Amore von Franz Werfel
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Wenn noch die Eitelkeit |
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Das Auge dir entweiht, |
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Ist kommen nicht die Zeit. |
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Solang du noch willst stehn |
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Auf Podien, gesehn, |
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Kann Glücks dir nicht geschehn. |
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Wer sich noch nicht zerbrach, |
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Sich öffnend jeder Schmach, |
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Ist Gottes noch nicht wach. |
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Wer noch mit Eifer spitzt, |
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Daß er ein Weib besitzt, |
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Ist noch nicht ausgewitzt. |
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Erst wenn ein Mensch zerging |
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In jedem Tier und Ding, |
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Zu lieben er anfing. |
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Erst wer Erfüllung floh, |
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Wächst an zum Höchsten so, |
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Wird letzter Sehnsucht froh. |
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Erst wer sich jauchzend bot |
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Der Schande und der Not |
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Und zehnfach jedem Tod, |
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Im heiligsten Verzicht, |
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Vor Liebe ihm zerbricht |
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Sein irdisch Angesicht! |
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Wohin schwillt er empor? |
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Was schwingt er überm Chor |
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Unendlich sein amor'!! |
Details zum Gedicht „Amore“
Franz Werfel
9
27
117
1890 - 1945
Expressionismus,
Exilliteratur
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Amore“ wurde von Franz Werfel, einem österreichischen Schriftsteller, der zwischen 1890 und 1945 lebte, verfasst. Werfel war ein Vertreter der modernen Lyrik, seine Werke stehen oft im Zeichen der Liebe und Spiritualiät.
Auf den ersten Blick erzeugt das Gedicht einen eher nachdenklichen und ernsten Eindruck und setzt sich mit Themen wie Eitelkeit, Glück und der Suche nach Gott auseinander.
Im ersten Teil des Gedichtes spricht das lyrische Ich über die Oberflächlichkeit und das Streben nach Anerkennung durch andere. Hier wird nahegelegt, dass diese Dinge nicht zu wahrem Glück führen werden. Darüber hinaus wird betont, dass jemand, der sich gegen Kritik und Schmach abriegelt und sich der Eroberung einer Frau widmet, noch nicht zur wahren Erkenntnis gelangt ist.
Im weiteren Verlauf des Gedichts wird eine Transformation und spirituelle Entwicklung vorgeschlagen, hin zum Eingehen in alle Lebewesen und Objekte durch Liebe. Nur wer Verluste erlitten hat, kann letztlich Erfüllung finden. Dabei wird das Leiden, die Beschämung und der Tod als überwältigende Erfahrungen dargestellt, die zur persönlichen Entfaltung und Reifung beitragen.
Formal betrachtet, besteht „Amore“ aus neun Strophen zu je drei Versen. Diese Dreierstruktur könnte eine Anspielung auf die heilige Dreifaltigkeit sein. Die Sprache ist eher schlicht und direkt, wenngleich auch metaphorisch. Jede Strophe endet zudem mit einer aufrüttelnden Aussage, die zum Nachdenken anregt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Amore“ von Franz Werfel eine Reihe von Betrachtungen und Einsichten über das Streben nach Liebe, die Überwindung von Eitelkeit und das Erreichen von Erfüllung durch Leiden und Verzicht beinhaltet. Werfel nutzt dabei eine einfache, aber bedeutungsvolle Sprache und eine klare Struktur, um seine Botschaft zu vermitteln.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Amore“ des Autors Franz Werfel. Im Jahr 1890 wurde Werfel in Prag / Österreich-Ungarn geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1906 und 1945. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Expressionismus oder Exilliteratur zuordnen. Bei Werfel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.
Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten viele Schriftsteller ins Ausland fliehen. Dort entstand die sogenannte Exilliteratur. Ausgangspunkt der Exilbewegung ist der Tag der Bücherverbrennung im Mai 1933 im nationalsozialistischen Deutschland. Alle nicht-arischen Werke wurden verboten und symbolträchtig verbrannt. Daraufhin flohen zahlreiche Schriftsteller aus Deutschland ins Ausland. Die deutsche Exilliteratur schließt an die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik an und bildet damit eine eigene Literaturepoche in der deutschen Literaturgeschichte. Die Themen der Exilliteratur Deutschlands lassen sich zunächst in zwei Gruppen einteilen. Einige Autoren fühlten sich in ihrer neuen Heimat nicht zu Hause, hatten Heimweh und wollten einfach in ihr altes Leben vor dem Nationalsozialismus zurückkehren. Oft konnten sie im Ausland nicht mehr ihrer Tätigkeit als Schriftsteller nachgehen, da sie nur in deutscher Sprache schreiben konnten, was im Ausland niemand verstand. Heimweh und ihre Liebe zum Mutterland sind die Themen in ihren Werken. Die anderen Schriftsteller wollten sich gegen Nazideutschland wehren. Man wollte zum einen die Welt über die Grausamkeiten in Deutschland aufklären. Zum anderen aber auch den Widerstand unterstützen. Anders als andere Epochen der Literatur, die zum Beispiel bei der formalen Gestaltung (also in Sachen Metrum, Reimschema oder dem Gebrauch bestimmter rhetorischer Mittel) ganz charakteristische Merkmale aufweisen, ist die Exilliteratur nicht durch bestimmte formale Merkmale gekennzeichnet. Die Exilliteratur weist häufig einen Pluralismus der Stile (Expressionismus, Realismus), eine kritische Betrachtung der Wirklichkeit und eine Distanz zwischen Werk und Leser oder Publikum auf. Sie hat häufig die Absicht zur Aufklärung und möchte gesellschaftliche Entwicklungen aufzeigen (wandelnder Mensch, Abhängigkeit von der Gesellschaft).
Das Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 117 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Franz Werfel sind „Die Leidenschaftlichen“, „Alte Dienstboten“ und „Ein Lebens-Lied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Amore“ weitere 22 Gedichte vor.
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Zum Autor Franz Werfel sind auf abi-pur.de 22 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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