Heine, Heinrich - Zur Beruhigung (Gedichtinterpretation)

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Heinrich Heine, Interpretation, Analyse, Wiener Kongress, Referat, Hausaufgabe, Heine, Heinrich - Zur Beruhigung (Gedichtinterpretation)
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Referat

Heinrich Heine - „Zur Beruhigung“

Nachdem 1815 beim Wiener Kongress die neue Ordnung Europas festgelegt wurde, kam es zu Interessenskonflikten. Die Enttäuschung über die unerfüllten Hoffnungen des "Jungen Deutschlands" nach Freiheit und einer politischen Einheit und das Festhalten an der alten Ordnung deutscher Fürsten führte 1848 schließlich zur Märzrevolution. Gleichzeitig begann 1848 die Industralisierung, was zu sozialen Problemen und Spannungen führte. Viele Autoren griffen die sozialen und politischen Probleme Deutschlands in Ihren Werken auf, so auch Heinrich Heine.

Sein Gedicht „Zur Beruhigung“ wird im anschließenden analysiert und im Anschluss die Epochenzugehörigkeit des Gedichts herausgearbeitet.

In dem Gedicht „Zur Beruhigung“ wird das deutsche Volk mit den Römern verglichen. Hierzu wird Ironie und Sarkasmus verwendet.

Die erste Strophe (Vers 1-4) wird mit einem Vergleich der beiden Völker eingeleitet. Mit „wir“(Vers 1) wird das gesamte deutsche Volk dargestellt, welches am Schlafen ist und von dem somit auch keine Gefahr ausgeht. Dies soll eine Anpielung darauf sein, dass die Deutschen brave Untertanen sind und sich niemals gegen die herrschende Ordnung auflehnen würden. Mit dem „doch“ (Vers 2) wird der Unterschied der beiden Völker betont. Brutus ist erwacht und hat sich gegen den Herrscher aufgelehnt indem er ihn tötete. Die Metapher „bohrte“ (Vers 2) steht für das Erdolchen und verdeutlicht mit welchem Elan und welcher Sicherheit Brutus handelte. Das römische Volk wird als „Tyrannenfresser“ (Vers 4) beschrieben. Dies Metapher zeigt, dass sie vor nichts zurückschrecken, auch nicht vor dem Mord an ihrem Herrscher.

In der zweiten Strophe (Vers 5-8) werden weitere Unterschiede der beiden Völker aufgezählt. So sind die Deutschen keine Tyrannenfresser, da sie ein zivilisiertes und kultiviertes Volk sind. Sie rauchen Tabak und geben sich sinnlichen Begierden hin. Daraufhin wird über die Unterschiede von Völker im Allgemeinen berichtet. Der letzte Vers der Strophe wirkt wie ein plötzlicher Einwurf, ohne jeglichen Zusammenhang. Dies zieht das zuvor gesagt ins Lächerliche und der Sarkasmus des Gedichts wird deutlich.

Die dritte Strophe (Vers 9-12) greift das in der ersten Strophe angedeutete Untertantenbewusstsein der Deutschen wieder auf. Das deutsche Volk ist „brav [...] [und] schläft [einen] gesunden Pflanzenschlaf“. Die Metapher „Pflanzenschlaf“ deutet darauf hin, dass die deutschen nicht über die aktuelle Lage nachdenken, da Pflanzen weder denken noch schlafen können. Deshalb würde sich das deutsche Volk auch niemals gegen ihr Staatsoberhaupt auflehnen. Da das Gedicht aber sakastisch geschrieben ist, bedeutet diese Strophe, dass sich die Deutschen sehr wohl mit der aktuellen Lage beschäftigen und sich auch gegen ihr Staatsoberhaupt auflehnen würden.

In der fünften Strophe (Vers 13- 16) wird die Treue des deutschen Volkes beschrieben. Hierzu wird die Metapher „Eichenholz“ verwendet. Eichen sind sehr robuste und beständige Bäume, ebenso ist auch die Treue sehr stark. Die Matapher „Lindenholz“ wiederspricht dem Ganzen aber, da Lindenholz sehr weich ist. Dies soll daraufhindeuten, dass das deutsche Staatsoberhaupt sein Volk sehr leicht formen und beeinflussen kann und sich deshalb keiner gegen die herrschende Ordnung auflehnen wird. Diese Strophe könnte die einzige in dem Gedicht sein, die ohne Sarkasmus zu verstehen ist.

