehmes Leben und will sie auf das Konservatorium schicken (Zeitgleich Auflehnung gegenüber dem Vater). Nach der Verwandlung sorgt sich seine Schwester als einzige um ihn. Erst am Ende der Erzählung ändert sich das Verhältnis und die Schwester ist die Erste, die ausspricht, dass Gregor wegmuss.
- Zur Mutter: Die Mutter versteht Gregor vor der Verwandlung nicht. Obwohl Gregor seine Arbeit hasst, ist seine Mutter davon überzeugt, dass er diese liebt. Nach der Verwandlung sorgt sie sich zwar um ihn, setzt sich aber gleichzeitig nur halbherzig für ihn ein. Sie hat möglicherweise gute Intentionen, ist aber zu schwach, um eine Hilfe zu sein.
Es existieren außerdem noch folgende Beziehungen:
- Vater ↔ Mutter: Der Vater kontrolliert größtenteils die Mutter (patriarchalisch) bzw. die Mutter ist ihm klar unterlegen. Die Kontrolle nimmt mit der Zeit zu.
- Vater ↔ Prokurist: Der Vater verhält sich gegenüber dem Prokuristen unterwürfig. Der Vater ist dem Prokuristen also unterlegen.
- Vater ↔ Untermieter: Der Vater ist den Untermietern unterlegen, da diese Geld einbringen und jederzeit kündigen können.
- Gregor ↔ gesamte Familie: Vor der Verwandlung ist Gregor der Versorger der Familie. Dennoch ist das Verhältnis nicht wirklich herzlich. Nach der Verwandlung wird Gregor zum „Klotz am Bein”. Er wird lästig und soll weg.
- Vater ↔ Mutter ↔ Tochter: Nach der Verwandlung Gregors wird die Familie langsam „normaler”. Die Tochter entwickelt Selbstständigkeit und wird erwachsen, die Eltern gewinnen ihre finanzielle Unabhängigkeit zurück.
- Gregor ↔ Schwester vs. Vater ↔ Mutter: Nach der Verwandlung entwickeln sich zunächst zwei Pole: Die Schwester orientiert sich an Gregor, die Mutter am Vater. Erst später wechselt die Schwester vollständig zur Gruppe von Vater und Mutter über.
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Gregor Samsa:
Gregor Samsa ist der Hauptprotagonist in der Erzählung „Die Verwandlung“. Vermutlich ist Gregor zwischen 20 und 30 Jahre alt und arbeitet als reisender Tuchhändler. Diesen Job hat er angenommen, da sein Vater mit einer Geschäftsidee pleiteging und große Schulden machte. Nach der Pleite hat sein Vater keine neue Arbeitsstelle angenommen und auch Mutter und Schwester sind nicht erwerbstätig. Daher liegt es nun in Gregors Händen, die Familie alleine durchzubringen.
Als Tuchhändler zu arbeiten, gefällt Gregor nicht. Das liegt vorwiegend daran, dass er seinen Chef nicht ausstehen kann (vgl. S. 6). Da er Angst hat, der Chef würde ihn als faul betiteln, wenn er sich krankmeldet, nimmt die Arbeit fast seine komplette Zeit ein. Aus diesem Grund kann er weder Freundschaften pflegen, noch neue knüpfen. Er findet keine Frau, obwohl er sich nach einer Partnerschaft sehnt, was das Bild mit der Frau im Pelzmantel in seinem Zimmer verrät. Er sehnt sich nach zwischenmenschlicher Nähe. Den Kontakt mit den Menschen während der Arbeit empfindet er als kalt. Seine restliche Zeit verwendet er für sein Hobby, kleine Laubsägearbeiten.
