Vergangenheit von Gottlieb Konrad Pfeffel

Nach seinem Tode kam ein deutscher Dorfsultan
Der sich zum Krösus stahl, im Reiche Satans an.
Hier sah er manchen Freund, Kollegen und Agnaten,
Ja selber seinen Hofkaplan,
Nach Standsgebühr, am sachten Feuer braten.
Kein Wunder! Doch er sah auch seinen treuen Jost,
Der einst sein Kutscher war, gestreckt auf einen Rost,
Gleich einem Karpfen, in Parade liegen.
Ists möglich? rief er aus, bist du es, oder trügen
10 
Die blöden Augen mich, was hast du denn verübt?
11 
Du biedrer Schwabe? Mir sagt mein Gewissen,
12 
Daß ich das Geld zu sehr geliebt;
13 
Auch würd’ ich hier gefaßt für meine Fehler büßen,
 
14 
Wenn nicht mein toller Sohn, für den ich stahl,
15 
Den theuren Schatz, zu Mehrung meiner Qual,
16 
Bis auf die Hälfte schon verprasset hätte.
17 
Was aber brachte dich auf diese Marterstätte?
18 
Du warst ja dumm und fromm. »Ach, gnädiger Patron,
19 
Was mich hieher gebracht, ist – eben dieser Sohn!«
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Vergangenheit“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
19
Anzahl Wörter
147
Entstehungsjahr
1796
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vergangenheit“ wurde von Gottlieb Konrad Pfeffel geschrieben, einem deutschen Dichter, der von 1736 bis 1809 lebte. Die Thematik und Form des Gedichts deuten auf die Epoche der Aufklärung hin, in welcher Pfeffel seine künstlerische Schaffensphase hatte.

Der erste Eindruck des Gedichts vermittelt vielschichtige Komplexität und einen Hauch von Sarkasmus. Die Handlung spielt in der Hölle, wo eine Reihe von Figuren wie „Dorfsultan“, „Krösus“, „Kollegen“, „Agnaten“, und so weiter, unterschiedliche Rollen einnehmen.

Inhaltlich beschäftigt sich das Gedicht mit den fatalen Folgen von Gier und Unrecht. Der Protagonist, ein ehemaliger „Dorfsultan“, sieht in der Hölle viele bekannte Gesichter - einschließlich seines eigenen Kutschers, Jost. Verwundert über die Anwesenheit seines loyalen Dieners in der Hölle, enthüllt der „Dorfsultan“, dass seine eigene Verurteilung auf seiner übermäßigen Liebe zum Geld basiert. Zugleich rechtfertigt er sich selbst, indem er behauptet, dass er nur für seinen verschwenderischen Sohn gestohlen hat, der mittlerweile bereits die Hälfte ihres unrechtmäßig erlangten Vermögens durchgebracht hat. Der Kutscher enthüllt jedoch, dass es genau dieser Sohn ist, der ihn in die Hölle gebracht hat.

Formal ist das Gedicht in zwei Strophen unterteilt, davon 13 Verse in der ersten und 6 in der zweiten. Die Verse bilden keine Reime und betonen damit den Erzählcharakter des Gedichts.

Die Sprache des Gedichts zeichnet sich durch bildhafte und stark metaphorische Ausdrücke aus, die bestimmte soziale und moralische Kommentare liefern. Der „deutsche Dorfsultan“ stellt zum Beispiel eine ironische Darstellung eines gierigen, selbst ernannten Herrschers dar, während der „Krösus“ seine Gier und sein Bestreben nach Reichtum symbolisiert. Der Text nutzt diese sprachlichen Bilder, um eine satirische Darstellung menschlicher Schwächen und deren Konsequenzen zu liefern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Vergangenheit“ von Pfeffel eine moralische Lektion über Gier, Verantwortung und die Folgen unserer Handlungen bietet, verpackt in einer unterhaltsamen und bildhaften erzählerischen Struktur.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Vergangenheit“ des Autors Gottlieb Konrad Pfeffel. Geboren wurde Pfeffel im Jahr 1736 in Colmar. Das Gedicht ist im Jahr 1796 entstanden. Neustrelitz ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Klassik zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 147 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Die Gedichte „Der Frühling und der Herbst“ sind weitere Werke des Autors Gottlieb Konrad Pfeffel. Zum Autor des Gedichtes „Vergangenheit“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Gottlieb Konrad Pfeffel (Infos zum Autor)