Die Sonnenuhr von Gottlieb Konrad Pfeffel

Was mag die Glocke seyn? Geh, sieh doch Schwager,
Im Garten auf die Sonnenuhr!
Sprach Junker Hans auf seinem Krankenlager
Zu seinem ländlichen Merkur.
 
Lips geht, und bringt nach langem Weilen
Die Sonnenuhr vors Kanape:
Da, Herr, seht selber zu! sprach er mit Heulen,
Gott weiß, daß ich vom Dinge nichts versteh.
 
Jüngst las mir Stanzius aus einer alten Fiebel
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Den Schwank, und jauchzte wie ein Kind,
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Der gute Mann weiß nicht, daß er sich seiner Bibel
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Wie Lips der Sonnenuhr bedient.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die Sonnenuhr“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1803
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Die Sonnenuhr“ ist Gottlieb Konrad Pfeffel. Pfeffel lebte von 1736 bis 1809, sein Werk lässt sich also in die Epoche der Aufklärung einordnen.

Das Gedicht beginnt damit, dass ein kranker Mann namens Junker Hans seinen Diener Lips bittet, die Sonnenuhr aus dem Garten zu holen. Nachdem Lips die Sonnenuhr ins Zimmer gebracht hat, gesteht er, dass er nicht versteht, wie sie funktioniert. In der dritten Strophe wird Stanzius erwähnt, der aus einer alten Fibel vorliest und sich darüber freut wie ein Kind. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass Stanzius, ähnlich wie Lips bei der Sonnenuhr, die Bedeutung der alten Fibel nicht vollständig versteht.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht recht schlicht und besticht durch seine Einfachheit. Es wird eine alltägliche Szene beschrieben, die leicht zu visualisieren ist. Der Inhalt des Gedichts deutet jedoch auf eine stärkere, philosophische Bedeutung hin. Das lyrische Ich scheint darauf hinzudeuten, dass das Verständnis der Welt und ihrer Mechanismen nicht selbstverständlich ist. Es spielt auf eine Trennung zwischen der äußeren Erscheinung der Dinge und ihrem inneren, wirklichen Wesen an. Sowohl Lips als auch Stanzius sind in der Lage, die äußere Gestalt der Sonnenuhr bzw. der Fibel wahrzunehmen, wissen aber nichts über ihre Funktionsweise bzw. Bedeutung.

Das Gedicht hat eine einfache Form mit drei Vier-Versen-Strophen. Jede Strophe erzählt eine kleine, in sich geschlossene Geschichte. Die Sprache des Gedichts ist leicht verständlich und ohne komplizierte Metaphern oder Symbole. Allerdings wird die Sprache genutzt, um die Kluft zwischen Wahrnehmung und Verständnis zu verdeutlichen. Das Gedicht wirft damit Fragen auf über das Verhältnis von Oberfläche und Tiefe, von Schein und Sein, die der Mensch immer wieder zu ergründen versucht.

Weitere Informationen

Gottlieb Konrad Pfeffel ist der Autor des Gedichtes „Die Sonnenuhr“. Der Autor Gottlieb Konrad Pfeffel wurde 1736 in Colmar geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1803. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 82 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Gottlieb Konrad Pfeffel ist auch der Autor für Gedichte wie „Diogen und der Bettler“, „Am Grab der Gattin sprach zum trauernden Geleite“ und „Der Frühling und der Herbst“. Zum Autor des Gedichtes „Die Sonnenuhr“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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