Fremde sind wir auf der Erde alle von Franz Werfel

Tötet euch mit Dämpfen und mit Messern,
schleudert Schrecken, hohe Heimatworte,
werft dahin um Erde euer Leben!
Die Geliebte ist euch nicht gegeben.
Alle Lande werden zu Gewässern,
unterm Fuß zerrinnen euch die Orte.
 
Mögen Städte aufwärts sich gestalten,
Niniveh, ein Gottestrotz von Steinen!
Ach, es ist ein Fluch in unserm Wallen ...
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Flüchtig muß vor uns das Feste fallen,
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was wir halten; ist nicht mehr zu halten,
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und am Ende bleibt uns nichts als Weinen.
 
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Berge sind, und Flächen sind geduldig ...
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Staunen, wie wir auf und nieder weichen.
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Fluß wird alles, wo wir eingezogen.
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Wer zum Sein noch Mein sagt, ist betrogen.
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Schuldvoll sind wir, und uns selber schuldig,
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unser Teil ist: Schuld, sie zu begleichen!
 
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Mütter leben, daß sie uns entschwinden.
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Und das Haus ist, daß es uns zerfalle,
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selige Blicke, daß sie uns entfliehen,
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selbst der Schlag des Herzens ist geliehen!
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Fremde sind wir auf der Erde alle,
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und es stirbt, womit wir uns verbinden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Fremde sind wir auf der Erde alle“

Autor
Franz Werfel
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
157
Entstehungsjahr
1890 - 1945
Epoche
Expressionismus,
Exilliteratur

Gedicht-Analyse

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Fremde sind wir auf der Erde alle“ des Autors Franz Werfel. Im Jahr 1890 wurde Werfel in Prag / Österreich-Ungarn geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1906 bis 1945 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Expressionismus oder Exilliteratur zuordnen. Werfel ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten viele Autoren ins Ausland fliehen. Dort entstand die sogenannte Exilliteratur. Ausgangspunkt der Exilbewegung ist der Tag der Bücherverbrennung im Mai 1933 im nationalsozialistischen Deutschland. Alle nicht-arischen Werke wurden verboten und symbolträchtig verbrannt. Daraufhin flohen viele Schriftsteller aus Deutschland. Die deutsche Exilliteratur schließt an die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik an und bildet damit eine eigene Literaturepoche in der deutschen Literaturgeschichte. Die Themen der deutschen Exilliteratur lassen sich zunächst in zwei Gruppen einteilen. Einige Schriftsteller fühlten sich in ihrer neuen Heimat nicht zu Hause, hatten Heimweh und wollten einfach in ihr altes Leben vor dem Nationalsozialismus zurückkehren. Oftmals konnten sie im Ausland nicht mehr ihrer Tätigkeit als Schriftsteller nachgehen, da sie nur in Deutsch schreiben konnten, was im Ausland niemand verstand. Heimweh und ihre Liebe zum Mutterland sind die Themen in ihren Werken. Andere Schriftsteller wollten sich gegen Nazideutschland wehren. Man wollte einerseits die Welt über die Grausamkeiten in Deutschland aufklären. Andererseits aber auch den Widerstand unterstützen. Bestimmte formale Gestaltungsmittel wie zum Beispiel Metrum, Reimschema oder der Gebrauch bestimmter rhetorischer Mittel lassen sich in der Exilliteratur nicht finden. Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Literaturepoche geboren wurden. Das epische Theater von Bertolt Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Aber auch Flugblätter und Radioreden der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten zu erwähnen. Oftmals wurden die Texte auch getarnt, so dass sie trotz Zensur nach Deutschland gebracht werden konnten. Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 157 Worte. Der Dichter Franz Werfel ist auch der Autor für Gedichte wie „Amore“, „Ein Lebens-Lied“ und „Welche Lust auf Erden denn ist süßer“. Zum Autor des Gedichtes „Fremde sind wir auf der Erde alle“ haben wir auf abi-pur.de weitere 22 Gedichte veröffentlicht.

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