- Seine Aufgabe, die Familie zu ernähren, akzeptiert er jedoch und arbeitet immer fleißig und ist pünktlich. Gregor ist fürsorglich und altruistisch (→ aufopfernd). Er ist sich seiner Verantwortung, die Familie zu ernähren, bewusst, ist jedoch auch naiv und wirkt schwach, da er sich seiner Rolle einfach fügt, obwohl ihm die Arbeit missfällt. Er bemerkt nicht, dass er ausgenutzt wird und auch die anderen Familienmitglieder arbeiten gehen könnten. Die Kontrolle über sein verdientes Geld gibt er dem arbeitslosen Vater. Sein Verhältnis zum Vater wird erst nach der Verwandlung deutlich, durch das Verhalten der beiden Personen kann man jedoch erkennen, dass der Vater schon vor der Verwandlung sehr streng mit Gregor war und durchaus auch gewalttätig, was für patriarchalische Väter in der Zeit üblich war. Dadurch kann man Gregors Verhalten als Käfer als vorauseilender Gehorsam gewertet werden. Durch die Verwandlung verändert sich seine Rolle in der Familie.
- Gregor verliert seine Bedeutung als Ernährer der Familie. Er hatte „der erstaunten und beglückten Familie zu Hause“ das Geld auf den Tisch legen können (II 12); niemand brauchte zu arbeiten. Mit der Verwandlung entfällt diese Rolle Gregors (I); der Vater gewinnt neue Macht über ihn (I 27) und drängt ihn gewaltsam in sein Zimmer zurück. Er erscheint Gregor sogar wie verwandelt und verletzt ihn beinahe tödlich (II 29)
- Jedoch ist sein Ansehen schon vor der Verwandlung verloren gegangen. „Nur die Schwester war Gregor doch noch nahe geblieben […]“ (II 12). Mit der Verwandlung verliert er auch die Zuneigung der Schwester, die ihn nur voller Abscheu versorgt (III).
- Die Mutter scheint sich zwar anfangs für ihn einzusetzen (I 16), kann jedoch seinen Anblick nicht ertragen und flüchtet sich wie selbstverständlich zum Vater (I 27, II 29)
- Als sich die Schwester mit dem Vater gegen Gregor verbündet (II 28, III25 f.), fordert sie, Gregor aus der Familie zu entfernen, weil er bloß ein Tier sei (III 17 f.)
- Gregor Samsa ist schon seines Lebens überdrüssig (III 9), macht sich in seiner Schwäche diesen Wunsch eigen und stirbt (III 29)
Vater:
Das Alter des Vaters ist auf über 40 Jahre zu schätzen. Vor einiger Zeit ist er mit einer Geschäftsidee pleitegegangen und hat dadurch hohe Schulden angehäuft. Seitdem ist er nicht mehr in der Lage, der Versorger der Familie zu sein. Er ist seit dem Konkurs körperlich schwächer geworden, wobei es aber auch gut möglich
sein kann, dass er diese körperliche Schwäche nur vorspielt, um sich keinen neuen Arbeitsplatz suchen zu müssen. Seit er kein Geld mehr verdient, hat Gregor, sein Sohn, die Rolle des Versorgers übernommen. Ob dies Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein des Vaters hat, ist kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden, wenngleich sein aggressives Verhalten gegenüber Gregor nach dessen Verwandlung darauf hinweist. Allem Anschein nach hat der Vater allerdings die Kontrolle über die Familie behalten, obwohl er keinen Beruf mehr ausübt. Er ist derjenige, der die Finanzen überwacht und er legt auch ohne Gregors Mitwissen Ersparnisse an, obwohl noch Schulden vorhanden sind, die Gregor zum arbeiten zwingen. Diese Schulden können schneller abgetragen werden, wenn der Vater keine Ersparnisse angelegt hätte. Dadurch könnte Gregor dann auch den verhassten Beruf aufgeben und zu einem anderen wechseln, der ihm mehr liegt.
