Der Palmbaum von Simon Dach

Ännchen von Tharau ist, die mir gefällt,
Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.
Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz
Auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz.
Ännchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut,
Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!
Käm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,
Wir sind gesinnt, bei einander zu stahn.
Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
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Soll unsrer Liebe Verknotigung sein.
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Recht als ein Palmbaum hoch über sich steigt,
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Je mehr ihn Hagel und Regen anficht,
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So wird die Lieb' in uns mächtig und groß,
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Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Not.
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Würdest du gleich einmal von mir getrennt,
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Lebtest da, wo man die Seele kaum kennt:
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Ich will dir folgen durch Wälder und Meer,
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Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer.
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Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn',
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Mein Leben schließ ich um deines herum.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Der Palmbaum“

Autor
Simon Dach
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
146
Entstehungsjahr
1605 - 1659
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Palmbaum“ ist von Simon Dach, einem deutschen Lyriker und Hymnenschreiber, der im 17. Jahrhundert lebte. Dies gibt uns einen Anhaltspunkt für eine zeitliche Einordnung in die Literaturrevolution der Barockzeit, eine Epoche, die geprägt war von starken emotionalen Ausdrücken, einer Vividität der Sprache und einem dramatischen Spiel mit starken Kontrasten.

Beim ersten Lesen weckt das Gedicht einen Eindruck von intensiver, durchdringender Liebe, die allerlei Herausforderungen trotzt. Darin liegt die Hingabe und Loyalität des lyrischen Ichs gegenüber Ännchen von Tharau.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Liebeserklärung des lyrischen Ichs an Ännchen von Tharau. Es bezeichnet sie als sein Leben, seinen Reichtum und sein Gut und beschreibt sie als die Quelle seiner Liebe und seines Schmerzes. Unabhängig von den Herausforderungen, die auf sie zukommen - Krankheit, Verfolgung, Sorgen und Schmerz - beteuert das lyrische Ich, dass ihre Liebe zueinander sie nur stärker macht, ähnlich wie ein Palmbaum, der sich unter dem Druck von Hagel und Regen aufbäumt. Selbst wenn das lyrische Ich von Ännchen getrennt wird, verspricht es, ihr zu folgen, durch Wälder, Meere und sogar feindliche Armeen hindurch. Das Gedicht endet mit der Aussage, dass das lyrische Ich sein Leben um das ihre schließt.

In Bezug auf die Form, fällt auf, dass das Gedicht in zwanzig Verse unterteilt ist. Es hat eine durchgängige Metrik und einen einheitlichen Reim, der eine stetige, rhythmische Bewegung erzeugt. Dies dient der Verstärkung der intensiven Emotionen und der Entschlossenheit, die das lyrische Ich ausdrückt.

Sprachlich verwendet Dach einfache, aber kraftvolle Bilder, um seine Gefühle darzustellen. Die Personifizierung von Ännchen als dem Leben, Gut und Geld des lyrischen Ichs symbolisiert ihre immense Bedeutung in seinem Leben. Der Vergleich ihrer Liebe mit einem Palmbaum, der trotz Hagel und Regen stark bleibt, vermittelt das Bild einer Liebe, die trotz Widrigkeiten bestehen bleibt. Die Verwendung von starken und kontrastreichen Begriffen wie „Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein“ unterstreicht die Tiefe der Hingabe des lyrischen Ichs gegenüber Ännchen von Tharau. Kombiniert mit den leidenschaftlichen Beteuerungen von Loyalität und Zuneigung, dient die intensive bildhafte Sprache dazu, die emotionale Tiefe und Reichweite des Gedichts zu betonen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Palmbaum“ des Autors Simon Dach. Der Autor Simon Dach wurde 1605 in Klaipeda (Memel) geboren. Im Zeitraum zwischen 1621 und 1659 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Bei Dach handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der Begriff Barock stammt vom portugiesischen Wort „barroco“ ab und bedeutet so viel wie „schiefrunde Perle“. Die Bezeichnung für barock im Sinne eines Adjektivs wurde anfänglich abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung konnte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts durchsetzen und gibt der Literaturepoche im Zeitraum zwischen 1600 und 1720 den Namen. Der Barock ist durch ein gewichtiges Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die ungenügenden sanitären Bedingungen konnten sich Seuchen rasend ausbreiten. Rund ein Drittel der Bevölkerung kamen durch den Krieg und grassierenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die massive Verminderung der Bevölkerung schwächte sich das wirtschaftliche Leben zunehmend ab. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von Pessimismus und bitterer Armut, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird der Gebrauch solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Unter den Literaturgattungen erfuhren die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama einen Aufschwung. Während die Dichter der Renaissance vorwiegend auf Latein, der Sprache der Wissenschaft, schrieben, war man nun bestrebt, sich der deutschen Sprache zu widmen. Da innerhalb der Zeit des Barocks die äußere Ästhetik und der Wohlklang eines literarischen Werkes eine große Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform jener Zeit das Gedicht. In den Gedichten wurden häufig Metaphern, Symbole und Hyperbolik verwendet.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 146 Worte. Die Gedichte „Wenn Gott von allem Bösen“, „Betrachtung der unseligen Ewigkeit“ und „Es wil des lieben Creutzes Pein“ sind weitere Werke des Autors Simon Dach. Zum Autor des Gedichtes „Der Palmbaum“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 255 Gedichte vor.

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