Diogen und der Bettler von Gottlieb Konrad Pfeffel

Der weise Diogen (der Tyll
Der Philosophen) thronte still
Und sorgenlos in seiner Tonne.
Ein krummer Bettler von Athen
Trat höhnisch vor ihn hin: Freund! geh mir aus der Sonne;
Die Welt ist groß, sprach Diogen.
Der Sanskülotte schwingt die Krücke:
Meynst du, ich sey ein Narr, wie Philipps Sohn?
Versetzt er, schlägt das Faß in Stücke,
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Und zieht dann im Triumph davon.
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Der Weise regte keinen Finger;
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Er sah halb lachend, halb betrübt
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Die Trümmer an und sprach: Ich sehe wohl, es giebt
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Was ärgers noch als Weltbezwinger.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Diogen und der Bettler“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1797
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Diogen und der Bettler“ stammt von Gottlieb Konrad Pfeffel, einem deutschen Schriftsteller und Aufklärer, der von 1736 bis 1809 lebte. Es lässt sich demnach in das Zeitalter der Aufklärung einordnen.

Auf den ersten Blick handelt das Gedicht von einer Begegnung zwischen dem Philosophen Diogenes und einem Bettler in Athen. Diogenes wird hier als sorglos und zufrieden dargestellt, er lebt in einer Tonne und zeigt sich unbeeindruckt von den Angriffen des Bettlers.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht darum, dass der Bettler Diogenes höhnisch auffordert, ihm aus der Sonne zu gehen, womit er seine Überlegenheit deutlich machen will. Diogenes antwortet nur, dass die Welt groß ist und somit genug Platz für beide bietet. Der Bettler, den Pfeffel als Sanskülotte (einen ohne Strümpfe oder Hosen), bezeichnet, reagiert trotzig und zerstört die Tonne von Diogenes. Der Philosoph reagiert darauf allerdings nur mit einer Mischung aus Belustigung und Bedauern und stellt fest, dass es schlimmere Dinge als einen Weltbezwinger gibt.

Das lyrische Ich, welches hier mit der Perspektive von Diogenes identifiziert werden kann, demonstriert in diesem Gedicht eine bemerkenswerte Gelassenheit und Weisheit. Es schert sich nicht um materielle Besitztümer, gepaart mit einer humorvollen und nachdenklichen Reaktion auf den Vorfall, was darauf hinweist, dass er die Dinge relativiert und die wahre Natur der menschlichen Beziehungen und des Strebens nach Macht erkennt.

Formal ist das Gedicht in einer einzigen 14-zeiligen Strophe gehalten und folgt keinem besonderen Reimschema. Die Sprache ist einfach und leicht verständlich, mit einer gewissen Ironie und Humor. Dazu bedient sich Pfeffel einiger gezielter Wortspiele, wie der Verwendung des Wortes „Weltbezwinger“ um auf die Großmut von Diogenes hinzuweisen, und die Charakterisierung des Bettlers als Sanskülotte, was auf seine niedrige soziale Stellung hinweist.

Zusammengefasst handelt es sich bei „Diogen und der Bettler“ also um ein Gedicht, das in humorvoller Art und Weise eine tiefe philosophische Botschaft vermittelt: Dass materielle Besitztümer und sozialer Status nicht entscheidend für Weisheit und innere Zufriedenheit sind.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Diogen und der Bettler“ ist Gottlieb Konrad Pfeffel. Der Autor Gottlieb Konrad Pfeffel wurde 1736 in Colmar geboren. 1797 ist das Gedicht entstanden. Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Klassik zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 89 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Gottlieb Konrad Pfeffel ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Sonnenuhr“, „Vergangenheit“ und „Am Grab der Gattin sprach zum trauernden Geleite“. Zum Autor des Gedichtes „Diogen und der Bettler“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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