Offenbar liegt dem Vater aber nichts daran. Gregor soll das Geld einbringen. Ob er dabei glücklich ist, ist ihm egal. Ein gewisses Maß an Egoismus ist daher beim Vater nur allzu deutlich zu erkennen. Nach der Verwandlung Gregors ändert er sein Verhalten. Seine körperliche Schwäche verschwindet und er kann arbeiten gehen. Stolz trägt er auch zu Hause Uniform, die seine wiedergewonnene Rolle als Versorger unterstreicht. Spätestens jetzt wird auch seine patriarchalische Art deutlich, die vorher weitestgehend versteckt war und man erfährt von den heimlich angelegten Ersparnissen. Nach der Verwandlung zeigt er keinerlei Respekt gegenüber seinem Sohn, der bisher aufopferungsvoll die Familie durchgebracht hat. Bereits am ersten Tag als Insekt geht der Vater brutal gegen Gregor vor. Er schlägt, tritt und verletzt ihn, nur damit Gregor zurück in sein Zimmer geht. Von den Problemen Gregors will er nichts wissen. Sein Sohn kann kein Geld mehr einbringen. Damit ist dieser nutzlos geworden. Zudem ist Gregors Aussehen eine Peinlichkeit gegenüber dem Prokuristen und muss daher versteckt werden.
Später ist es der Vater, der mit einem Apfel nach Gregor wirft. Dieser Apfel durchschlägt den Panzer und bleibt in seinem Rücken stecken, verfault dort und trägt zu seinem Tod bei. Als einziges Familienmitglied bleibt der Name des Vaters unbekannt, was die Distanz zwischen Leser und Vater zusätzlich erhöht.
Greta Samsa:
Greta, die Schwester von Gregor, ist 17 Jahre alt. In der Erzählung wird sie meistens nur als „Schwester“ bezeichnet. Sie spielt Violine und wird von den Eltern umsorgt, geradezu wie ein Kind behandelt. Dementsprechend arbeitet sie auch am Anfang nicht. Nach Gregors Verwandlung ist sie die einzige, die sich noch fürsorglich gegenüber ihm verhält. Sie traut sich in sein Zimmer und bringt ihm Essen. Dadurch erlangt sie eine verantwortungsvolle Position und die Eltern werden von ihr abhängig. Es ist nicht völlig klar, ob sie dies nur in der Hoffnung tut, dass Gregor dadurch wieder normal wird und sie ihr bisheriges Leben weiterführen kann (→ egoistische Gründe), oder ob sie aus echter Zuneigung zu Gregor handelt (→ altruistisch).
Erkennbar ist jedenfalls, dass auch sie sich offenbar vor seinem neuen Äußeren ekelt, denn ihre Besuche in seinem Zimmer sind immer von deutlicher Eile geprägt. Sie ist es auch, die vorschlägt, seine Möbel aus dem Zimmer zu holen, was ihm letztlich als nicht-menschlich abstempelt. Trotzdem gewinnt sie durch ihr Verhalten gegenüber Gregor an Einfluss in der Familie und wird nicht mehr so sehr wie ein Kind behandelt. Gegen Ende der Erzählung wechselt sie - aus Gregors Sicht sehr plötzlich - die Seiten und ist die Erste, die offen ausspricht, was alle denken: Gregor muss verschwinden. Sie bezeichnet Gregor sogar nur noch als „es“ und gibt deutlich zu verstehen, dass sie ihn nicht mehr für einen Menschen hält. Gregor trifft dieser Verrat schwer und stirbt noch in derselben Nacht. Beim kurz darauffolgenden idyllischen Ausflug der Familie stellen ihre Eltern fest, dass sie sich zu einer attraktiven jungen Frau entwickelt hat und hoffen bereits auf einen baldigen Partner für sie. Damit ist ihre Kindheit abgeschlossen.