In der darauffolgenden Strophe (Vers 17- 20) wird erklärt, dass wenn es einen Brutus gäbe, er es nicht schaffen würde Cäsar zu finden. Dabei wird Kritik an dem „Flickenteppich“ Deutschland und der großen Macht der Fürsten ausgeübt. Da Deutschland aus vielen kleinen Staaten bestand, gab es auch mehrere Herrscher, die wegen ihrer großen Macht unerrecihbar waren für einen möglichen Mörder. Am Ende der Strophe wird wieder ein zusammenhangsloser Vers eingeworfen, der das Gesagte ins Lächerliche zieht und die Ironie verdeutlicht.

In der sechsten Strophe (Vers 21- 24) wird die zuvor aufgegriffene Vielstaaterei Deutschlands weiter kritisiert. Durch die Klammern und das Ausrufezeichen, wird die Ironie der Aussage, dass 36 Fürsten nicht zu viel seien, deutlich und betont. Im weiteren Verlauf wird erklärt, dass jeder den „Stern“(Vers 22) schützt. Die Metapher stellt die Macht der Fürsten dar und verdeutlicht deren Unerreichbarkeit und Unantastbarkeit. Die Fürsten brauchen keine Angst vor dem Vormärz zu haben, da ihre Macht geschützt wird. Unter Beachtung der verwendeten Ironie, sollen sich die Herrscher vor dem Vormärz und dessen revolutionären Gedanken gegen die Macht und die Herrschaft des Adels fürchten.

In der vorletzten Strophe (Vers 25- 28) wird die Rolle der Fürsten thematisiert, die in ihre Rollen als Väter des Landes hineingeboren werden. Außerdem wird der falsche Patriotismus dargelegt, da Deutschland aus vielen kleinen Staaten besteht und somit das deutsche Volk gezwungen ist verschiedenen Ländern zugehörig zu sein. Der letzte Vers wirkt wieder wie ein Einwurf und zieht, genau wie in Strophe 2 und Strophe 5, das Gesagte in Lächerliche.

In der achten und letzten Strophe (Vers 29- 32) wird, im Gegensatz zu den vorherigen Strophen, ein idyllisches und ruhiges Bild dargestellt. Es zeigt die Unterworfenheit der Bevölkerung gegenüber den Fürsten, indem sie ihre Hüte erfürchtig ziehen, wenn sie einen Fürsten sehen (vgl. 29 f.). In den letzten beiden Versen wird der in den ersten Strophen thematisierte Vergleich zwischen den Römern und den Deutschen aufgegriffen. Dabei wird Deutschland als „fromme Kinderstube“ (Vers 31) und Rom als „Mördergrube“ (Vers 32) dargestellt und somit der Unterschied zwischen den beiden Völkern nochmals betont. Außerdem ist die ganze Strophe sehr sarkastisch und ruft schon fast zur Revolution auf.

In dem ganzen Gedicht werden viele Adjektive, wie zum Beispiel „kalt“(Vers 3), „stolz“(Vers 14) und „schützend“(Vers 23), verwendet. Sie geben dem Gesagten einen gewissen Ausdruck, wie zum Beispiel „kalte[s] Messer“ (Vers 3), und betonen die Vorzüge beziehungsweise die schlechten Seiten der Völker. Außerdem wird in den meisten Strophen von einem „Wir“, also dem gesamten deutschen Volk, einschließlich dem Autor, gesprochen. Der Autor stellt sich also nicht über die Leser.In vielen Versen, wie zum Beispiel in Vers 21/22 und Vers25/26 ,treten Enjambements auf. Sie bewirken einen schnelleren Lesefluss und betonen das Erwähnte in den Versen.

Das Gedicht „Zur Beruhigung“ besteht aus acht Strophen á vier Versen. Außerdem ist es in Paarreim geschrieben, die einzige Ausnahme ist in Vers 25/Vers 26 zu finden. Hier sind zwei Waisen zu finden. Meistens ist das Gedicht in Jambus verfasst und wirkt so und durch den einfachen Reim simpel und lakonisch.

„Zur Beruhigung“ von Heinrich Heine ist eindeutig dem Vormärz zuzuordnen, da, wie zum Beispiel in dem „Wiegelied“ von Georg Herwegh und in „Die schlesischen Weber“ ebenfalls von Heinrich Heine, das zu dieser Zeit aktuelle politische System stark kritisiert wird. Dabei wurde Sarkasmus und Ironie benutzt, um die Zensur zu umgehen, und unterschwellig zur Revolition und zum Sturz des Herrschers aufgerufen. Geschrieben sind die Gedichte in einfachem Deutsch, aber verstehen kann man sie nur, wenn man die Ironie versteht.

Am 5. Februar 1810 erließ Napoleon ein Gesetz zur Kontrolle und zur Zentralisierung des Buchhandels. Besonders politische und religiöse Publikationen, Zeitschriften und Journale wurden von den Zensurbehörden genau kontrolliert, weshalb viele Lyriker damals Ironie und Sarkasmus verwendeten um der Zensur zu entkommen.

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