Mutter
Gregors Mutter zeigt nach der Verwandlung ihres Sohnes große Sorge um diesen. Immer wieder versucht sie, sich für ihn einzusetzen. Trotzdem ist sie keine besondere Hilfe für Gregor, da sie vom Vater abhängig und gegenüber diesem eine äußerst schwache Position hat. Ihre Versuche, Gregor beizustehen, wirken auch eher halbherzig. So wünscht sie zwar ihren Sohn zu sehen, fällt aber gleichzeitig in Ohnmacht, wenn sie ihn erblickt. Durch ihre Ohnmacht beraubt sie sich jeder Einflussmöglichkeit. Die Ohnmacht ist als ein Symbol für die Machtlosigkeit zu verstehen. Es ist für die Mutter aber auch eine Möglichkeit, der Realität zu entkommen. Durch die Bewusstlosigkeit kann sie sich den unangenehmen Anblick ersparen und muss erst gar nicht darüber nachdenken, was zu dieser Entwicklung geführt haben könnte. So ist es nicht ganz zu bestreiten, dass die Mutter bereits vor der Verwandlung Gregors ihm keine Verbündete war. Sie wusste kaum, was im Inneren ihres eigenen Sohnes vorging. So habe sie offenbar geglaubt, dass dieser seinen Beruf liebt und nur an diesen denken kann. Nur deshalb, so denkt sie, habe er auch keine Zeit abends auszugehen und eine mögliche Partnerin zu finden. Als Leser weiß man jedoch, dass Gregor eigentlich seinen Job immer gehasst hat, aber keine andere Wahl hatte als diesen auszuüben. Er musste die Familie irgendwie durchbringen. Auch an einer Partnerin hatte Gregor ganz offensichtlich Interesse, aber aufgrund des nötigen Arbeitspensums fand er keine Gelegenheit dafür. Die Mutter hat all das offensichtlich nicht bemerkt. Sie hat das Denken lieber dem Vater überlassen.
Prokurist
Der Prokurist ist der Vorgesetzte Gregors. Er steht stellvertretend für die Arbeitgeberschaft bzw. die vermögende Schicht und damit gleichzeitig ein Teil der Machthaber. Dementsprechend ist auch der Prokurist mit Macht gesegnet. Gregor und sein Vater haben dies verstanden und unterwerfen sich ihm. Gerade bei Gregors Vater ist dies auffällig, da dieser die Machtposition innerhalb der Familie innehat und somit ein Kontrast zwischen Macht innerhalb der Familie und Macht außerhalb der Familie entsteht. Es ist hervorstechend am Verhalten des Prokuristen, dass er bei der ersten Verspätung Gregors in mehreren Jahren sofort an dessen Haustür steh und ihm vorwirft, absichtlich und begründet fehlen zu wollen, ohne sich überhaupt nach möglichen Gründen für das Fehlen zu erkundigen. Damit bricht er durch das Erscheinen an seiner Haustür nicht nur in die Privatsphäre Gregors ein, sondern macht auch klar, dass er die Macht hat, sowie praktisch keinen Grund für sein Fehlen zu akzeptieren und das schlimmste von seinem Arbeiter denkt. Man fühlt sich ein wenig an Sklaverei erinnert und der Leser versteht, wieso Gregor seinen Beruf und seinen Vorgesetzten verabscheut.
Offensichtlich zeichnet sich der Prokurist vor allem durch seine Macht, durch Gier und durch seine Unmenschlichkeit aus. Gerade dieses Machtgefälle verschiebt sich aber spontan mit Gregors Erscheinen. Auf einmal muss der Prokurist realisieren, dass er keine Macht mehr über Gregor hat, da dieser kein Mitglied einer normalen Gesellschaft mehr ist. Der Prokurist flieht. Diese Handlung kann man aus verschiedenen Perspektiven betrachten.
- flieht vor seinem Machtverlust
- vor Gregors erschreckendem Aussehen
- vor seiner Verantwortung, da er durch sein tyrannisches Verhalten gegenüber Gregor eine Mitschuld an der Verwandlung hat
Untermieter
Die Untermieter sind drei Herren, die sich in Aussehen und Verhalten kaum unterschieden. Man könnte sie fast als Klone bezeichnen. Durch ihr gemeinsames Auftreten gewinnen sie Macht (→ Kollektiv vs. Individuum). Beim Anblick Gregors beschweren sie sich über die hygienischen Verhältnisse und kündigen das Mietverhältnis. Dementsprechend kann man die Untermieter mit der Gesellschaft vergleichen, die ebenfalls ein Kollektiv darstellt und typischerweise Personen mit Problemen, wie Gregor sie hat, meidet.
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